Bertrand Tavernier (li.) und Brian De Palma werden mit Ehrenpreisen gewürdigt
Mit Spezialpreisen geehrt wurden Bertrand Tavernier und Brian De Palma. Der französische Filmregisseur und Drehbuchautor Tavernier, der 1986 mit Um Mitternacht (Pasinetti-Preis) und 1992 mit Auf offener Straße zweimal vergeblich im Wettbewerb um den Hauptpreis konkurrierte, wurde mit dem Goldenen Löwen für das Lebenswerk eines Filmschaffenden geehrt. Einher geht diese Ehrung mit einem Posten als Gastleiter der Reihe Venezia Classici(Venice Classics), in der Tavernier eine Auswahl seltener, vergessener oder unterschätzter Filme präsentieren wird.[3] Der amerikanische Filmregisseur Brian De Palma wurde mit einem Sonderpreis, dem Jaeger-LeCoultre Glory to the Filmmaker Award, geehrt. Er hatte viermal im Wettbewerb um den Goldenen Löwen konkurriert und 2007 für Redacted einen Silbernen Löwen erhalten. Einher ging die Auszeichnung mit der Uraufführung der Dokumentation De Palma von Noah Baumbach und Jake Paltrow.[4]
Das offizielle Festivalplakat wurde Anfang Juni 2015 vorgestellt und ist dem Arthouse-Film gewidmet. Gezeichnet vom italienischen Animationsfilmer Simone Massi, steht im Vordergrund eine blonde Frau, die an Nastassja Kinski (Paris, Texas) erinnern soll. Im Bildhintergrund ist die Figur des Antoine Doinel (dargestellt von Jean-Pierre Léaud) zu sehen, basierend auf der letzten Einstellung aus François Truffauts Film Sie küßten und sie schlugen ihn (1959). Doinel hatte auch für das letztjährige Festivalplakat Pate gestanden. Sowohl das diesjährige Plakat als auch jene der zurückliegenden Jahrgänge 2012 bis 2014 sollen einen Mise-en-abyme-Effekt beim Betrachter erzielen und eine kleine Geschichte mit Referenzen an zahlreiche Filme erzählen.[5]
2015, im 100. Geburtsjahr Mario Monicellis (1915–2010), erinnerten die Filmfestspiele mit der Aufführung einer restaurierten Fassung von Vogliamo i colonnelli (1973) und dem Kunstprojekt „Fantasmi“ an den Filmemacher. Für das Projekt überarbeitete Monicellis langjährige Lebensgefährtin, die Künstlerin Chiara Rapaccini (besser bekannt unter dem Künstlernamen „RAP“) unveröffentlichte Aufnahmen aus den 1960er- bis 1990er-Jahren, die den Filmemacher am Set zeigen. Monicelli hatte die Dokumente ursprünglich wegwerfen wollen.[6]
Die italienisch-französische Schauspielerin Elisa Sednaoui wurde als Moderatorin für die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie ausgewählt.[7]
Martin Scorseses angemeldeter 17-minütiger Kurzfilm The Audition mit u. a. Robert De Niro, Leonardo DiCaprio und Brad Pitt in den Hauptrollen wurde vor der Eröffnung der Filmfestspiele zurückgezogen. Aufgrund „unerwarteter technischer Probleme“ sei Scorseses Regiearbeit nicht rechtzeitig zum Festival fertiggestellt worden.[11]
Die Sektion Orizzonti (dt.: Horizonte) widmet sich neuen Trends im internationalen Film und stellt vor allem unkonventionelle Filme vor, darunter Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme. Es werden sowohl Kurz- als auch Langfilme akzeptiert. Eröffnet wird die Reihe mit Un monstruo de mil cabezas(A Monster with a thousand Heads) von Rodrigo Plá.
Den Vorsitz der internationalen Jury hat der US-amerikanische Filmregisseur Jonathan Demme (im Verlauf des Filmfestivals wird er mit dem Persol Tribute to Visionary Talent Award ausgezeichnet).[12] Ihm zur Seite stehen folgende Jurymitglieder:
Die Reihe Venezia Classici (englischVenice Classics) präsentiert seit 2012 restaurierte Filmklassiker sowie Dokumentarfilme über das Filmemachen und einzelne Filmschaffende. Bestandteil ist die Vergabe von Preisen für den am besten restaurierten Film und die beste Kinodokumentation, die von einer Jury aus Filmstudenten unter Leitung des italienischen Filmregisseurs Francesco Patierno vergeben wird.[13]
Amarcord von Federico Fellini (Italien, 1973) – restauriert durch die Cineteca di Bologna mit Unterstützung von yoox.com und unter Mitwirkung der Comune di Rimini. In Zusammenarbeit mit Cristaldifilm und Warner Bros.
