Den Orgelbau hat Diepenbrock anscheinend außerhalb Ostfrieslands erlernt.[1] Im Jahr 1881 machte er sich in Norden selbstständig, wo er 20 Jahre eine Werkstatt in der Osterstraße hatte. Begraben wurde Diepenbrock auf dem Friedhof Norden-Bargebur. Seine Witwe und sein Sohn Hans führten die Firma bis 1918/19 fort.[2]
Seine Werke wurden solide ausgeführt und spiegeln die Bauweise und Klangästhetik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wider. Während sich außerhalb Ostfriesland die pneumatischeTraktur durchsetzte, baute Diepenbrock Orgeln mit mechanischer Kegellade und ohne Schwellwerk, teils hinter einem historisierenden Prospekte (so in Werdum und Hatzum), in der Regel aber im neogotischen Stil (so in Wymeer, Loga und Blomberg). Die Prospekte fertigten lokale Tischler an. Diepenbrock repräsentiert die letzte Phase eigenständiger ostfriesischer Orgelbauer vor dem industriellen Orgelbau, die bereits vom Niedergang der hochstehenden Orgelkultur gekennzeichnet war.[3] Klanglich sind die vielen verschiedenen grundtönigen Register kennzeichnend, die durch farbige Stimmen wie eine Mixtur und Zungenregister (häufig Trompete 8′) ergänzt werden, um einen kräftigen Gemeindegesang Rechnung zu tragen.[4] Neben einem Dutzend Neubauten führte Diepenbrock verschiedene Umbauten durch und veränderte die Dispositionen entsprechend dem Zeitgeschmack, wodurch etliche originale Stimmen verloren gingen.
Insgesamt sind zwölf Orgelneubauten und zahlreiche Reparatur- und Pflegearbeiten an ostfriesischen Orgeln nachweisbar.[2] Diepenbrock hat zudem mindestens zwei Druckwindharmoniums gebaut.
Werkliste
Neubauten
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr oder lediglich der Prospekt erhalten ist.
Neubau, der aufgrund von Feuchtigkeitsschäden und Vandalismus im Zweiten Weltkrieg, als die Kirche kanadischen Soldaten als Kino diente, verloren ging; Prospekt erhalten[6]
Neubau mit mechanischer Kegellade; im Zweiten Weltkrieg Teilzerstörung durch eine Granatenexplosion, anschließend weiterer Pfeifenverlust durch Plünderungen; 1952 Instandsetzung mit 8 Registern durch Alfred Führer; 1964 ersetzt
Neubau mit mechanischer Kegellade; vor 1961 abgebaut (ersetzt durch Instrument von Rudolf Janke) und Einlagerung; 1976 Aufbau als private Hausorgel (I/p/4) mit neuer Windlade (Schleiflade 1974 gebaut von Tischler H. Leeners) in Spetzerfehn durch Gerhard Rebel, basierend auf Prinzipal 4′ statt ursprünglichem 8′, Gehäuse neu gestaltet; 1991 Restaurierung durch Wolfgang Hartig; 2000 teilweise Erneuerung der Oktave 2′ durch Christian Wachtendorf; ansonsten Pfeifenwerk, Klaviaturen, Registerzüge und Spieltisch-Schrank original
Neubau mit mechanischer Kegellade und historisierendem Prospekt mit rundem Bass-Mittelturm, zwei Spitztürmen, zweigeschossigen Diskantfeldern und den seitlichen Blindfeldern mit Schleierwerk, der sich an der Vorgängerorgel von Valentin Ulrich Grotian (um 1690) orientiert; nahezu vollständig erhalten[9]
Erweiterungs-Umbau der Orgel von Johann Friedrich Wenthin (1793) im Zuge der Umsetzung auf die Westempore: Austausch eines Registers und Ergänzung um ein selbstständiges Pedal mit drei Registern
Neuer Spieltisch und Balganlage Tausch von anderthalb Registern (Bourdon 16′ und Gedackt 8′ von C bis gis) der Orgel von Johann Friedrich Wenthin (1783)[11] → Orgel
Einbau eines Prinzipal 8′ in die Orgel von Johann Gottfried Rohlfs (1799); um 1900 Überführung in die Norder Christuskirche (Bapstisten); heute II/P/11 → Orgel der Christuskirche (Norden)
Reparatur der Orgel von Hinrich Just Müller (1766), Tausch der Manualklaviatur und eines Registers der drei originalen Keilbälge durch einen Magazinbalg
Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974-1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1 (2 Teile: Backmoor-Groothusen, Hage-Wiesens).