Nach dem Studium war er zunächst von 1881 bis 1885 als Staatsbaupraktikant in Nürnberg und Bad Kissingen tätig, bevor er 1885 die Prüfung für den Bayerischen Staatsbaudienst ablegte. Danach war er bis 1886 Mitarbeiter im Büro des Architekten Georg von Hauberrisser. Ab 1886 bis 1888 war er im Staatsbaudienst beim Königlichen Landbauamt München angestellt, wurde 1888 Bezirksingenieur der Lokalbaukommission, 1890 Bauamtmann für Hochbau und 1900 Stadtbaurat am Stadtbauamt München, von 1920 bis 1928 Stadtbaudirektor von München. 1902 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine kleine Goldmedaille. Im selben Jahr war er zusammen mit seinen Architektenkollegen Gabriel von Seidl (1848–1913), August Thiersch (1843–1917) und Franz Zell (1866–1961) maßgeblicher Mitbegründer des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München, der später in Bayerischer Landesverein für Heimatpflege umbenannt wurde. Von 1912 bis 1930 war Grässel zudem Dozent an der Technischen Hochschule München.
Er verfasste darüber hinaus zahlreiche Schriften über die Münchner Architektur und die Friedhofsgestaltung. Bereits 1914 hatte er erste Pläne für den Bau einer U-Bahn in München. Als Stadtbaudirektor ließ er Fotografien von Gebäuden anfertigen, die abgerissen werden sollten, um so die alte Bausubstanz Münchens zu dokumentieren. 1999 erschien eine Sammlung dieser Bilder in Buchform.
Hans Grässel starb im Alter von 78 Jahren.
Grabstätte
Die Grabstätte von Hans Grässel befindet sich in einer Ehrengrabstätte auf dem Münchner Waldfriedhof gegenüber der alten Aussegnungshalle (Grabnr. V-SG).[3]Standort48.10839166666711.500605555556
Nach Hans Grässel wurde 1947 in München im Stadtteil Neuhadern (Stadtbezirk 20 - Hadern) der Hans-Grässel-Weg (48° 6′ 46,8″ N, 11° 29′ 57″ O48.11300111.499154) benannt. Der Weg liegt ganz in der Nähe des von Hans Grässel entwickelten Waldfriedhofs.[4]
Werk (Auswahl)
1893: Ehemaliges Zollhaus an der Englschalkinger Straße 161. Im Jahr 1964 abgebrochen.[5] Im Jahr 1928 Bez. mit Zollhaus, Haus Nr. 161, Bolzennummer #1861.[6][7]
Altenheim St. Joseph am Luise-Kiesselbach-Platz in München
Grundschule am Agilolfingerplatz in München
Carl-von-Linde-Realschule in der Ridlerstraße in München
Dom-Pedro-Schule am Dom-Pedro-Platz
Grundschule an der Fröttmaninger Straße in München
Kerschensteiner-Gewerbeschule in der Liebherrstraße in München
Münchener Bürgerheim in der Dall'Armistaße (Nymphenburg) in München
Öffentliche Bedürfnisanstalt (heute Lokal: Das Bad) am Bavariaring in München
Thomasbräukeller am Kapuzinerplatz in München
Münchner Waisenhaus (1903) in der Waisenhausstraße in München
Straßenbahn Wartehäuschen in der Waisenhausstraße in München
Ehem. Zollhaus in der Wolfratshauser in München
Aussegnungshalle im Friedhof in Füssen
Wohnhausgruppe Beethovenstraße in München
Waldfriedhof in Schaffhausen
Neuer israelitischer Friedhof in der Garchinger Straße (Freimann) in München
Ehemaliges städtisches Arbeitsamt in der Thalkirchner Straße in München
Altenheim Heilig Geist am Dom-Pedro-Platz in München
Literatur
Lioba Betten, Thomas Multhaup: Die Münchner Friedhöfe – Wegweiser zu Orten der Erinnerung. MünchenVerlag, München 2019, ISBN 978-3-7630-4056-8.
Hans Grässel: Das neue städtische Sparkassen- und Stadtbauamts-Gebäude an der Sparkassenstraße in München. Kastner & Callwey, München 1911.
Hans Grässel, Peter M. Bode: Ansichten und Einsichten. Hans Grässels Fotosammlung zur Architekturgeschichte Münchens 1860–1945. Hrsg. von Richard Bauer. Hugendubel, München 1994, ISBN 3-88034-749-2.
Nina A. Krieg: „Schon Ordnung ist Schönheit.“ Hans Grässels Münchner Friedhofsarchitektur (1894–1929), ein ,deutsches‘ Modell? (= Miscellanea Bavarica Monacensia. Bd. 136). Stadtarchiv München, München 1990, ISBN 3-87821-286-0 (zugleich Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 1989).
Heinz Thiersch (Hrsg.): Hans Grässel. 100 Jahre. Reithmeier, München 1960.
Edelgard Vogelmaier: Hans Grässel. Architekt und städtischer Baubeamter in München. Herbert Utz, München 1994, ISBN 978-3-87821-292-8 (zugleich Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 1993).
Hans Grässel: Band I – Bauten und Entwürfe. Seyfried, München 1917.
↑Höhen-Festpunktnetz, Hochbauamt, München 1929, S. 262.
↑In Hans Grässel, Bauten und Entwürfe, Zollstationsgebäude Blatt 3, S. 9, Zollhaus an der Engelschalkingerstrasse 161, erbaut im Jahr 1893, Foto und Plan.