Die Burschenschaft Frankonia trägt die Farben Gold-Schwarz-Rot-Gold[4] mit goldener Perkussion. Neben dem Burschenband besteht seit 1881 ein Fuchsenband in den Farben Schwarz-Rot-Schwarz. Seit 1861 wird der dunkelrote Stürmer als Kopfbedeckung getragen. Der Wahlspruch lautet: Einig und treu!
Geschichte der Frankonia
Am 15. November 1856 wurde die Burschenschaft Frankonia zu Heidelberg gegründet. Sie versteht sich als eine studentische Korporation im traditionellen Sinne, die auf dem Gedankengut der Urburschenschaft aufbaut. Sie ist in Heidelberg die dritte burschenschaftliche Verbindung unter diesem Namen. 1936 wurde die Frankonia wie alle anderen Studentenverbindungen von den Nationalsozialisten verboten. Während des Zweiten Weltkrieges führten die Mitglieder die Frankentradition unter dem Namen KameradschaftVictor von Scheffel weiter.
Frankonia I.
Eine erste Frankonia trat im September 1831 als Neugründung der Alten Heidelberger Burschenschaft in Erscheinung. Sie nahm am Hambacher Fest (27. Mai 1832) teil und wurde nach dem Frankfurter Wachensturm (3. April 1833) verboten, an dem 11 Mitglieder der Frankonia beteiligt waren.
Frankonia II.
Die zweite Frankonia wurde zu Beginn des Wintersemesters 1846/47 gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte Joseph Victor von Scheffel[5][6], der in der Kneipzeitung der Frankonia 1847 unter anderem seinen Schwanengesang erstveröffentlichte.[7][8] Auch diese burschenschaftliche Verbindung bestand nur kurze Zeit. Sie löste sich nach der Niederwerfung der Revolution von 1848/49 auf. 1886 – anlässlich der 500-Jahr-Feier der Ruperto Carola – traten die noch lebenden Mitglieder der zweiten Frankonia der jetzigen Frankonia bei.[9]
Frankonia III.
Die jetzige Frankonia ging aus einem seit 1853/54 bestehenden Kneipzirkel hervor, der im November 1856 als schwarze corpsfeindliche Verbindung Badenia[11] vom Senat der Universität anerkannt wurde. 1858 änderte sie ihren Namen in Frankonia und gab sich den WahlspruchEinig und Treu! (Max von Schenkendorf) sowie die Farben Rot-Grün-Gold, da Schwarz-Rot-Gold vom Senat der Universität nicht anerkannt wurde. Im Jahre 1859 wurden die Burschenschaftsprinzipien „Sittlichkeit, Wissenschaft, Vaterlandsliebe“ in die Verfassung verankert. 1861 wurden schließlich die Farben "schwarz-rot-gold" und der seither getragene rote Stürmer angenommen.[12] Die Frankonia konsolidierte sich schnell, zumal sie von jungen Mitgliedern wie von Krafft-Ebing, von Zittel, Mönckeberg und Oncken geprägt wurden. Bei aller Einsicht in die formalen Notwendigkeiten einer korporativen Verfassung wurde nicht übersehen, dass für die lebenslange freundschaftliche Verbundenheit ein gemeinsamer geistiger Hintergrund entscheidend sei und die formale Seite nicht Selbstzweck sein dürfe. Die Gründung des Eisenacher Deputierten-Convents geschah auf Veranlassung des Grün-Weiß-Roten Kartells, einem Zusammenschluss der Frankonia mit den befreundeten Burschenschaften Germania Jena und Hannovera Göttingen. Am Deutsch-Französischen Krieg nahmen 50 Heidelberger Franken teil, von denen 3 starben.
