Der Internationale Lutherische Rat (englisch: International Lutheran Council – ILC) ist ein Bund konfessionell lutherischer Kirchen in der Welt. Er repräsentiert ca. 7,15 Mio. Lutheraner in 57 Mitgliedskirchen und 2 kirchlichen Organisationen (Stand: 2024) und ist nach dem Lutherischen Weltbund (LWB – ca. 70 Millionen Lutheraner) der zweitgrößte lutherische Bund.
Die Ursprünge des Internationalen Lutherischen Rates gehen zurück auf ein Treffen von konfessionell lutherischen Kirchen in Uelzen im Jahr 1952. Eine weitere Konferenz im Jahr 1959 in Oakland, Californien USA, beschäftigte sich mit der Thematik „Kirchengemeinschaft zwischen unseren Kirchen“. Für diese noch informellen Zusammenkünfte gaben sich diese lutherischen Kirchen 1963 den Namen „Internationale lutherisch-theologische Konferenz“. Während der drei folgenden Jahrzehnte gab es weitere 11 informelle Treffen von lutherischen Bischöfen und Präsides. Der Internationale Lutherische Rat in seiner heutigen offiziellen Gestalt wurde 1993 in Antigua, Guatemala, gegründet, wo diese lutherischen Kirchen sich auch eine Verfassung gegeben haben.
Konfessionelle Grundlage
Der Internationale Lutherische Rat ist eine weltweite Gemeinschaft von konfessionell lutherischen Kirchen, die das Evangelium von Jesus Christus auf der Grundlage der Heiligen Schrift, verstanden als inspiriertes und unfehlbares Wort Gottes, glauben, lehren, bekennen und leben, und der lutherischen Bekenntnisschriften, die sie als wahre und glaubwürdige Auslegung des Wortes Gottes betrachten.
Detailliertere Erläuterungen zu Unterschieden gegenüber anderen theologischen Richtungen innerhalb des Luthertums finden sich z. B. hier.
Aufgaben und Ziele
Der ILC hat sich zur Aufgabe gemacht, konfessionell lutherische Theologie in Lehre und Leben zu vertreten und auszubreiten. Dies soll geschehen durch
gemeinsame theologische Studien
gegenseitige Unterstützung der Mitgliedskirchen
Unterstützung von lutherischer Mission
gemeinsame theologische Ausbildung durch theologische Professoren, Hochschulen, lutherische Missionsgesellschaften und diakonische Hilfe
Förderung der Kommunikation zwischen den konfessionell lutherischen Kirchen in der Welt u. a. durch Veröffentlichungen, wie z. B. ILC-News.
Veröffentlichung von konfessionell lutherischer Literatur
Organisatorischer Aufbau
Die offiziellen Amtsgeschäfte des ILC üben der Vorsitzende, der Vizevorsitzende und der Generalsekretär aus. Daneben gibt es einen Exekutivausschuss, der aus dem Vorsitzenden, Vizevorsitzenden, dem Generalsekretär und zusätzlichen Repräsentanten aus den Kontinenten Afrika, Ostasien, Südasien, Europa, Lateinamerika, Nordamerika und Australien bestehen. Dieses Gremium hat die Aufgabe, sich der Ziele (siehe Aufgaben und Ziele) anzunehmen und sie umzusetzen.
Der Generalsekretär hat die Aufgabe administrative und technische Unterstützung für die Mitgliedskirchen zu leisten. Der derzeitige (2010) Generalsekretär ist der vormalige leitende Geistliche der Lutherischen Kirche Kanada, Ralph Mayan. Die lutherischen Mitgliedskirchen sind nach Anzahl ihrer getauften Glieder gehalten sich an den Kosten für die Aufgaben des ILC zu beteiligen. Alle zwei Jahre findet eine Konferenz der Mitgliedskirchen statt. Derzeit (2007) gehören zum ILC 34 Mitgliedskirchen. Neben der Vollmitgliedschaft gibt es die Möglichkeit der assoziierten Mitgliedschaft, den Beobachtungsstatus und die Mitgliedschaft für kirchliche Organisationen, die kein Kirchenkörper sind. Der ILC an sich ist kein Kirchenkörper und übernimmt keine kirchlichen Funktionen.
Neben dem ILC gibt es den an Mitgliedern größeren Lutherischer Weltbund (LWB) als Zusammenschluss lutherischer Kirchen. Zwischen dem ILC und dem LWB kam es in jüngster Zeit zu Kontaktgesprächen mit einem Abschlusskommuniqué mit dem Titel „Was uns eint – was uns trennt“.
↑Die „Bekennende Lutherische Kirche von Chile“ (Iglesia Luterana Confesional de Chile), die sich von 1991 bis 2007 „Evangelisch-Lutherische Kirche der Republik Chile“ (Iglesia Evangélica Luterana de la República de Chile, IELCHI) nannte, entstand 1955 als Missionswerk der Missouri-Synode (LCMS), die über ihren argentinischen Distrikt Missionare nach Chile entsandte. Als der Distrikt selbstständig wurde, bestand der chilenische Ableger seit 1986 als Mission der „Evangelisch-Lutherischen Kirche von Argentinien“ (ILEA) und wurde Anfang der 1990er Jahre selbstständig. Die IELCHI, die sich neuerdings ILC-Chile abkürzt, ist nicht zu verwechseln mit den beiden einheimischen lutherischen Kirchen Chiles, der „Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile“ (Iglesia Evangélica Luterana en Chile, IELCH) und der 1975 von dieser abgespaltenen „Lutherischen Kirche in Chile“ (Iglesia Luterana en Chile, ILCH), die beide (seit 1957 resp. 1991) dem Lutherischen Weltbund angehören. Vgl. ILC News, XX. Jg., Nr. 2 (1. Mai 2009), spanische Ausgabe (PDF; 152 kB), S. 8 f.; Sergio Adrián Fritzler, Cristián E. Rautenberg: Resumen de la historia del ILC-Chile (PDF; 27,2 MB), März 2014/Mai 2016; Daniel Lenski: La historia de la Iglesia Luterana en Chile auf der Webseite der ILCH; alle abgerufen im November 2019 (alle spanisch).