Herb GellerHerb Geller (* 2. November 1928 in Los Angeles; † 19. Dezember 2013 in Hamburg[1]) war ein US-amerikanischer Jazz-Musiker (Altsaxophon, Sopransaxophon, Tenorsaxophon, Klarinette, Flöte, auch Oboe, Englischhorn, Piccoloflöte), Komponist und Arrangeur. Er hat trotz seiner Idole Charlie Parker und Benny Carter einen eigenen ausdrucksstarken und unverkennbaren Stil entwickelt. Neben Bud Shank und Lennie Niehaus zählte er zu den wichtigsten Altsaxophonisten der West Coast. „Inspirierte Soli, musikalischer Humor und umfangreiches musikalisches Wissen sicherten ihm auch nach dem Umzug nach Europa den Ruf als »musicians' musician«.“[2] BiographieDie Musikalität ist ihm wohl durch seine Mutter Francis in die Wiege gelegt worden, denn in Hollywood begleitete sie die Stummfilme im benachbarten Kino durch Live-Pianomusik. Bei ihr hatte er auch seine ersten Musikstunden am Klavier. Dann, als Achtjähriger kam er eher zufällig zum Altsaxophon: Weil der lokale Musikalienhändler, Saxophonlehrer und gleichzeitiger Freund der Familie das Instrument zum Verkauf hatte und in den Eltern von Herb dankbare Käufer fand. Nachdem Herb Geller als Vierzehnjähriger Benny Carter im Orpheum Theatre in Los Angeles hörte, beschloss er, das Saxophon zu seinem Beruf zu machen. Nur zwei Jahre später bekam er 1946 sein erstes professionelles Engagement in der Band des Violinisten Joe Venuti. Zu dieser Zeit entdeckte er die Musik von Charlie Parker, der neben Benny Carter zu seinem zweiten großen Idol wurde. 1948 reiste Herb Geller zum ersten Mal nach New York, wo er in den Bands von Jack Fina, Claude Thornhill, Jerry Wald und Lucky Millinder spielte. Während dieser Auftritte begegnete ihm die Pianistin Lorraine Walsh in Los Angeles, die nicht nur in New York seine Ehefrau, sondern gleichzeitig eine wichtige musikalische Partnerin wurde. 1952 zogen die Gellers wieder zurück an die Westküste der Vereinigten Staaten, wo sie gemeinsam in kleineren Ensembles arbeiteten. Außerdem spielte Herb Geller zu der Zeit in den Bands von Billy May, Shorty Rogers, Maynard Ferguson, Dan Terry, Bill Holman und Chet Baker. Im Jahre 1955 gewann er den „New Star Award“ von Down Beat und erlangte auch durch seine Aufnahmen mit Clifford Brown weltweite Anerkennung. Danach arbeitete Herb Geller in den Bands von Shelly Manne, Louie Bellson, Tom Talbert und Benny Goodman. 1958 starb Lorraine Walsh-Geller völlig unerwartet. Während einer Brasilientournee mit dem Benny Goodman Orchestra entschied Herb Geller sich, nicht wieder in die USA zurückzukehren. Er blieb sechs Wochen lang in São Paulo und spielte Bossa Nova, bis er ein Schiff nach Lissabon nahm. Schließlich landete er in Paris, wo er unter anderem mit Kenny Clarke und Kenny Drew sowie für den französischen Rundfunk arbeitete. Zeitweise war er Mitglied der legendären Kenny Clarke/Francy Boland Big Band, der wichtigsten europäischen Jazz Big Band der sechziger Jahre. 1962 wurde ihm von der Bigband des SFB in Berlin ein Vertrag angeboten. Er nahm das Engagement an und spielte dort neben anderen „Americans In Europe“ wie Benny Bailey, Joe Harris, Nat Peck und herausragenden europäischen Musikern wie Ack und Jerry van Rooyen. In Berlin begegnete ihm auch seine zweite Ehefrau Christine Rabsch.[3] Geller blieb dort drei Jahre, bis er einen Vertrag als Leadaltist der Bigband des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg unterschrieb. Dort war er 28 Jahre fest engagiert. Während dieser Zeit entwickelte sich die NDR-Bigband von einem Nachkriegs-Tanzorchester zur NDR Bigband, einer der interessantesten Bigbands des zeitgenössischen Jazz. Die endlose Liste der an den Produktionen beteiligten Musikern reicht von Joe Pass und Chet Baker bis zu Avantgardemusikern und schließt viele große Namen des europäischen Jazz mit ein. Neben seiner Arbeit beim NDR war Herb Geller immer auch in anderen Besetzungen aktiv, einschließlich seiner eigenen Projekte und Tourneen. In dieser Zeit hat er bei Schallplatten- und Musicalproduktionen, Konzerten und Tourneen namhafter Musiker wie zum Beispiel Ray Charles, Ella Fitzgerald, Shirley MacLaine, Jerry Lewis, Peter Herbolzheimer R, C&B, Liberace, Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen, Paul Anka, George Gruntz, Bert Kaempfert, Bill Evans, Red Mitchell und vielen weiteren mitgewirkt. 1985 komponierte er die Musik für den ersten Kinofilm von Otto. Seit 1986 war Geller an der Hochschule für Musik in Hamburg bis zu seiner Pensionierung lehrend tätig. Danach gab Herb Geller Saxophonunterricht und hielt bei verschiedenen nationalen und internationalen Musik-Institutionen Jazz-Seminare ab. In Los Angeles führte er 1994 im Rahmen des West Coast Festivals sein Musical Playin' Jazz auf. In seinen letzten Jahren trat Herb Geller regelmäßig im In- und Ausland als Solist auf Festivals und in verschiedenen Formationen auf. Ebenso fand man ihn als Gast bei Konzerten von verschiedenen (auch Amateur-) Bigbands sowie diversen Musikern wie zum Beispiel Knut Kiesewetter, Bud Shank, Louie Bellson, Lennie Niehaus, Jiggs Whigham, Tony Scott, Buddy DeFranco, André Previn und anderen. Noch 2011 trat er mit einer Rhythmusgruppe aus Pianist Paul Kirby, Bassist Martin Zenker und Schlagzeuger Rick Hollander auf. Im Dezember 2012 wurde bei Geller ein Hirntumor festgestellt, der im folgenden Jahr erfolgreich behandelt wurde. Letztlich ist er an einer Lungenentzündung gestorben, ausgerechnet an seinem und seiner Ehefrau Christine 51. Hochzeitstag.[4] Preise und AuszeichnungenGeller gewann 1955 als New Star den Critics' Poll des Down Beat. 1976 wurde er als Künstler des Jahres mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet. 1988 erhielt er für sein Album Birdland Stomp (1986) den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Am 26. November 2005 wurde er auf der Burg Ronneburg von Fürst Johann-Georg zu Ysenburg und Büdingen für seine Verdienste um den Jazz zum „Ritter der Ronneburg“ geschlagen. Bescheiden wie immer kommentierte Herb Geller diese Ehrung mit: „Meine Freunde sagen trotzdem Herb zu mir“. Am 24. November 2008 erhielt Herb er den "Louis-Armstrong-Gedächtnispreis 2008" der Gesellschaft "Swinging Hamburg" für seine Leistungen im Jazz, die seine Unterstützung und Ausbildung von jungen Talenten und seine Dienste als Botschafter für swingenden Jazz in Hamburg würdigte. DiskographieAlben
Mitwirkung bei anderen Veröffentlichungen
Lexikalische Einträge
WeblinksCommons: Herb Geller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|