LandschaftsschutzgebietVerordnung des Bezirks Oberbayern über den Schutz von Landschaftsteilen entlang der Isar in den Landkreisen Bad-Tölz-Wolfratshausen, München, Freising und Erding als LSG (LSG-00384.01)
Landschaftsschutzgebiet LSG Perlacher und Grünwalder Forst einschließlich des Gleißentales (LSG-00534.01)
Bereits in der Bronzezeit (etwa 2000–1000 v. Chr.) war die Gegend um Grünwald besiedelt. Zeugen dieser Zeit sind Funde von Vasen und Urnen sowie Bronzegegenständen, die im Rathaus wie auch im Burgmuseum in Vitrinen präsentiert werden und nach Kulturstufen gegliedert sind. Auch Funde der Urnenfelderzeit (etwa 1000 v. Chr.) wie Messer, Schmuck oder Tongefäße und die Grünwalder Fibel sind ebenfalls in der Halle des Rathauses zu sehen.
Kelten, Römer und Germanen
Auf dem Gemeindegebiet gab es zahlreiche germanische, keltische und auch römischeSiedlungen, da sich hier eine Furt durch die (damals noch reißende) Isar befand. Die frühe Geschichte Grünwalds hängt eng mit der Römerstraße zusammen, welche von Salzburg über Rosenheim, Deisenhofen und Oberdill – einen Gemeindeteil von Grünwald – schließlich zur Isar führte. Südlich davon – in einer scharfen Biegung am Georgenstein – lag im späten 3. und im 4. Jahrhundert eine befestigte Siedlung mit einer vollständigen Schmiedeausstattung: die Römerschanze von Grünwald.
Mittelalter
Die Höfe und Huben gehörten den Großen und Kleineren jener Zeit, den Klöstern und Stiften von Dießen, Schäftlarn und Tegernsee. Später war auf dem Gemeindegebiet Grünwalds eine bäuerliche Ansiedlung der Derbolfinger, die erstmals 1048 unter dem Namen „Derbolvinga“ in den Aufzeichnungen des Klosters Tegernsee Erwähnung fand. Damals waren die Derbolfinger sogenannte Ministerialen (unfreie Dienstmannen) des Grafen von Andechs. Der Derbolfinger Platz in Grünwalds Ortszentrum (heute zugleich die Endhaltestelle der Trambahnlinie 25) erinnert an den ursprünglichen Ortsnamen.
Erst als „Derbolfing“ an die Wittelsbacher überging, begann die Geschichte der Hofmark „Groinwalde“. Als Hofmark gehörte sie dem Landesherrn, dem Kurfürsten von Bayern.
Aus Derbolvinga (oder Derbolfing) wurde schließlich Grünwald, das als Dorf Grünwald erstmals urkundlich 1288 erwähnt wurde. Der Grund für die Namensänderung lag in der Erbauung der Burg Grünwald, die Ende des 13. Jahrhunderts Ludwig der Strenge in der Nähe von Derbolvinga als Burg Grünenwalde erbauen ließ, die anschließend von dessen dritter Frau Mechtild – einer Tochter Rudolfs von Habsburg – bewohnt wurde. Auch ihr Sohn Ludwig, der spätere Kaiser Ludwig der Bayer, besuchte sie dort öfter. Anlässlich der Hochzeit Herzog Albrechts IV. wurde die Burg weiter ausgebaut.
Neuzeit
Der Niedergang der Burg Grünwald begann, als Max Emanuel, der Eroberer im Türkenkrieg, die Schlösser Schleißheim, Nymphenburg und Dachau bevorzugte. Burg Grünwald verwahrloste zunehmend und wurde infolgedessen als Sondergefängnis des Adels und auch als Pulvermagazin genutzt, bis schließlich 1799 die Auflassung angeordnet wurde. 1879 ging die Burg in nichtadeligen Privatbesitz über.
Nicht zuletzt hat auch Karl Valentin mit seinen Geschichten und dem daraus hervorgegangenen Lied „Die alten Rittersleut“ Grünwald weit über dessen Grenzen bekannt gemacht – auch wenn diese nicht gerade den wahren Begebenheiten entsprechen.
Erst im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde Grünwald. Auf dem Marktplatz von Grünwald steht die 1808 gepflanzte Verfassungslinde. Der Zoll für den Isarübergang hat in der Geschichte Grünwalds eine wichtige Rolle gespielt. Das ehemalige Zollhaus befindet sich noch heute auf der Westseite der Brücke.
