Artur LandsbergerArtur Hermann Landsberger (geboren 26. März 1876 in Berlin; gestorben 4. Oktober 1933 ebenda) war zu seiner Zeit einer der meistgelesenen deutschen Romanschriftsteller. Außerdem trat er als Literatur- und Filmkritiker hervor. LebenGeboren wurde Landsberger in der elterlichen Wohnung in der Friedrichstraße 142. Seine Eltern waren der jüdische Kaufmann Hermann Landsberger und dessen Ehefrau Therese geb. Oberwarth[1]. Nachdem sein Geburtshaus dem Bau des Bahnhofes Friedrichstraße weichen musste, wuchs er in der vornehmen Friedrichsvorstadt auf. 1896 bestand er sein Abitur am Friedrichswerderschen Gymnasium. Er studierte Rechtswissenschaft in München, Heidelberg, Paris, Berlin und schloss 1908 in Greifswald mit der Promotion ab (Seekriegs- und Neutralitätsrecht). 1907 begründete er mit Richard Strauss und den Professoren Georg Brandes, Werner Sombart und Richard Muther die Zeitschrift Der Morgen; auch Hugo von Hofmannsthal war beteiligt. Im April 1908 gründete er gemeinsam mit Eberhard Frowein die Morgen-Verlag GmbH (1908–1913).[2] 1910 startete Landsberger zusammen mit Siegfried Jacobsohn die Deutsche Montagszeitung. Bereits sein Debüt als Autor, Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte (1910), erregte einiges Aufsehen, so dass er sich ganz der Schriftstellerei widmete. Durch die Inflation 1923 verlor Landsberger seine Ersparnisse. Der Ehemann seiner Schwester Else, Louis-Ferdinand Ullstein, holte ihn in die Redaktionen seiner Blätter B.Z. am Mittag und Vossische Zeitung, für die Landsberger unter anderem Gerichtsreportagen schrieb. Landsberger kam aus jüdischem Hause, schenkte der Religion abseits seines schriftstellerischen Interesses aber wenig Beachtung. Seine erste, im November 1908 mit der sechzehnjährigen Dolly Pinkus, Stieftochter des Kaufhausbesitzers Wolf Wertheim und Tochter von Gertrud Wertheim, geschlossene Ehe wurde bereits sieben Monate später geschieden.[3] Seine Schwiegermutter schrieb selbst Klatschromane über die Berliner Gesellschaft.[4] Offenbar hatte er in Berlin Verbindungen zur Unterwelt: „Einer meiner Onkel“, schreibt später sein Neffe Heinz Ullstein, „Bruder meiner Mutter, der Schriftsteller Artur Landsberger, hat eine Anzahl Romane über die Berliner Gesellschaft geschrieben, deren Güte im umgekehrten Verhältnis zu dem Aufsehen stand, das sie verursacht haben. Das Aufsehen rührte daher, dass die Berliner Gesellschaft von damals gern Niederträchtigkeiten über sich las.“ – Susanne Leinemann schrieb dazu: „Betrug, Skandale, Ehebruch. Da musste der Autor Landsberger nicht lange suchen – er selbst hatte am Silvesterabend 1908 einen handfesten Skandal ausgelöst. Damals versuchte sich seine sehr junge Ehefrau Dolly umzubringen. Sie stürzte sich aus Liebeskummer (es heißt, Landsberger habe sie betrogen) leicht bekleidet aus dem dritten Stock des Esplanade am Potsdamer Platz, wurde aber von einem Christbaum aufgefangen. Die Ehe mit Dolly, der Stieftochter des Warenhausbesitzers Wertheim, wird geschieden. Und Landsberger hat seinen Ruf als Lebemann weg.“ Tatsache ist, dass er in Artikeln über die Berliner Ringvereine deren Schlägerbanden verharmloste.[5] 1919 schloss er mit der evangelischen Schneiderstochter[6] Clara Jüngst (1876–1955)[7] aus Rügenwalde[8] seine zweite Ehe. 1922/23 trat Landsberger zum Protestantismus über.[9] WerkVor dem Ersten Weltkrieg erschienen erste Romane: Lu, die Kokotte (1912), Moral (1912), Millionäre (1913). Neben Romanen und Kritiken schrieb Landsberger auch für das Theater, z. B. das Lustspiel Der Großfürst (1912) oder auch die musikalische Groteske Hoheit – der Franz! (1913). Der Krieg bedingt wohl den deutschtümelnden Ton in Haß. Der Roman eines Deutsch-Engländers aus dem Jahre 1950 (1915). Landsbergers gesellschaftskritischer Ton verschärfte sich zusehends mit Frau Dirne (1919), Wie Satan starb (1919), Das Blut (1920), Raffke (1924), Villa im Tiergarten (1924). Der Roman Elisabeth (1921) bezieht sich direkt auf die Propagandakampagne „Schwarze Schmach“ und stellt Schwarze französische Besatzungssoldaten im Rheinland rassistisch als Gefahr für die deutsche Frau dar.[10] In Reaktion auf Hugo Bettauers Veröffentlichung Stadt ohne Juden (1922) entstand der Roman Berlin ohne Juden (1925). Der dystopische Roman erschien im selben Jahr wie Hitlers „Mein Kampf“ und nahm in hellsichtiger Weise die Machtübernahme einer antisemitischen Volkspartei in Deutschland und deren antijüdische Gesetzgebung vorweg. Er ist als Satire auf antisemitische Propaganda konzipiert. Es folgten Asiaten (1926), Bankhaus Reichenbach (1928) und Justizmord (1928). FilmZwischen 1914 und 1930 konnte Landsberger rund 20 Drehbücher für den Stumm- und Tonfilm an den Mann bringen, unter anderen Liebestaumel und Die kleine Stenotypistin für die Vera-Filmwerke. Menschen im Rausch (1920) wurde quasi eine Familienproduktion, mit seinem Neffen Heinz Ullstein in einer Neben- und dessen Frau Änne in der weiblichen Hauptrolle.[11] Im Jahr 1921 betrieb Landsberger mit der Artur-Landsberger-Film-GmbH eine eigene Produktionsfirma. Sie produzierte zwei Filme: Das Blut und Im Strudel der Großstadt, bei welchem Landsberger und Kurt Gerron gemeinsam Regie führten. TodAls scharfzüngiger Gesellschaftskritiker wurde Landsberger von den Nationalsozialisten verfolgt. Schließlich nahm er an seinem Schreibtisch eine Überdosis Veronal und starb durch Suizid.[12] Im „Dritten Reich“ durften seine Bücher nicht mehr gedruckt werden. Erst 1998 brachte der Weidle-Verlag eine neue Ausgabe von Berlin ohne Juden heraus. 2006 folgte eine Neuauflage von Liebe und Bananen. WerkeBücher
Filmografie (Auswahl)
Literatur
WeblinksWikisource: Artur Landsberger – Quellen und Volltexte
Commons: Artur Landsberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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