Mit ca. 67.000 Einwohnern ist Chiyoda mit Abstand der bevölkerungsärmste Bezirk Tokios und damit – abgesehen von den abgelegenen Pazifikinseln und dem Landkreis Nishitama – die nach Einwohnerzahl kleinste Gemeinde der Präfektur Tokio. Die über 44.000 Unternehmen, die in Chiyoda ihren Sitz haben, bieten fast 900.000 Menschen Arbeit, so dass die Tagesbevölkerung jedoch mehr als 20 Mal so hoch ist wie die Nachtbevölkerung. Der Name Chiyoda, wörtlich „Feld der tausend Generationen“, stammt noch von der Burg Edo, in der bis zur Meiji-Restauration der Shōgun residierte.
Der Bezirk Chiyoda besteht aus dem Kaiserpalast, der ehemaligen Burg Edo, und den umgebenden Gebieten im Radius von etwa einem Kilometer. Bereits zur Edo-Zeit war der Kaiserpalast als Sitz des Shōgun das politische Zentrum Japans. Um die Burg herum lagen die Residenzen der einzelnen Daimyō, die dazu verpflichtet waren, ihre Familien nach Edo zu bringen und selbst dort die Hälfte ihrer Zeit zu verbringen. 1860 wurde der Shōgunatsbeamte Ii Naosuke vor dem Sakurada-Tor der Burg Edo ermordet.
Während der Meiji-Restauration wurden 1871 die Daimyate abgeschafft und das Land von der neuen Zentralregierung konfisziert. In der Burg residierte von nun an der Kaiser, während die Ländereien der Daimyō für Regierungsgebäude genutzt wurden.
Ein Bezirk wurde Chiyoda am 15. März 1947 durch die Vereinigung der ehemaligen Stadtbezirke Kanda, des nordöstlichen Bereichs um den Bahnhof Akihabara herum, und Kōjimachi, des Kaiserpalastes und ehemaligen Samuraiviertels der Stadt Tokio. Bis 1991, als die Präfekturverwaltung nach Shinjuku umzog, war Chiyoda Verwaltungssitz der Präfektur Tokio.
Der namensgebende Stadtteil Chiyoda liegt im Zentrum des Bezirks und besteht nur aus dem Palast mit dem Kaiserlichen Hofamt und dem für die Öffentlichkeit zugänglichen „östlichen Garten“ (Higashi-Gyoen)
Unmittelbar nördlich liegt der Kitanomaru-Park, der der Adresse nach einen eigenen Stadtteil bildet, dort steht das Nippon Budōkan, eine Kampfsporthalle, die auch für große Konzerte genutzt wird.
Ebenfalls nominell einen eigenen Stadtteil bildet Kōkyo-gaien, die „äußeren Palastgärten“, de facto nicht mehr als der weitläufige östliche Vorplatz des Palastgeländes. Nach dem Krieg wurde er vom Palast getrennt und ist zusammen mit dem Kitanomaru-Park „Volkspark“ (国民公園, kokumin kōen; vom Umweltministerium verwaltete Sonderkategorie für ehemals kaiserliche Parks und Friedhöfe).[2] In der unmittelbaren Nachkriegszeit war er Schauplatz politischer Kundgebungen und Demonstrationen, darunter der „blutige Maifeiertag“ (Chi no May Day) von 1952.
Im Westen und Südwesten des Palasts schließen sich drei Stadtteile an, die Sitz der wichtigsten Verfassungsorgane sind:
Südlich des Palastes liegt Hibiya, die Gegend um den Hibiya-Park, einen großen Park.
Östlich des Palasts befinden sich mehrere Stadtteile, in denen vor allem Bürogebäude großer Unternehmen stehen:
Marunouchi: Befindet sich im Südosten zwischen dem Bahnhof Tokio und dem Kaiserpalast. Seit der Meiji-Zeit ist er ein Geschäfts- und Bankenviertel mit dem Sitz der größten Banken und Versicherungen Japans. Hier liegt auch das Tōkyō Kokusai Forum, engl. Tokyo International Forum, ein modernes Kongresszentrum auf dem Gelände der früheren Präfekturverwaltung und des Rathauses der früheren Stadt Tokio.
Ōtemachi: Befindet sich nördlich von Marunouchi und ist Teil des Geschäftsviertels um dem Bahnhof Tokio.
Yūrakuchō befindet sich südlich von Marunouchi und ist ebenfalls Teil des Geschäftsviertels um dem Bahnhof Tokio. In der Besatzungszeit residierte hier General Douglas MacArthur.
Kōjimachi, ein älteres Wohn- und Geschäftsviertel, das namensgebend für den Stadtbezirk Kōjimachi war, neben Kanda der zweite Vorläufer des Bezirks Chiyoda; hier liegt unter anderem die St.-Ignatius-Kirche, und
In Chiyoda befinden sich eine bezirksbetriebene, zwei präfekturbetriebene und zahlreiche private Oberschulen. Unter anderem zwei renommierte private Universitäten haben ihren Hauptsitz in Chiyoda, die jesuitischeSophia-Universität und die Hōsei-Universität, eine der elitären Sechs Universitäten von Tokio. Daneben unterhalten die zentralstaatliche Hitotsubashi-Universität und mehrere private Hochschulen Campus im Bezirk, vor allem in Kudan und Kanda im Norden und Nordosten.
Nach fünf Amtszeiten zum Nachfolger von Masami Ishikawa als Bürgermeister von Chiyoda wurde im Januar 2021 der ehemalige Tomin-First-Präfekturparlamentsabgeordnete Takaaki Higuchi gewählt. Er setzte sich mit Unterstützung von Tomin First und DVP mit 41 % der Stimmen gegen den ehemaligen Bezirksparlamentsabgeordneten Kyōichi Hayao (LDP, Kōmeitō; 33 %), den Angestellten und Bürgermeisterkandidaten 2017 Asao Igarashi (Ishin no Kai sowie unverbindlich aus der KPJ;[4] 24 %) und einen weiteren Kandidaten durch. Die Wahlbeteiligung sank gegenüber 2017 um über acht Punkte auf 45,3 %.[5] Das Kommunalparlament hat regulär 25 Mitglieder und wird bei einheitlichen Regionalwahlen (zuletzt: 2023) gewählt. 2023 bewarben sich 41 Kandidaten, 584 Stimmen genügten für eine Wahl.[6]
Für das Präfekturparlament hat der Bezirk das zweithöchste Stimmgewicht vor dem Inselwahlkreis. Der Einmandatswahlkreis wurde für mehr als vier Jahrzehnte von Liberaldemokraten vertreten, bevor bei der Wahl 2009 der damals 26 Jahre alte Demokrat Zenkō Kurishita die Siegesserie beendete. Bei der Wahl 2013 gewann der Liberaldemokrat Shigeru Uchida, der den Sitz vorher seit 1989 gehalten hatte, Chiyoda für die LDP zurück. Zur Wahl im Juli 2017 zog sich Uchida zurück, bei der präfekturweiten LDP-Erdrutschniederlage ging Chiyoda an Takaaki Higuchi von Koikes Präfekturpartei Tomin First no Kai. Nach seiner Bürgermeisterkandidatur war der Sitz vakant. Bei der Wahl 2021 ging der Sitz an den Tomin-First-Kandidaten Keishō Taira, vorher Abgeordneter für Itabashi.