20. Jahrhundert
Grünwald war Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Bauerndorf. 1904 wurde die Grünwalder Isarbrücke über die Isar eingeweiht, die fortan die Gemeinden Grünwald und Pullach miteinander verband. Damals war diese in der neuen Stahlbetonbauweise errichtete Brücke mit zwei Dreigelenkbögen mit einer Spannweite von je 70 Metern das am weitesten gespannte Brückenbauwerk dieser Art. 1945 wurde die Brücke in den letzten Kriegstagen gesprengt und später bis 1949 originalgetreu rekonstruiert. Im Jahr 2000 wurde die denkmalgeschützte Brücke schließlich durch einen dem Original nachempfundenen Neubau ersetzt.
Ein entscheidender Einschnitt in Grünwalds Geschichte war die Einweihung der Trambahnstrecke München–Grünwald am 13. August 1910. Diese Erschließung gab Grünwald einen starken Entwicklungsimpuls, da nun der Ausflugsverkehr deutlich zunahm und die Einwohnerzahl beständig anstieg. Dennoch behielt Grünwald als beliebter Villenvorort seinen Gartenstadtcharakter.
Heute findet sich hier an der nördlichen Grenze der Gemeinde Grünwald die Bavaria Filmstadt am Geiselgasteig, deren „Herz“ weiterhin die Bavaria Film ist. Mit einem Gelände von 370.000 Quadratmeter ist sie das größte Film- und Fernsehzentrum Europas und wird von vielen Touristen im Rahmen der „Bavaria-Film-Tour“ besichtigt.
1944 wird der Stab der 26. Flak-Division aus der 4. Flak-Brigade aufgestellt. Das Hauptquartier der Division wurde Grünwald. Die beiden Eingänge des dazugehörigen Bunkers sind heute noch nahe der Burg zu finden.
Als einzige an München angrenzende Gemeinde kooperiert die Gemeinde im Bereich der Erwachsenenbildung mit der Münchner Volkshochschule (MVHS), sodass das Volkshochschulprogramm Grünwalds von der MVHS geplant und durchgeführt wird – oft in Zusammenarbeit mit Grünwalder Institutionen und Vereinen.
1986 wurde das Bürgerhaus „Römerschanz“ eröffnet, um Grünwalds Vereinen einen Ort für ihre Aktivitäten zu geben und um darüber hinaus auch Tagungen und Konferenzen zu veranstalten.
1994 ist Grünwald laut Statistik erstmals zur reichsten Gemeinde Deutschlands geworden.[12]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Einwohnerzahl von 9.099 auf 11.139 um 2.040 Einwohner bzw. um 22,4 %.
Politik
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Jan Neusiedl (CSU).[13] Das Amt des Zweiten Bürgermeisters bekleidet Stephan Weidenbach (CSU), das der Dritten Bürgermeisterin Uschi Kneidl (CSU).
Blasonierung: „In Blau auf grünem Dreiberg ein silberner Torturm mit Treppengiebel und beiderseits anschließender Zinnenmauer, über der je eine grüne Fichte aufwächst; das Tor belegt mit den bayerischen Rauten.“[17]
Wappenbegründung: Der Torturm mit Treppengiebel und Zinnenmauer gibt in heraldisch stilisierter Form das charakteristische Wahrzeichen der Gemeinde, den Torbau der Burg Grünwald, wieder. Die weiß-blauen Rauten auf dem Tor erinnern an die fürstlichen Besitzer aus dem Haus Wittelsbach. Herzog Ludwig der Strenge erwarb den Ort 1293 durch Tausch vom Kloster Tegernsee und ließ die Burg Grünwald errichten. Bald kamen ein Tiergarten und ein Gestüt mit Wirtschaftsgebäuden hinzu. Grünwald war bis in das 18. Jahrhundert Mittelpunkt einer landesherrlichen Domäne mit mehreren Schwaigen (Laufzorn, Harlaching, Harthausen, Geiselgasteig und Wörnbrunn). Der Dreiberg im Schildfuß und die den Torturm begleitenden Fichten versinnbildlichen die Lage am Hochufer des Isartals und den benachbarten Grünwalder Forst; die Fichten reden zugleich für den Namen Grünwald.[17]
Die Burg Grünwald war zunächst ein Jagdschloss der bayerischen Herzöge. Daher wird sie häufig fälschlicherweise als Schloss bezeichnet (auch die Zufahrtsstraße heißt „Schlossstraße“). Das Bauwerk ist architektonisch betrachtet jedoch eine Burg.
