Fuchs (Studentenverbindung)Ein Fuchs (teilweise auch Fux) ist ein neues Mitglied einer Studentenverbindung, das für ein oder mehrere Semester eine Probezeit absolviert, bevor es als Bursche vollberechtigtes Mitglied der Verbindung wird. Bei manchen Corps werden Neumitglieder stattdessen Renoncen genannt. Damenverbindungen verwenden teils dieselben Bezeichnungen, teils als weibliche Form von Fuchs Fähe[1] oder andere, eigenständige Begriffe. BedeutungNoch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein bezeichnete Fuchs in der allgemeinen Studentensprache einen Studenten in den ersten Semestern, vollkommen unabhängig von der Zugehörigkeit zu studentischen Zusammenschlüssen. Später wurden die alten, aus dem 18. Jahrhundert überlieferten studentischen Traditionen nur noch in den Studentenverbindungen weitergeführt, und der Ausdruck Fuchs wurde auf die Bedeutung „junges Nachwuchsmitglied von Studentenverbindungen“ eingeengt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bürgerte sich bei einigen spät gegründeten Verbindungen die Schreibweise Fux ein. Bei einigen Corps an bestimmten Hochschulorten wurden oder werden die Neumitglieder als Renoncen bezeichnet. BegriffsgeschichteIm Rahmen des seit dem Mittelalter belegten universitären Initiationsrituals der Deposition gab es bereits Konzepte, die die neu an die Universität kommenden Studenten mit Tieren verglichen. Hier wurden sie als pecus campi (deutsch: „Vieh des Feldes“) bezeichnet und für das Ritual mit Zähnen, Hörnern und Fellen ausstaffiert, die ihnen dann mit überdimensionierten Werkzeugen entfernt wurden. Auf eine spezielle Tierspezies wurde dabei nicht Bezug genommen. Durch das Ritual und die daraufhin vorgenommene Immatrikulation verlor der junge Student jedoch seine tierische Identität und wurde in die Gesellschaft der Studenten aufgenommen, auch wenn er danach im Rahmen des weitverbreiteten Pennalismus noch weitere Schikanen über sich ergehen lassen musste. 18. JahrhundertDie Bezeichnung „Fuchs“ ist in frühen studentengeschichtlichen Quellen seit dem 18. Jahrhundert belegt, hier auch in der lateinischen Fassung vulpes (deutsch: „Fuchs“), was eine etymologische Herleitung aus der Bezeichnung für das hundeartige Raubtier Fuchs nahelegt. In der lateinisch abgefassten Abhandlung Dissertatio de norma actionum studiosorum seu von dem Burschen-Comment, dem 1780 veröffentlichten und damit ältesten bekannten Bericht über speziell studentische Gebräuche im deutschen Sprachraum, taucht der Begriff vulpes (Fuchs) bereits in zwei Paragraphen auf. Im § XII. werden einige typische Beleidigungen („Injurien“) aufgelistet, mit denen Studenten bezeichnet wurden, die sich nach damaliger Auffassung nicht angemessen benahmen. Diese Listen waren für das damalige Duellwesen und die benötigte Klassifizierung von Ehrverletzungen wichtig. Als vulpes wird hier ein Student bezeichnet, der sich allzu ängstlich und übervorsichtig aufführt, was ihn damals offensichtlich dem Gespött seiner Kommilitonen aussetzte. Dazu wird auch erläutert, dass für neuangekommene Studenten diese Bezeichnung ebenfalls üblich sei, was in diesem Fall jedoch keine Ehrverletzung darstelle, vermutlich weil ein solches Verhalten für neue Studenten eher typisch sei und man von ihnen ein studentisches Benehmen noch nicht erwarten könne. Im § XIX. wird der Unterschied zwischen dem altgedienten Studenten (burschus, veteranus) und dem neu auf die Universität gekommenen (novitius) erläutert. Hier wird der Neuangekommene bei seiner Einführung öffentlich zum vulpes erklärt.
19. JahrhundertIn einem Buch eines 1811 immatrikulierten Göttinger Corpsstudenten aus dem Jahre 1813 über das Leben an der Göttinger Universität findet man folgende Beschreibung:[2]
Alternative HerleitungenObwohl bereits frühe Quellen die Bezeichnung Fuchs von dem hundeartigen Raubtier herleiten, gibt es auch andere etymologische Erklärungen. So zum Beispiel:
Die meisten Anhänger findet eine Ableitung von faex. Schon früher wurde dieser Begriff für die niedrigsten Bevölkerungsschichten verwandt und wurde möglicherweise auf die Studienanfänger, als die Untersten in der studentischen Hierarchie, übertragen.[3] Einige dieser Etymologien dienen häufig auch zur Erklärung der später entstandenen Schreibweise „Fux“. FuchsenzeitAufnahmeDer Vorgang der Aufnahme eines Studenten als Fuchs in eine Studentenverbindung hat verschiedene Bezeichnungen, die sich nach Dachverband und Verbindung unterscheiden. Üblich sind die Bezeichnungen Admission, Acception, Akzeption, Reception und Renoncierung. Bei den meisten Verbindungen zählt das Datum der Aufnahme als Fuchs als offizielles Beitrittsdatum zur Verbindung. Nur bei den Corps hat das Datum der Reception als Corpsbursche eine größere Bedeutung. Wenn ein Abiturient oder Student Gast einer Studentenverbindung ist und Interesse an einer Mitgliedschaft zeigt, nennt man ihn Spefuchs, von lat. in spe. Dies wird manchmal zum Spähfuchs, der die Verbindung neugierig mustert, umgedeutet. Er wird dann bei gegenseitigem Interesse zu Veranstaltungen und gemeinsamen Unternehmungen eingeladen, um