Irsee
Irsee ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Ostallgäu. GeografieIrsee liegt in der Region Allgäu im Landkreis Ostallgäu, etwa 4,5 km nordwestlich von Kaufbeuren. Die Höhenlage der Marktgemeinde beträgt 666 bis 822 m ü. NHN. Die Gemeinde hat 6 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Es gibt nur die Gemarkung Irsee. GeschichteUrsprünglich lautete der Name des Ortes Ursin.[4] Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 982.[5] Die zunächst hier noch ansässigen Feudalherren, welche sich von Ursin nannten, errichteten eine Burg und stifteten im 12. Jahrhundert das Kloster Irsee. Am 1. September 1849 wurde die „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ für etwa achtzig Patienten in den Klostergebäuden eröffnet. Die Abteilung des heutigen Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren im Kloster Irsee wurde 1972 geschlossen.[6] Der Markt Irsee gehörte bis zur Säkularisation 1803 zur Reichsabtei Irsee. Irsee besaß das Marktrecht mit wichtigen Eigenrechten. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden folgende Einwohnerzahlen ermittelt:[7]
Von 1988 bis 2008 wuchs Irsee um 166 Einwohner bzw. ca. 14 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 1219 auf 1507 um 288 Einwohner bzw. um 23,6 %. Politik und Öffentliche VerwaltungDie Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Pforzen. Gemeinderat und BürgermeisterDie Wahl am 15. März 2020 hatte folgendes Ergebnis:
Die Sitzverteilung ist gegenüber der Amtszeit 2014 bis 2020 unverändert geblieben. Die Wahlbeteiligung betrug 70,77 %. Erster Bürgermeister ist Andreas Lieb (* 1963; Bürgerforum).[8] Dieser wurde im Jahr 2002 Nachfolger von Rudolf Scharpf (CSU/Unabhängige Bürger). Bei der Kommunalwahl 2014 wurde dieser mit 93,5 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt und am 15. März 2020 mit 89,04 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt. GemeindefinanzenIm Jahr 2013 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 1.137.000 Euro, davon waren 256.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen (netto).[7] Wappen und Flagge
GemeindepartnerschaftenSeit 1987 ist die französische Gemeinde Montsûrs im Département Mayenne Partnergemeinde von Irsee. Wirtschaft und InfrastrukturWirtschaft einschließlich Land- und ForstwirtschaftIm Jahr 2021 gab es nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 39 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 174 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 573. Im Jahr 2020 bestanden 26 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von mehr als zwei Hektar. Die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche betrug 1179 ha. Davon waren 316 ha Ackerfläche und 863 ha Wiesen und Weideland.[7] Im Bauhauptgewerbe gab es im Jahr 2021 zwei Betriebe. BildungIm Jahr 2022 bestanden folgende Einrichtungen:[7]
WasserversorgungDie Gemeinde versorgt sich über mehrere Quellen südwestlich des Hauptortes. Es besteht ein ca. 188 ha großes Wasserschutzgebiet im Süden Irsees. Kultur, Sport und FreizeitVeranstaltungen im Kloster IrseeDer Irseer Pegasus ist eine jährlich im Januar stattfindende Literaturveranstaltung der Regionalgruppe Schwaben des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) und der Schwabenakademie Irsee. Von 1993 bis 2011 fand jährlich Ende August/Anfang September das Festival Klang & Raum unter Leitung des Dirigenten Bruno Weil statt. Es widmete sich der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts und ihrer Aufführung mit historischen Instrumenten. Galerie und Kleinkunstbühne ALTBAUDas kleine privat geführte Kulturzentrum besteht seit 1978. Es ist die älteste Einrichtung dieser Art im Allgäu und eine der ältesten Kleinkunstbühnen Bayerns.[10] BiomarktSeit 1998 findet jeden Freitag im historischen Dorfkern von Irsee ein Biomarkt statt. Natur und NaherholungseinrichtungenDer Oggenrieder Weiher am westlichen Ortsrand ist ein beliebtes Badegewässer. BaudenkmälerKloster IrseeDas im Ostteil des Ortes gelegene Kloster Irsee ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner. Das der Heiligen Maria geweihte Kloster wurde 1186 durch Markgraf Heinrich von Ronsberg auf dem Irseer Burgberg gegründet, allerdings bereits ab 1190 am heutigen Standort am Fuß des Berges neu errichtet. Die Hauptvögte waren von 1390 bis 1803 die Habsburger. Im Jahre 1849 wurde im ehemaligen Kloster eine „Kreisirrenanstalt“ eingerichtet, die in der Zeit der NS-Gewaltherrschaft zur Tötung „lebensunwerten Lebens“ missbraucht wurde. Von 1939 bis 1945 wurden über 2000 Kinder, Frauen und Männer entweder in die Tötungsanstalten Hadamar, Grafeneck und Hartheim verschleppt oder in Irsee durch Verabreichung von „E-Kost“ (eine von bestimmten essentiellen Bestandteilen „befreite“ Nahrung) oder mittels Injektionen getötet. Die Verantwortung dafür hatte der damalige Anstaltsleiter und Psychiater Valentin Faltlhauser.[11] Seit 1981 erinnert eine Skulptur des Bildhauers Martin Wank in der ehemaligen Anstalt an dieses Geschehen.[12] Mitte der 1990er Jahre wurde im ehemaligen Leichenhaus der Heil- und Pflegeanstalt Irsee, in der sogenannten Prosektur, eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“ eingerichtet.[13] Im Vorraum ist das großformatige Triptychon möchte ich Sie noch höflichst bitten, mir folgende Fragen zu beantworten (1996) der Münchener Künstlerin Beate Passow ausgestellt. Sie kombinierte drei von Tätern gemachte Fotografien von Opfern mit Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen Valentin Faltlhauser und Georg Hensel, der von 1939 bis 1946 Oberarzt in der Kinderheilstätte Mittelberg bei Oy im Allgäu war und Tbc-Versuche an behinderten Kindern in Kaufbeuren-Irsee durchführte.[13][14] Im Jahr 2009 wurden drei Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig vor dem Kloster Irsee verlegt. Stellvertretend für alle in Irsee ermordeten Patienten werden Maria Rosa Bechter, Anna Brieger und Ernst Lossa namentlich genannt.[13] Heute ist das Kloster ein Tagungs- und Bildungszentrum des Bezirks Schwaben, Sitz der Schwabenakademie Irsee. Klosterbrauerei und BrauereimuseumIrsee ist Sitz der Brauerei Irseer Klosterbräu, in deren Brauereimuseum die jahrhundertealte Brautradition des Ortes dokumentiert ist. PersönlichkeitenSöhne und Töchter
Persönlichkeiten
WeblinksCommons: Irsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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