Nachdem die Burg Grünwald nicht mehr als Jagdschloss genutzt wurde, wurde sie erst ein Munitionsdepot und später ein Gefängnis. Schließlich wurde sie teilweise von der Familie August Everding bewohnt. Heute befindet sich dort das Burgmuseum Grünwald sowie ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München.
Auf die Burg Grünwald spielt auch Karl Valentins sehr bekanntes Lied Ja so warn’s, die alten Rittersleut an, dort heißt es: Zu Grünwald im Isartal, glaubt es mir, es war einmal, da ham edle Ritter g’haust, dene hat’s vor garnix graust.
Münchner Volkshochschule, Außenstelle im Bürgerhaus Römerschanz, Dr.-Max-Straße 1. Hier und in anderen Unterrichtsorten in Grünwald bietet die Münchner Volkshochschule ein Bildungsprogramm für die Grünwalder Bürger.
Musikschule Grünwald e. V., gegründet 1974, fördert die musikalische Kinder-, Jugend- und Laienbildung. Seit 2002 residiert die Musikschule im Grünwalder Freizeitpark. 24 Unterrichtsräume gruppieren sich in drei Etagen um den gemeindeeigenen Konzertsaal. Zusätzlich stehen einige kleinere Säle für Ensemblespiel jeder Größenordnung zur Verfügung. Die Musikschule Grünwald ist im Umland bekannt als Austragungsort des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“.
Freiwillige Feuerwehr Grünwalds e. V. (gegründet 1875[21]) ist der älteste Verein Grünwalds. Seine Mitglieder bestehen neben den aktiven und passiven Feuerwehrdienstleistenden aus Spendern und nicht aktiven Mitgliedern.
Burschenverein „Einigkeit Grünwald“ (gegründet 1892[22]), der unter anderem alle fünf Jahre den Maibaum aufstellt, die bayerische Tradition pflegt und das alljährliche Dorffest ausrichtet. Beitreten kann jeder männliche Bewohner aus Grünwald, der älter als 16 Jahre und noch nicht den Bund der Ehe eingegangen ist.
Der TSV Grünwald bietet u. a. die Sportarten Fußball, Tischtennis, Fechten, Turnen, Karate und Orientierungslauf an. In der Dreifachturnhalle steht ein Fitnessraum mit zahlreichen Geräten zur Verfügung.
Zwei Schützenvereine
Trachtenverein mit der Brauchtumspflege
Vereinigung der Freunde Grünwalds von 1950; kümmert sich um das kulturelle Leben in Grünwald, insbesondere auch die der Jugend. Sie veranstaltet unter anderem das jährliche Burgfest und ist Träger des sinfonischen Blasorchesters, der Jugendblaskapelle und der Sängerrunde.
Network Women Grünwald von 2008; Förderung berufstätiger und in den Beruf wiederkehrende Frauen, weiterbildendene Vorträge
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 240 % zählt die Gemeinde zu den steuerlich attraktivsten Standorten Deutschlands.[23] Der Vorort Grünwald ist steuerlich deutlich günstiger als die bayerische Landeshauptstadt München (Gewerbesteuerhebesatz 490 %).[24] Im Jahr 2012 erzielte Grünwald Einnahmen aus der Gewerbesteuer in Höhe von 220 Millionen Euro.[25] Bezogen auf die Einwohnerzahl sind die Gewerbesteuereinnahmen ca. das 55-fache des Bundesdurchschnitts. Im gleichen Zeitraum erzielte das wirtschaftlich starke München mit 1,79 Milliarden Euro lediglich knapp achtmal so viel Gewerbesteuer, obwohl es ca. 127-mal so viele Einwohner zählt.[26] Gemessen an der gesamten Gewerbesteuer, die in Deutschland im Jahr 2012 abgerechnet wurde (40,42 Milliarden Euro), beträgt der Anteil Grünwalds 0,54 %.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 144
↑Bavariathek Bayern: Wiederaufbau Grünwald. Haus der bayrischen Geschichte, abgerufen am 13. April 2021.