Frauenkirche (Nürnberg)
Die Frauenkirche, heute römisch-katholische Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau, steht als eine der bedeutenden Kirchen Nürnbergs an der Ostseite des Hauptmarkts. Sie wurde auf Veranlassung von Kaiser Karl in der Parlerzeit von 1352 bis 1362 als Hallenkirche mit drei mal drei Jochen errichtet; an der Westseite, zum Markt hin, ist eine Vorhalle vorgelagert, im Osten schließt sich in der Breite des Mittelschiffs ein zweijochiger Chor mit 5/8-Schluss an. Von Adam Kraft stammt der westliche Giebel mit einem Maßwerktabernakel für das sogenannte „Männleinlaufen“ von 1509, das noch in Betrieb ist. Aus der Erbauungszeit um 1360 sind viele Skulpturen von hoher Qualität erhalten (teils stark restauriert). GeschichteDie Kirche wurde an dem Ort der beim Pestpogrom im Jahre 1349 zerstörten Synagoge erbaut. Auftraggeber war Kaiser Karl IV. Als Architekt wird in der Forschung immer wieder Peter Parler, der Baumeister des Prager Veitsdoms, genannt, ohne dass sich das beweisen ließe. Die Altäre am Choreingang wurden 1358 geweiht, die Bauvollendung zog sich bis in die 1360er Jahre hin. Die Kapelle diente in der Folgezeit als kaiserliche Hofkapelle und als Versammlungsort der adligen Fürspännergesellschaft. Im Zusammenhang mit der Taufe des kaiserliche Thronfolgers Wenzel in der nahegelegenen Kirche St. Sebald im Jahre 1361 ist die Präsentation der Reichskleinodien vom Umgang des Michaelschors überliefert. Doch war der Altan vor der Westfassade der Frauenkirche nicht für eine regelmäßige Weisung der Reichskleinodien bestimmt, sondern eher für die Weisung des umfangreichen eigenen kostbaren Reliquienbesitzes, den u. a. Karl IV. gestiftet hatte. Auf die Geburt des kaiserlichen Thronfolgers Wenzel nimmt das ungewöhnliche plastische Programm der Portale und Schlusssteine der Kirche Bezug. In den Jahren 1442 und 1443 baute Heinrich Traxdorf aus Mainz eine „mittlere und eine kleine Orgel“. 1487 wurde die 1466 abgebrannte Sakristei wiederhergestellt. In den Jahren 1506–1508 schuf Adam Kraft einen neuen Westgiebel. Seit der Reformation in Nürnberg 1525 lutherisch, wurde die Kirche durch Einbau von Emporen zu einer Predigtkirche umgestaltet. Nachdem Nürnberg 1806 an das neue Königreich Bayern gefallen war, konnte sich eine römisch-katholische Gemeinde bilden, die 1810 das Gebäude erwarb und es bis 1816 unter Lorenz Rotermundt grundlegend erneuern ließ. 1946–1953 wurden Kriegszerstörungen behoben; nur die Mauern des Langhauses und der Fassade waren erhalten geblieben. 1989–1991 wurde das Bauwerk instand gesetzt. Hierbei wurde in den Chorboden ein Davidstern mit Jahreszahl „1349“ eingesetzt zum Gedenken an das Pogrom gegen die jüdische Siedlung am Hauptmarkt im Jahre 1349. 2003 wurde die äußere Westfassade saniert.[1] Im Jahr 2023 wurde eine Innensanierung durchgeführt.[2][3] AusstattungIm Innern der Frauenkirche sind zahlreiche Kunstwerke aus dem Mittelalter überliefert, die allerdings häufig erst im frühen 19. Jahrhundert in die Kirche kamen, als sie nach jahrhundertelanger protestantischer Nutzung für den katholischen Gottesdienst neu eingerichtet wurde, z. B. der sogenannte Tucheraltar (um 1440/1450; stammt aus der abgerissenen Augustinerkirche), Peringsdörffersches Sandstein-Epitaph von Adam Kraft (um 1498, ebenfalls aus dem Augustinerkloster). Von der mittelalterlichen Originalausstattung der Frauenkirche sind erhalten: Steinerner Skulpturenzyklus aus der Zeit um 1360 im Chor (u. a.Anbetung der Könige, hl. Wenzel, Schmerzensmann); Verkündigungsengel und Leuchterengel aus dem Umkreis von Veit Stoß (Anfang 16. Jahrhundert), Reste des ersten Hochaltarretabels um 1400 (die gemalten Tafeln heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und im Frankfurter Städel, Tonfiguren u. a. in der Prager Nationalgalerie). Der Nachfolger auf dem Hochaltar, das sog. Welserretabel aus dem frühen 16. Jh., ist heute nur noch in Fragmenten erhalten (Flügelteile im Germanischen Nationalmuseum). Aus der Frauenkirche stammen auch die berühmten sog. „Nürnberger Tonapostel“ aus der Zeit um 1400 (heute Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, und Kirche St. Jakob). Eine Rosenkranztafel aus dem Umkreis des Veit Stoß befindet sich heute ebenfalls im Germanischen Nationalmuseum. OrgelDie Existenz einer Orgel in der Frauenkirche lässt sich bis in das Jahr 1442 zurückverfolgen. Die heutige Orgel geht zurück auf ein Instrument, welches im Jahre 1957 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) mit 26 Registern (von 39 geplanten Registern) auf zwei Manualwerken und Pedal erbaut worden war. Es hatte elektrische Trakturen und hing als Schwalbennest an der Kopfwand des Seitenschiffs. Mitte der 1980er Jahre wurde das Instrument neu erbaut und erweitert und wurde nun auf dem Kirchenboden aufgestellt. 20 Register wurden aus dem Vorgängerinstrument aus dem Jahre 1957 übernommen. Das Schleifwindladen-Instrument hat heute 42 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch. Der Spieltisch ist am Orgelfuß angebaut.[4][5]
Äußeres der KircheMännleinlaufenMit diesem Begriff bezeichnet der Volksmund die Kunstuhr mit dem Umlauf von Figuren am Westgiebel der Kirche, welche beim Vollschlag Mittags zwölf Uhr durch einen Mechanismus in Tätigkeit gesetzt wird und die sieben Kurfürsten zu einem huldigenden Rundgang dreimal um den Kaiser schickt. Das Männleinlaufen wurde 1356 von Kaiser Karl IV. zur Erinnerung an die Goldene Bulle gestiftet.[6] Deren erste 23 Kapitel sind bekannt als Nürnberger Gesetzbuch, sie wurden dort erarbeitet und am 10. Januar 1356 auf dem Nürnberger Hoftag verkündet. Bereits 1361 ist eine Kunstuhr an der fertiggestellten Frauenkirche verbürgt: Das Salbuch der Kirche legt das „Trinkgeld“ für den Mesner fest, das er für die Wartung erhielt.[7] 150 Jahre später wurde zum Gedenken an diesen Tag im Jahre 1506 der Beschluss gefasst, sie zu erneuern und mit der Arbeit begonnen. Im Jahr 1509 wurde die Kunstuhr fertiggestellt. Sie ist eine Astronomische Uhr und zählt zu den Monduhren mit Mondkugel.[8] Über dem Hauptportal sollten die Kurfürsten und der Kaiser in einem kunstvollen Uhrwerk dargestellt werden. In den Jahren 1506–1509 fertigten der Schlossermeister Jörg Heuss und der Kupferschmied Sebastian Lindenast der Ältere die Uhr an. Das Werk wurde von Heuss konstruiert und gebaut, während Lindenast die kupfergetriebenen Figuren dazu lieferte. Die Kosten beliefen sich auf annähernd 1640 Gulden.[9] Aus dieser Zeit stammen noch das Zifferblatt, die Figur des Kaisers und die der Fanfarenbläser. Über dem Zifferblatt zeigt eine blau-goldene Mondkugel die Mondphasen an. 1823 wurden die Figuren des Umgangs, die der sieben Kurfürsten und eines Herolds wegen des Metallwertes verkauft und später durch hölzerne ersetzt.[7][9] Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Werk im Nürnberger Kunstbunker aufbewahrt. Ablauf: ChristkindlesmarktZur Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarktes, des bekanntesten fränkischen Weihnachtsmarktes, spricht das Christkind den gegen 17:30 Uhr mit den Worten „[…] und wer da kommt, der soll willkommen sein“ endenden[10] Prolog auf dem Balkon der Frauenkirche, unterhalb des Männleinlaufens, in Richtung Hauptmarkt. Galerie
Literatur
WeblinksCommons: Frauenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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