Die Behrenstraße beginnt am Bebelplatz und verläuft dann in westlicher Richtung bis zur Ebertstraße. Die Hausnummern verlaufen seit etwa 1800 in Hufeisenform vom Haus Nr. 1 nahe der Ecke Cora-Berliner-Straße (Ebertstraße) bis zum Bebelplatz und zurück zum Haus Nr. 74.
Die alten Nummerierungen waren von 1 bis 17 auf der nördlichen Seite (Richtung Unter den Linden) vom Opernplatz zur Wilhelmstraße und auf der anderen Straßenseite in entgegengesetzter Richtung die Nummern 1 bis 37 (siehe Plan).
Namensgebung
Die Behrenstraße trägt seit 1706 den Namen von Johann Heinrich Behr (1647–1712), der die Errichtung der hier beginnenden Friedrichstadt plante und umsetzte.[2]
Geschichte
Die Behrenstraße wurde Ende des 17. Jahrhunderts angelegt und folgt etwa dem Verlauf des Hornwerks, einer früheren Stadtbefestigung der Dorotheenstadt, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts eingeebnet wurde. Zunächst wurden Wohnhäuser errichtet, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts neuen prunkvolleren Büro- und Geschäftshäusern wichen. Vor allem die gerade entstehenden Banken erwarben den Baugrund und ließen meist von renommierten Architekten ihre Zentralen hier errichten.[3] Die zentrale Lage dieser Straße führte frühzeitig zu einer überregionalen Bedeutung bei Anwohnern und Anliegern. In der schließlich in den 1920er Jahren von Banken (Berliner Bankenviertel) geprägten Straße befanden sich auch Verwaltungsgebäude und kulturelle Einrichtungen.
Nach den schweren Schäden des Zweiten Weltkriegs, bedingt durch die Nähe zu den Regierungsbauten, wurden die Gebäude an der Behrenstraße frühzeitig enttrümmert und wieder hergestellt.
Die meisten erhaltenen historischen Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz.
Die Behrenstraße hatte anfangs 54 Grundstücke, die von Karl Neander v. Petersheiden in seinem Adressbuch von 1799 (anschaulichen Tabellen von der gesamten Residenz-Stadt Berlin) auf eigene Faust straßenweise durchnummeriert worden waren: die Nordseite (von Ost nach West) erhielt die durchlaufenden Nummern 2–17, die Südseite (von West nach Ost) die durchlaufenden Nummern 1–37. (vgl. Abb. Berliner Adressbuch 1799)
Wenige Monate später wurde nach einem von König Friedrich Wilhelm III. unterzeichneten Kabinettsdekret noch einmal staatlicherseits umnummeriert, so dass Neander v. Petersheiden 1801 ein neues Adressbuch herausgeben musste. Nun hatte die Nordseite (von Ost nach West) die durchlaufenden Nummern 40–71, die Südseite (von West nach Ost) die durchlaufenden Nummern 1–39 erhalten.
Im Liebenow-Plan von 1867 sind die Grundstücke auf beiden Seiten durchnummeriert von Nr. 1 an der Wilhelmstraße bis zur Hedwigskathedrale und zurück bis Nr. 72. Im Jahre 2019 reicht die Behrenstraße bis zur Ebertstraße, wobei die Wohnhäuser südlich des Erweiterungsteils die Hausnummer 1a-c tragen und auf der nördlichen Seite die Hausnummern bis zur Nr. 74 erweitert wurden.
Die listenhafte Darstellung nennt die Baujahre, die Besitzer bzw. Nutzer und gegebenenfalls die Architekten.[3] Die Hausnummern folgen der Nummerierung aus dem Jahr 1801.[4]
1933 befand sich dort das Haus der Commerz- und Privat-Bank A.-G.
Nummer 7, 7a
Um 1875: Literarisches Büro des Königlichen Staatsministeriums.[5]
1872/1873: (7a, Ecke Mauerstraße 33): Norddeutsche Grundcredit-Bank, nach Plänen und unter Leitung der Architektensozietät Kayser & von Großheim für 160.000 Taler errichtet. Im Erdgeschoss befand sich das Geschäftslocal der Bank, in den darüber liegenden zwei Stockwerken je eine große luxuriöse Wohnung. Die Fassaden sind im Stil italienischer Palastarchitektur gehalten. Als Baumaterial kam für die Gesimse und weitere Architekturteile schlesischerSandstein zum Einsatz. Die Flächen und Quader sind abgeputzt.[10] Später zogen in die frei werdenden Wohnungen weitere Verwaltungen wie 1885 die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft[11] oder die Deutsche Palästina-Orient-Gesellschaft ein.[9]
Nach vollständiger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstand an dieser Stelle ein Parkhaus. Das Parkhaus wurde um 2012 abgerissen, dort errichtet der Investor Frankonia Eurobau AG für rund 76 Millionen Euro das Palais Behrens. Hauptmieter des für 2015 geplanten Gebäudes werden die Fernsehanstalten RTL und n-tv sein.[15]
1881: Bankhaus C. Schlesinger, Trier & Co.[17] Im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.[18]
Behrenstraße 21–39
Nummern 21/22
1743–1766: Nicht mehr erhaltenes Wohnhaus des Mathematikers Leonhard Euler, woran eine hier befindliche Gedenktafel erinnert.
