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Ericeira

Ericeira
Wappen Karte
Ericeira (Portugal)
Ericeira (Portugal)
Basisdaten
Region: Lisboa
Unterregion: Metropolregion Lissabon
Distrikt: Lissabon
Concelho: Mafra
Koordinaten: 38° 58′ N, 9° 25′ WKoordinaten: 38° 58′ N, 9° 25′ W
Einwohner: 12.359 (Stand: 19. April 2021)[1]
Fläche: 12,05 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 1026 Einwohner pro km²
Postleitzahl: 2655-357 Ericeira
Politik
Adresse der Gemeindeverwaltung: Junta de Freguesia de Ericeira
Largo do Pelourinho, Nº 2
2655-330 Ericeira
Website: jfericeira.weebly.com

Ericeira ist eine Gemeinde (Freguesia) im mittelportugiesischen Kreis Mafra. Der Ort ist eine Kleinstadt (Vila), liegt etwa 36 km (Luftlinie) nordwestlich von Lissabon und ist besonders für seine Surfspots bekannt.

Teilansicht von Ericeira

Geschichte

Die Ursprünge des Ortes gehen zurück bis zur Besiedlung durch Handel treibende Phönizier. Die Stadtrechte (Verwaltungsrechte, foral) erhielt der Ort erstmals 1229, die König Manuel I. im Rahmen seiner Verwaltungsreformen 1513 bestätigte. 1855 wurde der vorher eigenständige Kreis (Conselho) von Ericeira aufgelöst und dem Kreis von Mafra angegliedert.

Im 19. Jahrhundert erlebte der Ort einen wesentlichen Aufschwung. Sein Hafen galt um 1850 als der viertgrößte des Landes (nach Lissabon, Porto und Setubal), und seine Zollbehörde war zuständig für die Küste von Cascais bis Figueira da Foz. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich in der Folge aristokratische Familien hier an (Burnay, Ulrich, Rivotti). Mit Aufkommen der Eisenbahn verlor der Hafen dann zunehmend seine überregionale Bedeutung. Es siedelten sich jedoch Sardinen-Fangflotten an und schufen zwischenzeitlich allein 500 Arbeitsplätze auf den Schiffen.[3]

Bekannt wurde der Ort auch, als der letzte König von Portugal, Manuel II., in seinem Jagdschloss im nahen Mafra von der republikanischen Revolution und der Ausrufung der Portugiesischen Republik am 5. Oktober 1910 überrascht wurde und mit einer dramatischen Flucht über Ericeira ins Exil nach England floh.

Im Zweiten Weltkrieg war das neutrale Portugal Ziel vieler Flüchtlinge, und Ericeira war einer der Orte, wo sich größere Gruppen aufhielten, insbesondere Deutsche, Niederländer, Belgier, Polen und Franzosen.[4][5]

Ericeira ist seither als Urlaubsort zunehmend bekannt geworden. Im Januar 2013 wählte der amerikanische Fernsehsender Fox News Ericeira zu einer der 10 interessantesten Kleinstädte Europas, den 10 coolest small towns in Europe.[6]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Der nördliche Strandabschnitt
Am alten Fischereihafen

Neben den verwinkelten Gassen des alten Ortskerns und verschiedenen jahrhundertealten Kapellen, ist die Kirche Igreja Paroquial de São Pedro sehenswert, die auf eine erste Kapelle von 1446 zurückgeht und durch Erweiterungen und Umbauten zur heutigen Form kam. Man kann in ihr Azulejos aus dem 17. Jahrhundert sehen, barocke Figuren des Petrus und Johannes des Täufers, kunstvolle Retabel und vergoldetes Schnitzwerk (talha dourada).

An den Steilküsten, an fjord-ähnlichen Einbuchtungen und ins Meer laufenden Felszungen kann hier die vielfältige lokale Vogelwelt beobachtet werden.[7]

Das 1849 gegründete Blasorchester Filarmónica Cultural Ericeira betreibt auch eine Musikschule und führt Konzerte durch. Auf Gastspielen sind sie u. a. auch in Deutschland gewesen, wo sie 1999 bei den 44. Rasteder Musiktagen in verschiedenen Kategorien zweite und dritte Plätze belegten.[8]

Surfen

Zwischen dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes (Cabo da Roca) und dem Cabo Carvoeiro gelegen, zeichnet sich der Atlantik hier durch häufigere und stärkere Winde und entsprechende Wellen aus. Diesem Umstand verdanken die Strände Ericeiras ihre Beliebtheit bei Surfern, besonders die Praia de Ribeira d’Ilhas. Entsprechend war Ericeira häufig Schauplatz internationaler Surfwettbewerbe und trug lange Jahre Wettbewerbe der World Qualifying Series der ASP aus.[9] 2011 wurde Ericeira zum ersten Surfreservat Europas erklärt, nach Malibu/Santa Cruz in Kalifornien und Manly Beach in Australien als drittes Gebiet weltweit.[10]

Rund um das Surfen haben sich in Ericeira eine Reihe Surfschulen, Verleihe, Bars und spezialisierte Hotelbetriebe niedergelassen.

Wirtschaft

Die Strände, das hier besonders jodhaltige Meerwasser, die Bedeutung für den Surfsport und die Nähe zum Großraum Lissabon haben den Fremdenverkehr zum bedeutendsten Faktor in Ericeira werden lassen. Die Fischerei war in früheren Zeiten der maßgebliche Broterwerb des Ortes, ist aber inzwischen als Haupterwerb in Auflösung begriffen.

Verkehr

Eisenbahn

Der nächste Bahnhof ist im 8 Kilometer entfernten Mafra, das an der Strecke der Linha do Oeste von Lissabon nach Figueira da Foz liegt.

Bus

Ericeira ist in das regionale Busnetz der Mafrense-Linien eingebunden.[11]

Autobahn

Ericeira ist über die A21 an das portugiesische Autobahnnetz angeschlossen.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Ericeira – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Ericeira – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. www.ine.pt – Indikator Resident population by Place of residence and Sex; Decennial in der Datenbank des Instituto Nacional de Estatística
  2. Übersicht über Code-Zuordnungen von Freguesias auf epp.eurostat.ec.europa.eu
  3. História e Politica: O Porto de Mar. Junta Freguesia Ericeira (Memento vom 26. Juli 2011 im Internet Archive).
  4. História e Politica: De “entreposto comercia” a “local frequentado por veraneantes”. Junta Freguesia Ericeira (Memento vom 26. Juli 2011 im Internet Archive).
  5. Freguesia da Ericeira. Câmara Municipal de Mafra (Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive).
  6. Ericeira em top 10 da Europa ‘cool’ da Fox News. Artikel vom 24. Januar 2013 im Reisemagazin Fugas der Zeitung Público, abgerufen am 26. Januar 2013.
  7. Ericeira auf der Website Aves de Portugal, abgerufen am 24. September 2023.
  8. Filarmónica Cultural Ericeira. Website Mpart música participada, Universidade de Aveiro, abgerufen am 24. September 2023.
  9. Ericeira in Portugal: Bedrohtes Surferparadies. Süddeutsche Zeitung, 7. Januar 2014.
  10. Ericeira erstes Surfreservat Europas. n-tv, 22. März 2011.
  11. A Mafrense. Website des Transportunternehmens, abgerufen am 24. September 2023.
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