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Florian Illies

Florian Illies 2022 bei einem Vortrag
Florian Illies bei einem Vortrag in der Pinakothek der Moderne (2022)

Florian Illies (* 4. Mai 1971 in Schlitz) ist ein deutscher Autor, Journalist, Kunsthistoriker und Kurator.

Leben und Wirken

Illies wurde als jüngstes von vier Kindern des Biologen und Limnologen Joachim Illies (1925–1982) und dessen Frau Helga, geb. Niepoth (1931–2020), in der oberhessischen Kleinstadt Schlitz im Vogelsbergkreis geboren.[1][2] Nach der Grundschule in Schlitz, wo Gudrun Pausewang seine Lehrerin war, besuchte er die Winfriedschule in Fulda und sammelte von 1986 an – während seiner Schulzeit – erste journalistische Erfahrungen beim Schlitzer Boten, seinem Heimatblatt, für das er fast täglich als Reporter schrieb. Später volontierte er von 1990 bis 1992 bei der Fuldaer Zeitung. Anschließend studierte Illies Kunstgeschichte und Neuere Geschichte in Bonn und Oxford. An der Universität Bonn schloss er 1998 sein Studium mit dem Grad eines Magister Artium (M.A.) bei Andreas Tönnesmann mit der Arbeit Gustav Friedrich Waagen in England. Eine Studie über den Import kunsthistorischer Systeme zur Zeit des Viktorianismus ab.

Gefördert durch Eduard Beaucamp und Frank Schirrmacher begann er im Jahre 1991, Kunstkritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu schreiben; während seines Studiums schrieb er Kulturreportagen aus England und Kunstkritiken aus Deutschland. 1997 wurde er Feuilletonredakteur der FAZ in Frankfurt. Ab 1999 war er verantwortlich für die „Berliner Seiten“ dieser Zeitung. Diese Berliner Beilage der FAZ entwickelte innerhalb kurzer Zeit deutschlandweit den Ruf eines neuartigen "Experimentierfelds des Feuilletons" (SPIEGEL), bis sie 2002 aus Kostengründen eingestellt werden musste.[3] Illies ging anschließend als Feuilletonchef zur Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nach seinem Ausscheiden bei der FAZ im Jahre 2003 gründete Illies 2004 mit seiner damaligen Frau Amélie von Heydebreck, einer Tochter des Deutsche-Bank-Vorstandes Tessen von Heydebreck, die Kunstzeitschrift Monopol, die sich rasch als zentrales Organ für die deutsche Gegenwartskunst etablierte. Bis Ende 2006 war Illies sowohl deren Herausgeber als auch deren Chefredakteur, bevor Monopol in die Hände des Ringier-Verlages übergeben wurde.[4]

2008 wechselte Illies zur Wochenzeitung Die Zeit und war zunächst für das Zeit-Magazin tätig.[5] Ab 2009 leitete er dort, zusammen mit Jens Jessen, das Ressort Feuilleton und Literatur.[6] Seit 2017 gehört Illies zum fünfköpfigen Herausgebergremium der „Zeit“.[7]

Von 2016 bis 2018 war Illies Mitglied der Hauptjury beim Stern-Preis, dem wichtigsten deutschen Journalistenpreis. Seit 2022 ist er Mitglied der Jury vom Deutschen Reporter:innenpreis. 2023 wurde er von der Kulturministerin Ina Brandes in die Jury für den Kunstpreis NRW berufen.[8]

Im Sommer 2011 wurde Illies zu einem der vier Gesellschafter des Berliner Auktionshauses Villa Grisebach[9]. Zum Jahresende 2018 verließ er die Villa Grisebach.[10] Er etablierte dort die Abteilung „Kunst des 19. Jahrhunderts“. Außerdem gründete er dort das „Journal“, das jedes Jahr Autoren wie Hans Magnus Enzensberger, Botho Strauß, Martin Walser, Helene Hegemann und Eva Menasse über Kunstwerke schreiben ließ.[11]

Zum 1. Januar 2019 trat er beim Rowohlt Verlag als verlegerischer Geschäftsführer die Nachfolge von Barbara Laugwitz an.[12][13] Ende Januar 2020 wurde sein Rücktritt auf eigenen Wunsch angekündigt. Seine Nachfolgerin ab Juli 2020 wurde Nicola Bartels.[14]

