Gerhard Philipp Scholvin wurde als Sohn eines Amtmannes geboren. Ab 1755 nahm er an der Kreuzkirche in Hannover das Amt des Pastors ein und war als „Senior“ der leitende Geistliche aller lutherischen Gemeinden der Altstadt.[2]
„Ich habe seit mehr als 40 Jahren [...] bemerket, daß die Kinder der hiesigen Waysenhauses aus Mangel der Gelegenheit zu Handarbeiten sich zur Trägheit vor andern gewöhnen. Sie schlagen daher, wenn sie bey Handwerkern in die Lehre kommen, oder in Dienste treten, selten ein. Halten sie die Lehrjahre aus, so geraten sie oft bey der Wanderschaft in auswärtige Kriegsdienste, wozu sie doch in ihrem Vaterlande nicht erzogen worden.[4]“
Solche verwaisten Kinder (der Altstadt), die bisher nicht frühzeitig „Gelegenheiten“ zur Arbeits-Einübung bekommen haben, setzte Scholvin zu Haupterben in sein Testament ein. Doch die bisherige Erziehung im Armen- und Waisenhaus hatte ihn nicht überzeugt - Scholvin wollte anders fördern:[4]
So flossen 1803 aus dem Erbe Scholvins erst rund 80.000 Reichstaler in die nach dem Pastor dann benannte Scholvin-Stiftung[4] und schließlich mehr als 100.000 Taler.[5]
Schriften
Das Schrecken Gottes unter den zerstreuten Feinden des geretteten Vaterlandes wurde ... wegen des den 1. August bei Minden erfolgten ... Sieges ... vorgestellt von Gerhard Philipp Scholvin ...., Hannover: Pockwitz, 1759[6]
Ehrengrab
Das Ehrengrab von Gerhard Philipp Scholvin findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover in der Abteilung 25D, Grabnummer 22a-b.[7]
Scholvinstraße
Die 1862 angelegte Scholvinstraße im Stadtteil Mitte wurde nach Pastor Scholvin benannt. Heute liegt die Straße im Rotlichtviertel am Steintor in Hannover-Mitte. Im April 2012 unterstützte der Stadtbezirksrat Mitte die Anbringung von Legendenschildern durch die Scholvin-Stiftung an den Straßenschildern der Scholvinstraße.[8]
Jens Schmidt-Clausen: Scholvin, Gerhard Philipp. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 549.
↑ abcdeMarkus Meumann: Scholvin. In: Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord in der frühen Neuzeit. Unversorgte Kinder in der frühneuzeitlichen Gesellschaft, zugleich Dissertation 1933 an der Universität Göttingen, in der Reihe Ancien Régime, Aufklärung und Revolution, Band 29, München 1995: Oldenbourg, ISBN 3-486-56099-9, passim; teilweise online über Google-Bücher
↑Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012