Helen VendlerHelen Hennessy Vendler (* 30. April 1933 in Boston als Helen Hennessy; † 23. April 2024 in Laguna Niguel) war eine US-amerikanische Literaturkritikerin englischsprachiger Lyrik. LebenHelen Hennessy wurde im Frühjahr 1933 in Boston als Tochter eines katholischen Lehrerehepaares geboren. Auf Wunsch ihrer Eltern begann sie nach ihrem Schulabschluss ein Studium an dem katholischen Bostoner Emmanuel College. Wenngleich von Kindheit an von der Lyrik fasziniert, musste sie feststellen, dass Anglistik dort ausschließlich in Bezug auf Moralliteratur unterrichtet wurde, weshalb sie stattdessen Chemie studierte. Nach ihrem Abschluss 1954 ging sie mithilfe des Fulbright-Programmes für ein Mathematikstudium an die belgische Université catholique de Louvain, wechselte dort aber zu französischer und italienischer Literatur. Nach ihrer Rückkehr in die USA besuchte sie zunächst einige Anglistikkurse an der Boston University, bevor sie eine Promotion an der Harvard University begann. Obgleich sie am dortigen Anglistikdepartment auf ein zunächst frauenfeindliches Umfeld stieß, wurde ihr 1959 als erste Frau dort eine Tutorenstelle angeboten. 1960 erlangte sie mit einer Dissertation über William Butler Yeats den Doktorgrad. An Harvard traf sie ferner den sich ebenfalls promovierenden Philosophen Zeno Vendler (1921–2004), der zu diesem Zeitpunkt ein jesuitischer Priester war, für Hennessy aber das Gelübde ablegte. Die beiden heirateten 1960, ließen sich aber vier Jahre später wieder scheiden.[1] Nach ihrer Promotion arbeitete Vendler zunächst als Dozentin an der Cornell University, dem Haverford College, dem Swarthmore College und dem Smith College, bevor sie 1966 als assoziierte Professorin an die Boston University ging. Dort erhielt sie 1969 eine ordentliche Professur. Ab 1981 kehrte sie zunächst parallel als Gastprofessorin an die Anglistische Fakultät von Harvard zurück, wohin sie schließlich 1985 dauerhaft auf eine ordentliche Professur wechselte. 1990 wurde sie schließlich an Harvard zum Arthur Kingsley Porter University Professor ernannt.[2] Parallel machte sie sich einen Namen als Lyrikkritikerin. 1966 übernahm sie die jährliche Analyse kürzlicher erschienener Gedichtbände für das Massachusetts Review, wenig später wurde sie als Kritikerin für das New York Review of Books und das The New York Times Book Review angefragt. Von 1978 bis 1996 fungierte sie als Lyrikkritikerin des einflussreichen Magazins The New Yorker, bevor sie zum The New Republic wechselte. Über die Jahre erarbeitete sie sich die Stellung einer der einflussreichsten Kritiker in der US-amerikanischen Lyrik; nicht zuletzt war sie regelmäßig als Jurorin beim Pulitzer-Preis und beim National Book Award aktiv.[1] 2015 bezeichnete Joel Brouwer Vendler in einer Rezension in der New York Times als neben Harold Bloom einflussreichste lebende Kritikerin englischsprachiger Lyrik.[3] Vendlers Methodik als Kritikerin widersetzte sich modernen Strömungen, sondern setzte auf eine klassische Analyse jedes einzelnen Wortes und jedes einzelnen Verses, die oftmals mit dem Konzept des Close Readings beschrieben wurde. Vendler selbst lehnte jedoch diese Kategorisierung ab und sprach davon, ein Gedicht aus Sicht seines Autoren verstehen zu wollen.[1] Ab den 1960er Jahren publizierte Vendler diverse Monografien, in denen sie sich intensiv mit der Lyrik bestimmter Dichter auseinandersetzte. 1963 veröffentlichte sie zunächst ihre Doktorarbeit, bevor sie sich mit Analysen der Werke von Wallace Stevens (1969) und George Herbert (1975) einen Namen machte. Später setzte sie sich unter anderem mit dem Schaffen von Seamus Heaney und den Oden von John Keats auseinander. 1997 legte sie mit The Art of Shakespeare’s Sonnets eine umfassende Darstellung aller Sonnette Shakespeares vor. In der Zwischenzeit publizierte sie in mehreren Anthologien eine Auswahl ihrer Essays und Kritiken.[1] Von 2007 bis 2010 war sie Vizepräsidentin für Literatur der American Academy of Arts and Letters.[4] 2009 wurde Vendler mit einer Festschrift unter dem Titel Something Understood: Essays and Poetry for Helen Vendler geehrt.[5] Sie starb im Frühjahr 2024 im kalifornischen Laguna Niguel im Alter von 90 Jahren an einer Krebserkrankung und hinterließ einen Sohn und zwei Enkelkinder.[1] Ehrungen
Vendler hielt 28 Ehrendoktorwürden.[2] VeröffentlichungenMonografien
Anthologien
Herausgeberschaften
Einzelnachweise
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