1807 wechselte Milder an das Kärntnertortheater, wo sie bald eine der meistbewunderten und erfolgreichsten Sängerinnen ihrer Zeit wurde. Im Jahr 1810 heiratete die Sängerin den Wiener Preziosen-Schätzmeister, Inhaber eines Privattheaters im Trattnerhof und (bis 1845) Kommandanten des zweiten Wiener Bürger-Regiments, Paul Peter Hauptmann (* 21. Februar 1783 in Wien; † 8. Februar 1858 im Armen-Versorgungshaus in Ybbs, wo er seit 1. Dezember 1847 lebte). Neben Salieri (Lady Anna in Die Neger), Luigi Cherubini und Joseph Weigl (Emmeline) komponierte auch Beethoven mit der Leonore eine Partie für sie: 1805, 1806 und 1814 sang sie diese Rolle in den beiden Uraufführungen der Leonore sowie des Fidelio.
Als Napoléon Bonaparte die Sopranistin in Wien (1809) hörte, war er so begeistert, dass er Milder zur Übersiedlung nach Paris bewegen wollte. Doch sie lehnte ab. Stattdessen ging sie 1815, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Jeanette, nach Berlin, wo sie im Juni 1816 eine Festanstellung an der königlichen Oper erhielt. Im selben Jahr beschwor Beethoven sie, Friedrich de la Motte Fouqué um ein Libretto zu bitten, um eine neue Oper für sie zu schreiben.[3]
Anna Milder-Hauptmann starb 1838 im Alter von 52 Jahren in Berlin und wurde auf dem dortigen, nur wenige Jahre zuvor eröffneten St.-Hedwigs-Friedhof an der Liesenstraße beigesetzt. Das Grabmal ist, stark verwittert, erhalten und befindet sich direkt hinter der Friedhofskapelle.[4]
Katalog der Portrait-Sammlung der k. u. k. General-Intendanz der k. k. Hoftheater. Zugleich ein biographisches Hilfsbuch auf dem Gebiet von Theater und Musik. Zweite Abtheilung. Gruppe IV. Wiener Hoftheater. Wien 1892, S. 349.
Andreas Mayer: „Gluck’sches Gestöhn“ und „welsches Larifari“. Anna Milder, Franz Schubert und der deutsch-italienische Opernkrieg. In: Archiv für Musikwissenschaft. 52, 1995, S. 171–204.
F. A. Marshall, Christopher H. Gibbs: Milder-Hauptmann, (Pauline) Anna. In: The New Grove, Bd. 16, Oxford University Press, London u. a. 2001, S. 673.
Till Gerrit Waidelich: Anna Milder-Hauptmann (1785–1838). Wilhelmine Schröder-Devrient (1804–1860). „wenn das Orchester […] tobt, und die Sängerin sich dazu wie eine Furie geberdet“. „Cordelia“ (1823), Conradin Kreutzers Oper über „eine wahre Begebenheit im Jahre 1814“ für zwei Primadonnen. In: Irina Hundt (Hrsg.): Vom Salon zur Barrikade. Frauen der Heinezeit, J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002 (= Heine-Studien), S. 111–128.
Martin Günther: Kunstlied als Liedkunst. Die Lieder Franz Schuberts in der musikalischen Aufführungskultur des 19. Jahrhunderts. Dissertationsschrift. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016, Kap. 5, besonders S. 151–158.
Carena Sangl: „Salzburgs ‚Goldkehlchen‘: Elisabeth Neukomm und Anna Pauline Milder-Hauptmann“. In: Verlorene Söhne und Töchter: Salzburgs Musikleben nach Auflösung der Hofmusikkapelle : Bericht einer Tagung des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte an der Universität Mozarteum Salzburg in Kooperation mit der Salzburger Bachgesellschaft, 7./8.Oktober 2016. Hollitzer, Wien 2019, S. 154–168 (online bei JSTOR).
Susan Youens: „,Eine wahre Olla Patrida [sic]‘: Anna Milder-Hauptmann, Schubert, and programming the Orient“. In: Natasha Loges, Laura Tunbridge (Hrsg.): German song onstage. Lieder performance in the nineteenth and early twentieth centuries. Indiana University Press, Bloomington/Indiana 2020, S. 10–51.
Birgit Lodes: „‚Ich, der Hauptmann‘: humoristische Wortspiele in Beethovens Briefen an Frauen.“ In: Die Tonkunst: Magazin für klassische Musik und Musikwissenschaft, Bd. 14 (2020), 3, S. 280–293.
Klaus Martin Kopitz: Artikel „Anna Milder-Hauptmann“. In: Beatrix Borchard, Nina Noeske (Hg.): MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen. Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003 ff. Stand vom 3. Juli 2012.
↑Goethes Lyrik, Beethovens Leonore, eine ›Lieder-Kompositrice‹ und (ihre?) Katzen. In: Gazzettino. Mitteilungen der Varnhagen Gesellschaft e. V. 2019, Nr. 44; varnhagen.info (PDF; 2,8 MB).
↑Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, S. 53, 55.