1911–1912: Richard Bielenberg und Josef Moser errichteten das Gebäude im Stil des Neoklassizismus für den Aktiengesellschaft A. Schaaffhausen’scher Bankverein zu Köln, der es bis 1914 als Zentralverwaltung nutzte. Das dreigeschossige Bauwerk besitzt eine Werksteinfassade, die in sieben Achsen gegliedert ist. Der Erdgeschossbereich ist rustifiziert, als Fassadenschmuck fallen die Kolossalpilaster in den beiden oberen Stockwerken sowie Relieffelder über den Fenstern und ein reich gegliedertes Gesims auf.[3][19]
1910 wird als Nutzer eine Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank angegeben.[14]
1834: Verkauf und Zusammenlegung mit dem Gebäude Unter den Linden 37, Käufer war der Prinz und spätere Kaiser Wilhelm I. In diesem Haus wohnten dann zahlreiche Angestellte des Kaiserhofs wie „Palastdamen“ und ein Kastellan.
Ab 1885: Nutzung durch die benachbarte Bibliothek.
Zwischen 1963 und 1969 entstand hier nach Kriegszerstörungen zusammen mit Nummer 40 ein Neubau als Bürogebäude.
1909–1912 erfolgte durch Richard Bielenberg und Josef Moser eine beidseitige bauliche Erweiterung (Nrn. 42 und 45), dabei wurden die ursprünglichen Fassaden vereinfacht und der frühere Giebel entfernt.[3]
Haus Trarbach (Weinhandlung/Gastronomie; Architekt: Richard Walter, Friedenau).[31]
Nummer 48 um 1800 gebaut und 1909 abgebrochenes zweigeschossiges Haus. Ehemaliges Palais des Grafen Lichtenau.
1844: Geburtshaus des Sozialdemokraten Paul Singer.
1823–1853: Wohnhaus der Familie Karl von Graefe, Chirurg und Augenarzt, Vater des berühmten Berliner Augenarztes Albrecht von Graefe (1828–1870). Dieser hatte das ehemalige Palais des Grafen von Lichtenau erworben. Seine Ehefrau Auguste von Graefe, geb. von Alten, (1797–1857) wohnte dort bis 1853.[32]
Um 1850 (Nr. 50): Sitz des Königlichen Eisenbahn-Commissariats von Preußen.[35]
Um 1875: Kaiserlich-Deutsches Postamt Nr. 49.
Um 1875: Aktiengesellschaft Passage Friedrichstraße.[5] (Kaisergalerie Behrenstraße 50–52, Unter den Linden 22/23, Friedrichstraße 163/164).[36]
Um 1932 (Nr. 52): Passage-Bierhallen, Versammlungslokal, das unter anderem von der NSDAP genutzt wurde.
Nummern 53–58
Auf den Grundstücken 53–58 befanden sich im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Gebäude, die als Theater- oder Festsäle genutzt wurden. Sie wurden mehrfach um- und neugebaut. Vor allem im 18. Jahrhundert handelte es sich um die Innenbebauung auf den Höfen zum Boulevard Unter den Linden. Diese war über mehrere Tordurchfahrten der Vorderhäuser in der Behrenstraße sowie Unter den Linden zugänglich; damit firmierten dieselben Baulichkeiten teilweise unter verschiedenen Anschriften. Für mehrere dieser Einrichtungen war auch inoffiziell die Bezeichnung Theater in der Behrenstraße oder An der Behrenstraße üblich.
Nummern 53/54: 1910 wurde der Metropol Palast mit „Biercabaret“, „Palais de Danse“ mit Ladislaus Löwenthal als Kapellmeister, und „Pavillon Mascotte“ eröffnet.[38] Der Gebäudekomplex des Metropol Palastes wurde zwischen 1928 und 1930 in Alkazar umbenannt. Ab 1928 befand sich dort das Theater in der Behrenstraße, zuvor unter der Direktion von Alex Braune das Metropol-Kabarett.
