Die Hymne der Russischen Föderation hat dieselbe Melodie wie die Hymne der bolschewistischen Partei und die Hymne der Sowjetunion und zeigt in der Basslinie Ähnlichkeiten mit dem Kanon in D-Dur des deutschen Barockkomponisten Johann Pachelbel. Der Text des Liedes wurde von seinem ursprünglichen Autor Sergei Michalkow, der auch schon den Text der sowjetischen Hymne gedichtet hatte, neu geschrieben. Er hatte den Text 1943 geschrieben und ihn 1956 unter Nikita Chruschtschow und 1977 unter Leonid Breschnew verändert.[3]
Zwischen dem Zerfall der Sowjetunion und 2000 war das textlose, daher wenig beliebte, bzw. als uninspirierend empfundene Patriotische Lied die offizielle Nationalhymne. Viele Menschen, darunter international agierende russische Sportler, protestierten, weil sie die Hymne auch gern gesungen hätten. Im Jahr 2000 führte Präsident Wladimir Putin die Hymne der ehemaligen Sowjetunion gegen den Wunsch seines Vorgängers Boris Jelzin mit einem neuen Text wieder ein.[4][3]
Der erste offizielle Spieltermin der Hymne war der Amtsantritt des Präsidenten Putin im Kreml.[5]
Kritik
Nachdem am 8. Dezember 2000 das bisher als Staatshymne Russlands verwendete Patriotisches Lied (1990–2000) durch die Hymne der Russischen Föderation ersetzt wurde, deren Melodie auf der alten Hymne der Sowjetunion und damit auch auf der Hymne der bolschewistischen Partei beruhte, regte sich gerade gegen diese Entscheidung heftiger Widerstand aus der russischen Zivilgesellschaft. Zahlreiche Intellektuelle und Künstler protestierten in einem offenen Brief an Präsident Putin gegen die neue Hymne, wobei insbesondere deren identische Melodie mit der Hymne der bolschewistischen Partei das Hauptargument der Kritik darstellte. Damit, so die Unterzeichner des Briefes, beleidige die Hymne die „Erinnerung an die Opfer der sowjetischen politischen Repressionen“. Ebenso äußerte auch der russische PEN-Club seinen Protest öffentlich und erklärte, „die Hymne der Partei der Bolschewiki, eine stalinistische Hymne, die in der Zeit der Stagnation [i. e. der Brežnev-Ära] zynisch retuschiert wurde, [sei] inakzeptabel für ein Land, das auf den Weg der Demokratie zurückkehrt.“[6] Das Präsidium der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial und die Moskauer Helsinki-Gruppe gaben schließlich in einer gemeinsamen Erklärung zu bedenken, dass die
„Hymne der UdSSR absolut dem Geist des Stalinschen Imperiums entsprach, das auf den Knochen von Millionen von Menschen errichtet wurde. [...] Natürlich kann man seine Vergangenheit nicht verleugnen, aber die Annahme der Stalinhymne bedeutet doch nur eines: Alle Siege beim Aufbau des Landes und im Kriege, die durch die aufopferungsvolle Arbeit und den Heroismus des Volkes errungen wurden, überlassen wir neuerlich jenen, die dieses Volk versklavt und vernichtet haben.“[7]
Text
Russische Version
Kyrilliza
Transkription
IPA-Lautschrift
Россия – священная наша держава,
Россия – любимая наша страна.
Могучая воля, великая слава –
Твоё достоянье на все времена!
Припев:
𝄆 Славься, Отечество наше свободное, Братских народов союз вековой, Предками данная мудрость народная! Славься, страна! Мы гордимся тобой! 𝄇
От южных морей до полярного края
Раскинулись наши леса и поля.
Одна ты на свете! Одна ты такая –
Хранимая Богом родная земля!
Припев
Широкий простор для мечты и для жизни
Грядущие нам открывают года.
Нам силу даёт наша верность Отчизне.
Так было, так есть и так будет всегда!
Ot juschnych morei do poljarnowo kraja
Raskinulis naschi lessa i polja.
Odna ty na swete! Odna ty takaja –
Chranimaja Bogom rodnaja semlja!
Pripew
Schiroki prostor dlja metschty i dlja schisni,
Grjaduschtschije nam otkrywajut goda.
Nam silu dajot nascha wernost Ottschisne.
Tak bylo, tak jest i tak budet wsegda!
↑Andreas Guski: Russlands große Gesänge. Von der Zarenhymne zur Hymne der russischen Föderation. In: Stefan Michael Newerkla, Fedor B. Poljakokv, Oliver Jens Schmitt (Hrsg.): Das politische Lied in Ost- und Südosteuropa. Berlin 2011, S. 11–29, hier S. 22.
↑Zitiert nach Andreas Guski: Russlands große Gesänge. Von der Zarenhymne zur Hymne der russischen Föderation. In: Stefan Michael Newerkla, Fedor B. Poljakokv, Oliver Jens Schmitt (Hrsg.): Das politische Lied in Ost- und Südosteuropa. Berlin 2011, S. 11–29, hier S. 22 f.