Bei der 500-Jahr-Feier der Ruperto Carola beteiligte sich die Frankonia aktiv mit zahlreichen Bundesbrüdern, zumal parallel das 30. Stiftungsfest gefeiert wird. Gleichzeitig wurden die ersten Pläne für den Bau eines Korporationshauses geschmiedet. Am 20. Juli 1881 war die Frankonia Gründungsmitglied des Allgemeinen Deputierten-Convents[13], der seinen Namen 1902 in Deutsche Burschenschaft abänderte. Sowohl 1893 als auch 1912 wurde der Vorsitz im Verband übernommen. Am Ersten Weltkrieg nahmen 348 Heidelberger Franken teil, es waren 54 Verluste zu beklagen. Das Kartellverhältnis innerhalb des Grün-Weiß-Roten Kartells wurde 1919 um die Burschenschaft Derendingia zu Tübingen und 1933 um die Marburger Burschenschaft Germania erweitert.[14] Im Wintersemester bestand die Frankonia aus 382 Alten Herren und 135 Mitgliedern der Aktivitas.
Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte für die Frankonia wie für alle Korporationen das Ende des Verbindungslebens mit sich. 1936 wurde die Frankonia wie alle anderen Studentenverbindungen von den Nationalsozialisten verboten.
Während des Zweiten Weltkrieges führten die Mitglieder die Frankentradition unter dem Namen „Kameradschaft Victor von Scheffel“ weiter. Die Kameradschaft setzte mit aktiver Unterstützung etlicher Alter Herren die Tradition der Frankonia fort, soweit es die obwaltenden Umstände möglich machten. Sie löste sich 1945 mit der Besetzung Heidelbergs durch die amerikanischen Truppen auf. Ihre Mitglieder wurden später in die wiedererstandene Burschenschaft Frankonia übernommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vereinigung Alter Heidelberger Franken wiederbegründet und ein erstes Zusammentreffen nach dem Krieg zum Stiftungsfest organisiert. Mit über 500 Beteiligten schloss das 100. Stiftungsfest im Jahre 1956 die Aufbauphase nach dem Krieg ab. An der Wiedergründung der Deutschen Burschenschaft war die Frankonia beteiligt und übernahm 1961 den Vorsitz des Verbandes.
Im Jahre 1986 beging die Universität Heidelberg ihre 600-Jahr-Feier. Aus diesem Anlass gaben alle Korporationen unter der Anregung und Leitung der Frankonia eine Festschrift heraus („Weiland Bursch zu Heidelberg“), die auf rund 500 Seiten Zeugnis ablegt von der geschichtlichen Entwicklung des Korporationswesens und seiner Bedeutung für die Universität und die Stadt Heidelberg.
1990 verließen Frankonia Heidelberg und Germania Jena das Grün-Weiß-Rote Kartell und erneuerten gemeinsam das Weiß-Rote Kartell, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits kurzzeitig bestanden hatte.
1994 übernahm Frankonia abermals den Vorsitz der Deutschen Burschenschaft und legte als Schwerpunkte der Vorsitzarbeit den Ausgleich der burschenschaftlichen Lager und den Kampf gegen jedwede Spaltungstendez fest.[15]
2012 hatte die Frankonia über 200 Mitglieder und trat aus der Deutschen Burschenschaft aus[16]; seitdem ist sie eine freie Burschenschaft.
Frankenhäuser
Während der 500-Jahr-Feier der Ruperto Carola und dem 30. Stiftungsfest entstanden erste Pläne für den Bau eines Korporationshauses. Es wurde im Jahre 1893 als reines Verbindungshaus erbaut. Die Festrede hielt der Heidelberger Franke und regierende Hamburger Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg.
Von den vielen Heidelberger Studentenverbindungen haben neben der Frankonia nur weitere sieben ihr Haus selbst geplant und erbaut. Sie war die 6. Burschenschaft, die in Deutschland ihr eigenes Haus nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen plante und errichtete. Die Baupläne stammten von Johann Remmler, der zu den bekanntesten freien Heidelberger Architekten seiner Zeit gehörte.
Das Haus der Burschenschaft Frankonia enthält Traditionswerte zur studentischen und burschenschaftlichen Geschichte und zur Geschichte der Stadt und Universität Heidelberg in einer Fülle, wie sie nur wenige andere Verbindungshäuser vorweisen können.