die Verbindung näher kennenzulernen. Ein Abiturient, der sich bereits während seiner Militär- oder Zivildienstzeit zu einer Mitgliedschaft entschließt, kann bei vielen Verbindungen als Militärfuchs aufgenommen werden. Er gilt als Mitglied und erhält die entsprechenden Couleurabzeichen, wird aber für die Zeit seiner Abwesenheit vom Hochschulort „beurlaubt“ und von seinen Aktivenverpflichtungen entbunden. Rechte und PflichtenIn der Fuchsenzeit hat das Mitglied einer Studentenverbindung eingeschränkte Rechte und Pflichten. So hat er in der Regel auf den meisten Conventen kein Stimmrecht und wird nicht zu Ämtern herangezogen. In den weitaus meisten Verbindungen ist es aber üblich, dass sich der Fuchs sofort mit Aufnahme in die Verbindung mit allen anderen Verbindungsmitgliedern, auch den ältesten, ohne weitere Formalitäten duzt. InteressenvertretungZur Vertretung seiner Interessen auf den Conventen gibt es die so genannten Leibverhältnisse. Hierzu wählt sich der Fuchs aus dem Kreise der Vollmitglieder einen Vertrauten, der ihm persönlich zur Seite steht. Diesen Vertrauten nennt man Leibbursch oder Leibdame (teilweise auch Leibvater oder Biervater), der Schützling ist dann sein Leibfuchs (auch Leibsohn oder Biersohn). Aus den Leibverhältnissen entwickeln sich meist besondere lebenslange Freundschaften, die oft die späteren Familien miteinbeziehen. Da ein Leibbursch mehrere Leibfüchse haben kann, ergeben sich verzweigte Stammbäume von Leibfamilien (bzw. Bierfamilien). Aus dem besonderen Fürsorgeverhältnis eines Leibburschen für seinen Leibfuchsen ergibt sich oft auch die Verpflichtung, ihm verschiedene Couleurgegenstände zu schenken, die in der Regel mit einer Widmung versehen werden. Die Regelungen sind sehr unterschiedlich. AusbildungDer Fuchs ist verpflichtet, sich mit der Kultur des Verbindungsstudententums, den Eigenheiten seines Verbandes und den Traditionen seiner Verbindung vertraut zu machen. Dies dient der Vorbereitung auf die Zeit als Vollmitglied, in der er meist sofort Ämter übernimmt und die Verbindung nach außen repräsentieren muss. Auch sind die jungen Vollmitglieder die wichtigsten Entscheidungsträger in einer Verbindung. Hierauf werden sie bereits als Füchse vorbereitet. Der Verantwortliche für die Ausbildung der Füchse heißt bei den meisten Verbindungen Fuchsmajor. Die theoretische Unterweisung erfährt der Fuchs in den meist wöchentlich stattfindenden Fuchsenstunden, die durch den Fuchsmajor abgehalten werden. Inhalt der Fuchsenstunden sind im Wesentlichen
Beendigung der FuchsenzeitAn die Beendigung der Fuchsenzeit werden unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Grundlegend ist die Festlegung einer Mindestzeit. Sie kann zwischen einem und drei Semestern betragen. Wichtig ist auch die Feststellung, dass der Fuchs die nötigen Fähigkeiten besitzt, die Aufgaben als Vollmitglied – zum Beispiel Repräsentationsverpflichtungen – wahrzunehmen, ohne die Verbindung zu blamieren. Dies wird meist mittels einer Prüfung festgestellt, die Fuchsenprüfung, Burschenprüfung oder Brandungsprüfung genannt wird. Bei schlagenden Verbindungen ist das erfolgreiche Absolvieren einer festgelegten Zahl von Mensuren eine zusätzliche Voraussetzung zur endgültigen Aufnahme. Das sind heute in der Regel ein bis zwei, vor dem Zweiten Weltkrieg waren das noch meist vier. Die Vorbereitung auf die Mensuren findet nicht in der Fuchsenstunde statt, sondern in der Paukstunde, die vom Fechtchargierten, d. h. dem Consenior, Fechtwart bzw. Zweitchargierten geleitet wird. Wenn der zuständige Convent die endgültige Aufnahme beschlossen hat, wird sie möglichst ohne Verzögerung in feierlichem Rahmen vollzogen. Dabei werden die entsprechenden Couleurabzeichen (Band und Mütze) angelegt und in der Regel ein Versprechen oder ein Eid auf die Constitution gesprochen. Wichtige Elemente dieses feierlichen Aufnahmeakts stammen noch aus der Tradition der im 18. Jahrhundert untergegangenen Studentenorden. Der Akt der endgültigen Aufnahme eines Fuchses in die Verbindung hat unterschiedliche Namen. Verbreitet sind die Bezeichnungen Reception (vor allem bei Corps) und Burschung (bei Burschenschaften und katholischen Verbindungen). ErscheinungsbildBei farbentragenden Verbindungen sind die Füchse oftmals durch besonderes Couleur ausgezeichnet. In der Regel tragen Krassfüchse und Brandfüchse das so genannte Fuchsenband, das normalerweise eine Farbe weniger als das Burschenband hat, sowie mitunter eine spezielle Studentenmütze. Bei manchen farbentragenden Verbindungen wird von den Füchsen kein Band getragen. Verschiedene StufenVerschiedene Verbindungen teilen die Fuchsenzeit in mehrere Stufen ein; dies sind in der Regel:
Fuchsenzeit in den Lebens-Ansichten des Katers MurrIn seiner Geschichte der Albertina und ihrer Studenten 1544 bis WS 1850/51 schreibt Siegfried Schindelmeiser:[5]
– S. Schindelmeiser[6] Siehe auch
Literatur
WeblinksCommons: Foxes in student culture – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fuchs – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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