Gegründet wurde das adelige Frauenkloster St. Margarethen zwischen 918 und 926, als sich das gesamte Elztal unter der Herrschaft der Alemannenherzöge Burkhardt und dessen Sohn Burkhard II. befand.
Im Jahr 926 stiftete Herzog Burkhard II. zusammen mit seiner Frau Regelinda das adelige Frauenkloster St. Margarethen zu Waldkirch. Er schenkte dem Kloster das ganze Tal mit allen Bewohnern, Tälern und Gewässern sowie einigen Rechten, wie Jagd- und Fischereirecht.[1]
Im Jahr 994 wurde das Kloster vom späteren Kaiser Otto III. zum Reichskloster erhoben, nachdem er es durch Erbschaft von Burkhard III. und Hadwig erhalten hatte. Mit der Erhebung waren größere Schenkungen und zahlreiche Privilegien (freie Äbtissinnenwahl, freie Vogtswahl) verbunden.
Als das Kloster 1430 verwaiste, übernahmen auf Wunsch Hans Werner von Schwarzenbergs weltpriesterliche Chorherren das Kloster. Die drei bisher selbständigen Kirchen St. Peter, St. Martin und St. Walburga wurden inkorporiert. 1486 bis 1490 lebte der Historiker Heinrich von Gundelfingen im Kloster.[3]
Im Jahr 1803 wurde das Stift im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Aus diesem Grund liegt die Bau- und Erhaltungspflicht für die ehemalige Kloster- und heutige Pfarrkirche beim Land Baden-Württemberg als Nachfolger des Großherzogtums Baden.
Im Jahr 1869 erhielt die Kirche eine Orgel des Orgelbauers Eberhard Friedrich Walcker. Sie gehört zu den am besten erhaltenen Orgeln des großen Orgelbauers der Romantik. Sie wurde im Jahr 1998 durch die Freiburger Orgelbauwerkstatt Hartwig und Tilmann Späth restauriert und auf den Originalzustand zurückgeführt.[6] Im Jahr 2004 erhielt das Werk einen Magazinbalg anstelle des Schwimmerbalgs von 1973.[7] Im Chorraum befindet sich seit 2013 eine Truhenorgel des Waldkircher Orgelbauers Wolfram Stützle.[8]
Spiel- und Registertraktur mechanisch mit Kegelladen
Glocken
St. Margarethen hat ein bemerkenswertes Geläut aus neun Glocken. 2003 wurden zwei 1956 von F. W. Schilling gegossene Glocken (geweiht Maria und Papst Pius X.)[10] durch zwei bis dahin in Kapellen ausgelagerte Glocken von I. J. Thouvenel ausgetauscht.[11] Seitdem werden in dem Geläut sechs historische Glocken durch noch drei Glocken aus dem 20. Jahrhundert ergänzt. Das Geläut erklingt „aufgrund der ungewöhnlichen und einzigartigen Tonfolge von besonderem Reiz“.[12] Die kleinste Glocke (Josefsglocke), wird auch Scheidglocke genannt, weil sie nach Ableben eines Gemeindemitglieds geläutet wird. Sie hängt in der Turmlaterne, die anderen Glocken hängen im barocken Glockenstuhl.
Der Turm zeigt auf allen vier Seiten Uhrenzifferblätter. Das Uhrschlagwerk übernehmen die Glocke 1 zur vollen Stunde und die Glocken 3, 5, 6 und 7 zur Viertelstunde.
Glocke 7 wurde gewogen, die Gewichte der Glocken 6, 8 und 9 sind, daraus abgeleitet, geschätzt.
Propsteigebäude
Das in den Jahren 1753 bis 1755 nach Plänen des Villinger Architekten Ludwig Oswald errichtete dreigeschossigen Propsteigebäude ziert im Mittelgiebel eine Margarethenstatue des Bildhauers Josef Anton Hops, der ebenfalls aus Villingen stammte. Die Stuckdecken wurden von Franz Anton Vogel aus Freiburg im Breisgau gestaltet.
Ab 1815 bis 1873 wurde der Bau von den Gebrüdern Kapferer als Baumwollweberei genutzt, danach diente er einige Zeit als Hotel. Zu den Gästen gehörte unter anderem im Jahr 1880 die kaiserliche Familie. Zwischen 1891 und 1977 beherbergte das Gebäude verschiedene Schulen. Danach wurde es restauriert und 1985 dort das Elztalmuseum eröffnet.
Äbtissinnen des Klosters
Gisela (926–950), Tochter der Stifterin Reginlinde
Karl Kurrus: Die Burg am Koliberg und das Lehen von St. Margarethen: alte Beziehungen zwischen Waldkirch und Endingen. 1983. In: Forschen und Bewahren. Das Elztäler Heimatmuseum in Waldkirch. Kultur- und landesgeschichtliche Beiträge zum Elztal und zum Breisgau zum 75. Geburtstag von Hermann Rambach am 21. September 1983. Hrsg. von Heinrich Lehmann. Waldkircher Verl.-Ges., Waldkirch 1983, ISBN 3-87885-090-5, S. 159–171.
Reich beschenkte Frauen. Stadtgeschichte Waldkirch I: Kloster St. Margarethen zwischen 918 und 926 gegründet. In: Badische Zeitung. 29. Januar 2009 (badische-zeitung.de [Artikelanfang frei abrufbar]).
Christine Kleinjung: Norm und Praxis der religiösen Lebensform in Waldkirch bis zur Aufhebung der Frauengemeinschaft 1431. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 164, 2016, S. 61–99.
Andreas Haasis-Berner: Das Kloster St. Margarethen in Waldkirch (= Waldkircher Stadtgeschichte. Band 2). Stadt Waldkirch, Waldkirch 2017, ISBN 978-3-9810316-6-9.
Paul Wehrle: Glockennamen (persönliche Recherche vor Ort)
↑Hans-Otto Mühleisen: St. Margarethen, Waldkirch. In ders.: Seelsorgeeinheit Waldkirch, Kirchen und Kapellen, Lindenberg 2012, ISBN 978-3-89870-744-2, S. 30–38; Adalbert Birth: St. Margaretha Waldkirch, Regensburg, 4. Auflage 1999, ISBN 3-7954-4843-3.
↑Hermann Rambach: Die Stiftskirche St. Margaretha in Waldkirch, Waldkirch 1991, S. 74
↑Kath. Pfarrkirche St. Margarethen in Waldkirch auf der Seite der „Glockeninspektion des Erzdiözese Freiburg“, mit Audioaufnahmen der Glocken und „Glockeninschriften und Glockenzier“ der historischen Glocken (als PDF, 1,5 MB), online.
↑Andreas Haasis-Berner: Anastasia, Pfalzgräfin von Tübingen: 15 Jahre Äbtissin des Klosters St. Margarethen in Waldkirch (1397–1412). In: Waldkircher Heimatbrief. Bd. 243 (2013), ZDB-ID 349318-0, S. 3–4 (opac.regesta-imperii.de).