In den vergangenen 110 Jahren gab es nur zwei kleinere bauliche Veränderungen. Zum einen wurde die offene Veranda der Westseite des Hauses im Jahre 1908 zum sogenannten Scheffelzimmer umgestaltet. Später wurde der an der Ostseite gelegene Eingang des Hauses durch einen kleinen Garderobenvorbau erweitert. Ansonsten zeigt sich das Haus in unveränderter Form.
Im Wintersemester 1983/84 wurde östlich neben dem Frankenhaus in Anwesenheit von Freiherr zu Putlitz und des Oberbürgermeisters Zundel das neue Frankenwohnheim mit seinen 8 Doppelappartements eingeweiht. Trotz seiner modernen Architektur schließt es sich in seiner Gesamtdimension und seinem Aufriss harmonisch an das alte Gebäude an und bildet mit diesem zusammen eine stilvolle Einheit.
Carl de Ahna (1847–1906), Mediziner und Mitglied des Deutschen Reichstags
Julius Bachmann (1844–1924), Politiker, Oberbürgermeister von Bromberg, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Carl Georg Barkhausen (1848–1917), Senator und Regierender Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen
Heinrich Gustav Beck (1854–1933), Jurist und Politiker, Freiberger, später Chemnitzer Oberbürgermeister, sächsischer Kultusminister, Vorsitzender des sächsischen Gesamtministeriums
Felix Boehmer (1851–1920), Jurist und Politiker, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Eduard Heyck (1862–1941), Historiker und Schriftsteller
Hermann Hildebrand (1849–1939), Senator und Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen
Alfred Holder (1840–1916), Philologe, Handschriftenforscher und Bibliothekar
Philipp Wilhelm Jung (1884–1965), Politiker (NSDAP), Bürgermeister von Wien, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Ministerpräsident des Volksstaates Hessen
Hermann Specht (1892–1968), Jurist und Politiker, kommissarischer Landrat in Heidelberg und Abgeordneter der Vorläufigen Volksvertretung für Württemberg-Baden und des Landtags von Baden-Württemberg
Eduard Uibel (1846–1925), Landgerichtspräsident in Freiburg im Breisgau, Abgeordneter in der Badischen Ständeversammlung und Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats in Karlsruhe
Fritz Ullmer (1873–1952), Rechtsanwalt und Studentenhistoriker
Arthur Ungewitter (1885–1955), Jurist, Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main
Hermann Valentin (1863–1913), Landtagsabgeordneter im Fürstentum Lippe
Walther Veeck (1886–1941), Prähistoriker, Spezialist für die Merowingerzeit
Rainer Wahl (* 1941), Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer
John Gustav Weiss (1857–1943), Politiker und Historiker, Bürgermeister von Eberbach, badischer Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Verbands der mittleren Städte Badens
Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1049–1050.
Das Frankenarchiv
Seit ihrer Gründung hat die Frankonia großen Wert auf ihr Archiv gelegt. Dieses umfasst neben den bundesinternen Unterlagen und Akten auch eine umfangreiche Präsenzbibliothek, die allen Heidelberger Franken aber auch interessierten Besuchern – nach Anmeldung – offensteht.
Die Bibliothek umfasst viele hundert Bände, Zeitschriften und andere Medien. Hier findet man Fachliteratur u. a. auch zu folgenden Themen.
Geschichte der Burschenschaft Frankonia
Geschichte der Heidelberger und der deutschen Burschenschaft
Bücher zur Heidelberger Universitäts- und Studentengeschichte
Allgemeine Korporations- und Verbandsgeschichte
Geschichte der jüdischen Studentenverbindungen an der Universität Heidelberg
Geschichten zahlreicher Universitäten
Allgemeine Studenten- und Sozialgeschichte
Literatur von und über Bundesbrüder
48er Revolution und Badische Revolution
Scheffelliteratur
Allgemeine Wissenschafts- und Kulturgeschichte
Heidelberger Stadtgeschichte, Landesgeschichte
Das Archiv ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen und historischen Vereinigungen und Gesellschaften. Es hat in der Vergangenheit bis heute zahlreiche deutsche und ausländische Studentinnen und Studenten bei ihren Seminar-, Magister-, Bachelor- und Doktorarbeiten mit Rat und Tat unterstützt und zahlreiche An- und Abfragen aus dem In- und Ausland bearbeitet. Daneben werden Ausstellungen mit Material beschickt, eigene Ausstellungen kuratiert, Vorträge gehalten und eigene Publikationen ediert.
Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 217–219.
Gerhard Berger und Detlev Aurand (Hrsg.): Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola, Heidelberg 1986, ISBN 978-3920431635, S. 274–276.
Hugo Böttger (Hrsg.): Handbuch für den Deutschen Burschenschafter. Berlin 1912, S. 353–355.
Eduard Dietz: Die deutsche Burschenschaft in Heidelberg, Heidelberg 1894.
Eduard Dietz: Neue Beiträge zur Geschichte des Heidelberger Studententums, Heidelberg 1903.
Birgit Erwin; Ulrich Buchhorn: Die Farben der Freiheit. Historischer Kriminalroman. Meßkirch 2013.
Adam Kraft, Adam Weiß und div.: Geschichte der Burschenschaft Frankonia zu Heidelberg, Teil 1 1856–1881, Teil 2 1881–1914, Teil 3 1914–1956, Teil 4 1956–1995, Heidelberg 1925, 1956, 1962, 1995.
Eduard Heyck: Heidelberger Studentenleben zu Anfang unseres Jahrhunderts, Heidelberg 1886.
Eduard Heyck: Studentische Verhältnisse an der Universität Heidelberg, Heidelberg 1893.
Eduard Heyck: Briefe einer Heidelberger Burschenschaft 1914–1918, Lahr in Baden 1919.
Robert Süpfle und August Wild: Die Burschenschaft Frankonia zu Heidelberg 1856 – 1886, Heidelberg 1886.
Heidelberger Frankenlieder, Festgabe zum 70jährigen Stiftungsfest, Heidelberg 1926.
Wilhelm Schmeel: Ein Sommernachtstraum. Ein besinnlich heiteres Spiel zum 100. Stiftungsfest, Heidelberg 1956.
Wilhelm Steinkopf: Mainachtzauber. Ein Heidelberger Frühlingslied, Berlin 1929.
↑Rudolf Rabe: Deutschland voran!: Die Erziehung der Deutschen zum nationalen Egoismus. Berlin 1900, S. 42.
↑Kurpfälzer Jahrbuch. 1925, Heidelberg 1925, S. 39.
↑Eckhard Oberdörfer: Der Heidelberger Karzer, Köln 2005, S. 159.
↑Volker von Offenberg: Prost Heidelberg! Die Geschichte der Heidelberger Brauereien und Bierlokale. (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg. Sonderveröffentlichung 15) Heidelberg 2005, S. 74.
↑Max Droßbach und Hans Hauske (Hrsg.): Handbuch für den Deutschen Burschenschafter. 6. Auflage Berlin 1932, S. 409.
↑Vgl. auch: Eckhard Oberdörfer: Der Heidelberger Karzer. Köln 2005, S. 141, ISBN 3-89498-132-6.
↑Deutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1913/14. Leipzig 1913, S. 149.
↑R. Fick (Hrsg.): Auf Deutschlands hohen Schulen - Eine illustrierte kulturgeschichtliche Darstellung deutschen Hochschul- und Studentenwesens. Hans Ludwig Thilo, Berlin 1900, S.256.
↑E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 66.
↑Verband der Alten Herren der Marburger Burschenschaft Germania e. V. (Hrsg.): 150 Jahre Germania Marburg - Chronik und Geschichte(n) 1868/2018. Marburg 2018, S.150.
↑Die Vorsitzende Burschenschaft der DB, B. Frankonia zu Heidelberg, stellt sich vor, In: Burschenschaftliche Blätter, 109. Jahrgang (1994), H. 3, S. 153–154