Dämon Geld (Apenas un delincuente) von Hugo Fregonese (Argentinien, 1949) – restauriert durch das Museo del Cine y Filmoteca Buenos Aires
Die fernen Tage meiner Kindheit (Fenggui lai de ren, 風櫃來的人) von Hou Hsiao-Hsien (Taiwan, 1983) – restauriert durch die Cinémathèque royale de Belgique in Zusammenarbeit mit dem Regisseur und dem World Cinema Project von The Film Foundation
I mostri von Dino Risi (Italien, 1963) – restauriert durch das Museo Nazionale del Cinema, Fondazione Maria Adriana Prolo und Cineteca di Bologna in Zusammenarbeit mit Rti-Mediaset, Lyon Film und Surf Film
Der Preisträger des Goldenen Löwen für ein Lebenswerk, Bertrand Tavernier, wird persönlich Irrtum im Jenseits, Sonnenstrahl, Tödliche Leidenschaft und Die Wölfin von Kalabrien vorstellen.[13]
Dokumentarfilme
The 1000 Eyes of Dr Maddin – Regie: Yves Montmayeur (Frankreich)
Alfredo Bini, the unexpected Guest – Regie: Simone Isola (Italien)
Dietro gli occhiali bianchi – Regie: Valerio Ruiz (Italien)
A Flickering Truth – Regie: Pietra Brettkelly (Neuseeland, Afghanistan)
For the Love of a Man – Regie: Rinku Kalsy (Indien)
Jacques Tourneur le médium (Filmer l’invisible) – Regie: Alain Mazars (Frankreich)
Mifune: The Last Samurai – Regie: Steven Okazaki (Japan)
Unabhängige Filmreihen
Parallel zum Filmfestival finden zwei unabhängige Filmreihen statt:
Settimana Internazionale della Critica
Die italienische Filmkritikervereinigung Sindacato Nazionale Critici Cinematografici Italiani veranstaltet die Internationale Kritikerwoche (Settimana Internazionale della Critica – SIC), bei der internationale Debütfilme von einer unabhängigen Kommission ausgewählt werden. Diese stellte ihr Programm am 23. Juli 2015 vor.[14] Zum 30. Jubiläum der Filmreihe wurde außerdem in einer Umfrage der Filmkritikervereinigung ein Spezialpreis („SIC 30“) an den besten Debütfilm aller bisheriger Auflagen vergeben. Als Sieger ging die 1998 in der Reihe vorgestellte Tragikomödie Orphans von Peter Mullan hervor, die 2015 die Internationale Kritikerwoche auch eröffnen wird.[15]
Die Associazione Nazionale Autori Cinematografici (ANAC) bereitet gemeinsam mit der Associazione Autori e Produttori Indipendenti (API) die Giornate degli Autori – Venice Days vor, die italienische und ausländische Spiel- und Dokumentarfilme zeigt. Präsentiert wurde das Programm am 24. Juli 2015 in Rom.[16]
Soundtrack Stars Award – Preis für ein Lebenswerk: Nicola Piovani
Schermi di Qualità – Carlo Mazzacurati Award: Non essere cattivo – Regie: Claudio Caligari
Europa Cinemas Label Award (Beste europäischer Film in der Sektion Giornate degli Autori): Kaum öffne ich die Augen(À peine j’ouvre les yeux) – Regie: Leyla Bouzid
Fedeora-Preis – Bester Film (Sektion Giornate degli Autori): Underground Fragrance – Regie: Song Pengfei
Fedeora-Preis – Beste Regie (Sektion Giornate degli Autori): Ruchika Oberoi (Island City)
Fedeora-Preis – Beste Darstellerin (Sektion Giornate degli Autori): Ondina Quadri (Arianna)
Fedeora-Preis – Bester Film (Sektion Settimana Internazionale della Critica): Kalo Pothi – Regie: Bahadur Bham Min
Fedeora-Preis – Beste Kamera (Sektion Settimana Internazionale della Critica): Bentley Dean (Tanna)
Fedeora-Preis – Bester europäischer Film (Internationaler Wettbewerb um den Goldenen Löwen): Francofonia – Regie: Alexander Sokurow
Human Rights Nights Award: Rabin, the last day – Regie: Amos Gitai
AssoMusica “Ho visto una Canzone” Award: Song A cuor leggero von Riccardo Sinigallia aus dem Film Non essere cattivo
“Sorriso diverso Venezia 2015” Award – Bester italienischer Film: Non essere cattivo – Regie: Claudio Caligari
“Sorriso diverso Venezia 2015” Award – Bester fremdsprachiger Film: Blanka – Regie: Kohki Hasei
Amnesty International Italia “Il cinema per i diritti umani” Award: Visaaranai – Regie: Vetri Maaran
CITC – UNESCO 2015 Award: Beasts of No Nation – Regie: Cary Joji Fukunaga
NuovoImaie Talent Award – Beste Schauspielerin in einem Debütfilm: Ondina Quadri (Arianna)
NuovoImaie Talent Award – Bester italienischer Schauspieler in einem Debütfilm: Alessandro Borghi (Non bessere cattivo)
↑Alfonso Cuarón. In: Internationales Biographisches Archiv 50/2013, 10. Dezember 2013, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 10/2014 (abgerufen via Munzinger Online).