Geißner legte in Darmstadt das Abitur ab. Anschließend studierte er an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Griechisch, Latein, Germanistik, Philosophie und Sprechkunde. 1949 legte er die Sprecherzieherprüfung ab. 1955 promovierte er bei Heinrich Weinstock an der Universität Frankfurt zum Dr. phil. Seine Dissertation unter dem Titel „Der Mensch und die Sprache“ befasste sich mit der Philosophie Hans Lipps’.[2]
Von 1968 bis 1991 fungierte er als Herausgeber (zunächst gemeinsam mit Wilhelm L. Höffe) der Schriftenreihe „Sprache und Sprechen“. 1968 gründete Geißner das Institut für Rhetorik und Methodik in der politischen Bildung (ab 1996: Institut für Rhetorik und Methodik; IRM) an der Europäischen Akademie Otzenhausen (EAO). Im selben Jahr wurde erstmals das Internationale Kolloquium für (mündliche) Kommunikation (ICC) abgehalten, das Geißner zusammen mit Fred L. Casmir von der amerikanischen National Communication Association initiierte und das seither zweijährlich abwechselnd in Europa und den USA stattfindet.[2][3]
Neben der DGSS, deren Vorstand er von 1954 bis 1984 angehörte, war Geißner Mitglied der Gesellschaft für Angewandte Linguistik, der Speech Communication Association, der International Society for the History of Rhetoric, der International Society of Phonetics und der International Society for the Study of Argumentation.[2]
Geißner wird zu den bedeutenden Vertretern der Sprechwissenschaft gezählt, er hat dieses Fach grundlegend mitgeprägt.[4] Er trat mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Sprechwissenschaft und Sprecherziehung sowie der Rhetorik hervor. Darüber hinaus entwickelte er die „Fünfsatztheorie“ der Argumentation sowie das Situationsmodell der Kommunikation. Auf Geißners Lehre der rhetorischen Kommunikation (Standardwerk „Rhetorik und politische Bildung“, 1973; 3. Aufl. 1986) basiert die 13-teilige Fernsehserie „Reden und reden lassen“ (SWF/ORF), die mit dem Adolf-Grimme-Preis in Silber ausgezeichnet worden ist. Er wirkte bei mehreren der „Internationalen Stimmtage“ der Akademie für gesprochenes Wort mit.[5]
Geißner lebte seit seiner Emeritierung mit seiner zweiten Ehefrau in Lausanne, Schweiz. Mit seiner ersten Ehefrau hatte er zwei Söhne.[6]
Ehrungen
Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS) e. V.
Ehrenmedaille in Silber der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Auszeichnung der Speech Communication Association, USA, für “Outstanding Scholarly and Research Contributions to the Study of International and Intercultural Communication”
Veröffentlichungen
Autor:
Der Mensch und die Sprache. Studien zur Philosophie von Hans Lipps. Dissertation, Universität Frankfurt am Main, 1955.
Sprechwissenschaft. Theorie der mündlichen Kommunikation. 2. Auflage. Scriptor, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-589-20771-X.
Sprecherziehung. Didaktik und Methodik der mündlichen Kommunikation. 2. Auflage. Scriptor, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-589-20788-4.
mündlich:schriftlich. Sprechwissenschaftliche Analysen freigesprochener und vorgelesener Bericht. Scriptor, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-589-20837-6.
Vor Lautsprecher und Mattscheibe. Medienkritische Arbeiten 1965–1990. Röhrig, St. Ingbert 1991, ISBN 3-924555-74-5.
Wege und Irrwege der Sprecherziehung. Personen, die vor 1945 im Fach anfingen und was sie schrieben. Röhrig, St. Ingbert 1997, ISBN 3-86110-116-5.
Kommunikationspädagogik. Transformationen der „Sprech“-Erziehung. Röhrig, St. Ingbert 2000, ISBN 3-86110-244-7.
Demokratie und rhetorische Kommunikation. Ausgewählte Aufsätze. Röhrig, St. Ingbert 2005, ISBN 3-86110-395-8.
Mitautor:
Grundlagen der Schauspielkunst. Friedrich, Velber bei Hannover 1965.
Reden und reden lassen. Begleitmaterial zur gleichnamigen Fernsehreihe (SWF). Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1975, ISBN 3-421-06440-7.
Zeichen im Gottesdienst. Kaiser/Kösel, München 1976, ISBN 3-459-01084-3.
Gesprächsführung/Führungsgespräche. 5. Auflage. Röhrig, St. Ingbert 2008, ISBN 978-3-86110-168-0.
Gesamtbibliografie der Publikationen (1954–2007) systematisch geordnet in:
Edith Slembek (Hrsg.): Transzensionen: angeregt – weiterdenken. Ehrencolloquium zum 80. Geburtstag von Hellmut K. Geißner. Röhrig, St. Ingbert 2007, ISBN 978-3-86110-427-8, S. 135–173.
Literatur
Henner Barthel (Hrsg.): Logon didonai. Gespräch und Verantwortung. Festschrift für Hellmut Geißner. Ernst Reinhardt, München/Basel 1996, ISBN 3-497-01394-3.
Madeleine Hofer, Waltraud Ziegler (Hrsg.): Denken im Gespräch. „Sinn ist nicht, Sinn geschieht“. Festschrift für Hellmut K. Geißner. Röhrig, St. Ingbert 2001, ISBN 3-86110-288-9.
Thomas Kopfermann (Hrsg.): Das Phänomen Stimme. Imitation und Identität. Hellmut K. Geissner zum 80. Geburtstag. Akademie für Gesprochenes Wort. Röhrig, St. Ingbert 2006, ISBN 3-86110-409-1.
Wilfried Kürschner: Linguisten-Handbuch. Biographische und bibliographische Daten deutschsprachiger Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler der Gegenwart. Band 1. Gunter Narr Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-5000-5, S. 265–267.
Edith Slembek (Hrsg.): Miteinander sprechen und handeln. Festschrift für Hellmut Geißner. Scriptor, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-589-20841-4.
Edith Slembek (Hrsg.): Transzensionen: angeregt – weiterdenken. Ehrencolloquium zum 80. Geburtstag von Hellmut K. Geißner. Röhrig, St. Ingbert 2006, ISBN 978-3-86110-427-8.
↑ abcdeWilfried Kürschner: Linguisten-Handbuch. Biographische und bibliographische Daten deutschsprachiger Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler der Gegenwart. Band 1. Gunter Narr Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-5000-5, S. 265–267, hier S. 265.
↑Thomas Kopfermann: Das Phänomen Stimme, Imitation und Identität: 5. Stuttgarter Stimmtage 2004 : Hellmut K. Geissner zum 80. Geburtstag. Röhrig Universitätsverlag, 2006, ISBN 978-3-86110-409-4 (google.de).