Seit 2020 ist Illies als Vertreter des Landes Berlin Mitglied im Kuratorium der Kulturstiftung der Länder.[15]

Seit dem Sommer 2021 ist er gemeinsam mit Giovanni di Lorenzo der Gastgeber des Kunstpodcastes Augen zu von ZEIT und ZEIT ONLINE, der auf Anhieb der erfolgreichste deutsche Kunstpodcast wurde und sich jeden Monat dem Leben und Werk eines Künstlers oder einer Künstlerin widmet.[16]

Seit 2022 ist Illies als Kurator tätig, vor allem in seinem Kerngebiet, der Kunst des 19. Jahrhunderts. Im Frühjahr 2022 kuratierte er für die Villa Massimo in Rom eine Ausstellung zu "Olevano - Vermessung eines Mythos"[17] und im Herbst 2022 die Ausstellung „Der letzte Romantiker. Albert Venus“[18] im Kupferstich-Kabinett Dresden.[19] Im Februar 2023 eröffnete die Ausstellung „Mehr Licht – Die Befreiung der Natur“[20] im Kunstpalast Düsseldorf, die er ebenfalls konzipiert und zusammengestellt hat. Die "exzellent kuratierte Ausstellung"[21] (FAZ) legt erstmals in Deutschland den Schwerpunkt auf das Medium der Ölstudie.[22] In November 2024 eröffnete die von Illies kuratierte Ausstellung „Momente der Klarheit – Janus la Cour und das neue Bild der Natur“ im Museum Kunst der Westküste auf Föhr, die anschließend in der Nivagaard Materialsamling gezeigt wird.

Bekannt als Buchautor wurde Illies zunächst durch seinen Bestseller Generation Golf (2000), in dem er ein kritisches Bild seiner eigenen, um 1970 geborenen Generation entwarf. In den beiden folgenden Bänden Anleitung zum Unschuldigsein (2001) und Generation Golf zwei (2003) beschäftigte sich Illies mit weiteren Phänomenen seiner Generation.[23] 2006 erschien Ortsgespräch, ein Rückblick auf eine Kindheit in der deutschen Provinz.[24] Eine Auswahl von Illies’ gesammelten Kunstkritiken und Essays über Künstler wie Caspar David Friedrich und Andy Warhol erschien 2017 unter dem Titel Gerade war der Himmel noch blau.[25]

2012 gelang Illies sein bislang größter Bestseller: 1913: Der Sommer des Jahrhunderts. Es ist das erste Sachbuch, das eine Jahreszahl zum Titel hat und versucht die Gleichzeitigkeit des Jahres vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzählerisch in zwölf Monatskapitel miteinander zu verschränken. Es war im Jahre 2012 das meistverkaufteste Sachbuch Deutschlands, stand mehr als siebzig Wochen auf der Bestsellerliste und wurde bislang in 30 Sprachen übersetzt, zuletzt 2024 ins Chinesische. Alexander Kluge nannte das Buch "ein Jahrhundertbuch"[26]. Im Jahr 2018 erschien die Fortsetzung 1913. Was ich unbedingt noch erzählen wollte, in dem weitere Geschichten aus dem Jahr 1913 collagenartig miteinander vernetzt werden.

2021 erschien Liebe in Zeiten des Hasses, in dem sich Florian Illies mit den Jahren von 1929 bis 1939 befasst. Das Buch erzählt anhand der Liebesgeschichten berühmter Personen wie Marlene Dietrich, Picasso oder Bertolt Brecht den epochenprägenden Einschnitt des Jahres 1933 in den Gefühlshaushalt der kulturellen Elite. Die Washington Post schrieb zur amerikanischen Ausgabe: „Das ist fesselnde Kulturgeschichte voll neuer Einblicke“[27].

Das bislang aktuellste Buch von Illies, Zauber der Stille, erschien 2023. Es ist das dritte große Epochenportrait von Illies und widmet sich dem Maler Caspar David Friedrich und dem Schicksal seiner Bilder. Das Buch wurde in 19 Sprachen übersetzt. Es war das meistverkaufteste deutsche Sachbuch des Jahres 2023 und hat sich binnen eines Jahres 300.000 Mal verkauft.[28] Der RBB sprach von einem "beglückend schönen Buch" und Elke Heidenreich in der Süddeutschen Zeitung von einem "Wunderbuch".[29]

Im Herbst 2024 gab Illies einen kleinen Bildband zu Caspar David Friedrich heraus, der unter dem Titel "Abendlicht" die schönsten abendlichen Himmelsdarstellungen des Dresdner Malers bündelt.