Nummern 55–57: 1892–1897 nach dem Entwurf von Hermann Gottlieb Helmer und Ferdinand Fellner 1891–1892 im Stil des Wiener Barock für das Theater Unter den Linden neu errichtet und über die Kleine Lindenpassage mit dem Boulevard Unter den Linden verbunden, 1898–1945 Standort des Metropol-Theaters, dabei 1928 von Alfred Grenander im Inneren umgestaltet. Seit 1947 Standort der Komischen Oper. Wegen starker Kriegsbeschädigungen der Eingangsfassade 1966/1967 unter Leitung von Kunz Nierade komplett umgestaltet und mit Kupferschmuck aus der Werkstatt von Fritz Kühn versehen. Das zentrale Treppenhaus und der Zuschauerraum sind jedoch weitestgehend erhalten geblieben.[3][39]
Nummer 56: Hier wohnte in seinen letzten Jahren der Komponist Otto Nicolai,[40] Anfang des 20. Jahrhunderts wies eine Gedenktafel darauf hin.
Nummer 56–58: Bis 1890 Sitz des Actien-Bau-Vereins.[5]
Nummer 58: Der Erzähler Paul Heyse verlebte hier seit 1837 seine Kinder- und Jugendjahre.[41]
Nummern 58/59
1822 wird unter der Nummer 59 „eine Mauer“ angegeben.[25] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf diesen beiden Grundstücken die ehemalige Kanonierstraße verlängert und in Glinkastraße umbenannt.
Gebäude gegenüber der Mündung der Mauerstraße in die Behrenstraße
1797: Gräfin von Hessen-Cassel, Witwe (alte Nr. 16)[42]
Um 1840 als neues Wohnhaus errichtet.
1871: Hotel Windsor (Anschrift „Kleine Mauerstraße 4/5“). An der rechten Seite war ein Durchgang im Haus zur Kleinen Mauerstraße, die zu Unter den Linden führte.
1828–1829/1830 wohnte der Philosoph Arthur Schopenhauer hier, wahrscheinlich in einer möblierten Wohnung, er hielt Vorlesungen an der Universität[47][48]
April 1821–1822: Wohnhaus von Heinrich Heine, der dort ein möbliertes Zimmer in der dritten Etage bezog und sein Jurastudium an der Berliner Universität aufnahm.[41]
Seit 1874 im Besitz des Preußischen Kultusministeriums[50]
1879 Abriss und bis 1883 Neubau.
1901–1903: Erweiterungsbau für das Preußische Kultusministerium durch Paul Kieschke.[51]
1910 ist das Ministerium für pp geistliche Angelegenheiten (= Kultusministerium) im Adressbuch angegeben.[14]
Nach 1945–1990 vom Ministerium für Volksbildung genutzt.
Nummer 72 (alte Nummerierung)
Gehörte noch zum Komplex Wilhelmstraße 68/Behrenstraße 71/72.
1891 erbaut für das Preußische Kultusministerium als Anbau.[52]
Nach 1945–1990 vom Ministerium für Volksbildung genutzt.
Nach der politischen Wende wurde das Grundstück Ecke Behren-/Wilhelmstraße mit neuen Gebäuden überbaut.
Behrenstraße 72–74
Wurde erst nach der Verlängerung der Behrenstraße über die Wilhelmstraße hinaus bis zur Ebertstraße eingerichtet.
Nummer 72 (neue Nummerierung)
Diese Nummer wurde offenbar um 1995 neu für die Rückseite des Hotels Adlon vergeben, die alte Nummer war auf der anderen Straßenseite der Wilhelmstraße.
Seit 1996/1997 Rückseite des Hotels Adlon, mit Felix Clubrestaurant (Parterre und Untergeschoss) und China Club Berlin über mehrere Etagen.
Nummer 73
Vom kanadischen Architekten Frank Gehry im Stil des Dekonstruktivismus entworfen. Bauphase von 1996 bis 1999. Wurde erst nach der Verlängerung der Behrenstraße über die Wilhelmstraße hinaus bis zur Ebertstraße eingerichtet. Appartements (Rückseite DZ Bank), Wohnsitz von Gerhard Schröder.[53]
↑ abBehrenstraße. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil 3, S. 41.
↑Kayser & von Grossheim: Gebäude der Norddeutschen Grundcreditbank in Berlin, Behrenstraße 7a. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr.4, 1875, Sp.127/128 (zlb.de).
↑Rudolf Fitzner: Deutsches Kolonial-Handbuch: Ergänzungsband. Vero Verlag, 2014, ISBN 3-7372-0218-4, S. 111.
↑Rudolf Borch: Zu den Berliner Wohnungen. In: Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft. Band 29. 1942, S. 231 ff.
↑Arthur Schopenhauer, Friedrich Arnold Brockhaus, Ludger Lütkehaus: Das Buch als Wille und Vorstellung: Arthur Schopenhauers Briefwechsel mit Friedrich Arnold Brockhaus. C.H.Beck, 1996, ISBN 3-406-40956-3 (google.de).
↑Edmund Husserl, Elisabeth Schuhmann: Briefwechsel. Institutionrlle Schreiben. C. H. Beck, München 1996, S. 101 und 103, 1901 und 1902 als Postadresse.