Auszeichnungen

Werke

als Autor

als Mitautor

als Herausgeber

Commons: Florian Illies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. a b c d e Auch als Hörbuch erhältlich.

Einzelnachweise

  1. Jörg-Uwe Albig; Isabelle Graw: Naivität als Vergehen Ein Interview mit Florian Illies. In: www.textezurkunst.de. 2002, abgerufen am 30. August 2018.
  2. Traueranzeigen von Helga Illies | trauer36.de. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
  3. Sparpläne der "FAZ" treffen die Berliner Seiten. 18. Juni 2002, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  4. Medien: Ringier mit Mehrheit bei „Monopol“. 18. Januar 2006, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  5. Florian Illies wechselt zur ZEIT. auf: presseportal.de 11. Januar 2008.
  6. Die Zeit, Nr. 27, vom 25. Juni 2009, S. 14.
  7. Bülend Ürük: Neue Herausgeber für "Die Zeit": Zanny Minton Beddoes, Jutta Allmendinger, Florian Illies und René Obermann. In: kress. 28. April 2017 (kress.de [abgerufen am 6. Juni 2021]).
  8. Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2023. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  9. Generation Kunst. In: FAZ. 17. Dezember 2010, S. 34.
  10. Florian Illies' leiser Abgang. In: Der Tagesspiegel Online. 16. Juli 2018, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 29. August 2018]).
  11. Das Journal. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  12. Auktionshaus Grisebach. Florian Illies’ leiser Abgang. In: www.tagesspiegel.de. 16. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2018.
  13. Florian Illies wird Rowohlt-Verleger. In: www.spiegel.de. 29. August 2018, abgerufen am 29. August 2018.
  14. Nicola Bartels wird Rowohlt-Verlegerin. In: Börsenblatt, 30. Januar 2020
  15. Organisation - Kulturstiftung. Kultur Stiftung der Länder, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  16. Der Kunstpodcast: Augen zu, auf www.zeit.de
  17. Vermessung eines Mythos - Ausstellung. Villa Massimo, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  18. Kupferstich-Kabinett: Albert Venus. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  19. Florian Illies kuratiert Schau zu Dresdner Romantiker Venus. 1. Oktober 2022, abgerufen am 30. Januar 2023.
  20. Mehr Licht - Die Befreiung der Natur. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  21. Stefan Trinks: Grau zu Blau in Mutter Natur. Frankfurter Allgemeine, 14. Februar 2023, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  22. Vom Ateliermaterial zum Ausstellungsstück – die (Wieder-)Entdeckung der Ölstudie für die moderne Landschaftsmalerei. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  23. Eckhart Nickel: Deutsche Problemzonengymnastik. Selten war schlechtes Gewissen so unterhaltsam wie in Florian Illies’ Anleitung zum Unschuldigsein. In: Die Welt. 6. Oktober 2001 (welt.de).
  24. Florian Illies: Ortsgespräch. Abgerufen am 13. Dezember 2024.
  25. opus5 interaktive medien gmbh, http://www.opus5.de/: S. Fischer Verlage - Gerade war der Himmel noch blau (Hardcover). Abgerufen am 6. August 2018.
  26. Alexander Kluge: "Herr Illies, wie war das Jahr 1913". Welt, 6. Januar 2013, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  27. Love in a Time of Hate by Florian Illies book review. Washington Post, 28. September 2023, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  28. Matthias Glatthor: "Zauber der Stille" über 300.000 mal verkauft. Börsenblatt, 4. Juli 2024, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  29. Zauber der Stille. Abgerufen am 13. Dezember 2024.
  30. Börne-Preis 2014 an Florian Illies, focus.de vom 11. Februar 2014
  31. Friedländer Preis geht an den Berliner Autor Florian Illies, auf morgenpost.de
  32. https://www.bayerischer-buchpreis.de/nominiert-ausgezeichnet/2023/ehrenpreis/
  33. 1913 – der Beginn der Gegenwart Rezension in der Rheinische Post
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

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