Kordon (Grenzanlage)Kordon (auch Grenzbefestigung) bezeichnet hier die bauliche, technische oder landschaftliche Gestaltung einer Grenze oder eines Grenzhinterlandes. Das kann ein sich in die Länge erstreckendes System von Festungen oder Befestigungsanlagen (Mauern, Zäune, Wälle etc.) sein, das meistens entlang einer politischen Grenze eines Staatsterritoriums errichtet wird. Dies kann Schutz-, Verwahrungs- oder Verteidigungsfunktionen für die äußere Sicherheit oder auch nur symbolischen Wert besitzen. Zur Sicherung der Winterquartiere von militärischen Verbänden bzw. Truppenteilen wurden ebenfalls Kordonsysteme eingesetzt. GrundlagenDie Bandbreite der Möglichkeiten ist groß und reicht von frühgeschichtlichen Bepflanzungen mit Sträuchern oder Hecken über Zäune, Mauern, Gräben und Wälle bis hin zu Großbauwerken auch mit Wasserhindernissen, Minengürteln oder modernen elektrisch oder elektronisch gesicherten Anlagen. Das Wort stammt von franz. cordon „Schnur“ und bezeichnet allgemein eine Reihe unter sich in Verbindung stehender Militärposten oder eine Postenkette zur Grenzbewachung, zur Absperrung von Ortschaften und größeren Gebietsteilen bei Seuchen und Ähnlichem. Teil einer Kordonbildung konnte es auch sein, im zu sichernden Raum gezielt bestimmte Bevölkerungsgruppen anzusiedeln, die im Fall eines Einmarsches oder einer Infiltration rasch Truppen gegen den eindringenden Feind stellen konnten. Diesen „Wehrsiedlern“ wurden oft Privilegien (z. B. Steuervorteile, Religionsfreiheit, Freistellung von sonstiger Heeresfolge, verbilligtes oder kostenloses Land) zur Sicherung und Erhöhung der Loyalität gewährt. Beispiele sind die österreichisch-ungarischen Grenzer, Teile der Kosaken oder die ersten israelischen Siedlungen, die zunächst bewusst entlang der Grenze zu Jordanien errichtet wurden. Geschichtliche EntwicklungSchutzwälle gegen eindringende Feinde sind seit der Vorgeschichte bekannt. Beispiele sind die große Chinesische Mauer und der römische Limes. In Europa ist die Methode als Landwehr bis in die frühe Neuzeit verbreitet. Durch die Ausbreitung in die Länge zieht diese Form der Befestigung eine Zersplitterung eventuell angreifender militärischer Kräfte nach sich, die oftmals in keinem Verhältnis zum geplanten bzw. zu erzielenden militärischen Nutzen steht. Der Kordon eignet sich daher eher zur Abschreckung eines potenziellen Aggressors. Im 18. Jahrhundert wurden Kordons besonders vom österreichischen Generalfeldzeugmeister Franz Moritz Graf von Lacy im Bayerischen Erbfolgekrieg genutzt. Während sich die preußischen Festungen bereits im Feldzug von 1807 als weitgehend nutzlos gegen Napoleons mobile Kriegsführung erwiesen, konnte Wellington im Halbinselkrieg 1811 von den Linien von Torres Vedras effektiven Gebrauch machen und so Frankreich eine empfindliche Niederlage zufügen. Nach dem Ende der Kabinettskriege senkten aber die auf Wehrpflicht beruhenden Massenarmeen und eine zunehmend mobile Kriegsführung allgemein die Vorteile von Kordons, so dass man ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf das Kordonsystem zunehmend verzichtete, zumal es bei einem Durchbruch Gelegenheit zum Aufrollen der Verteidigungslinie bot. Zudem senkte moderne Belagerungsartillerie mit Geschützrohren aus Stahl den Wert von Befestigungsmauern drastisch. Stattdessen sorgte man für eine genaue Beobachtung der zu schützenden Gebiete, sammelte die Truppen an zentralen Punkten und trat dem Gegner dann im Einsatzraum mit Übermacht entgegen. Carl von Clausewitz schreibt in seinem Werk Vom Kriege:
– Carl von Clausewitz: Vom Kriege, 6. Buch, 22. Kapitel: Der Kordon[1] Wiederbelebt wurde das System im Stellungskrieg des Ersten, den Festungswerken der Zwischenkriegszeit, und den deutschen Wallprojekten des Zweiten Weltkriegs. Während es im waffentechnisch schon modernen, in Bezug auf die motorisierte Mobilität aber noch unentwickelten ersten großen Krieg zu entsetzlichen Verlusten an Soldaten ohne sonderlichen Landgewinn führte, sind die Projekte des zweiten großen Krieges – in der falschen Vermutung, der kommende Krieg würde dem ersten gleichen – der Clausewitzschen Analyse entsprechend weitgehend wirkungslos geblieben. Im Lauf des 20. Jahrhunderts kehrte sich der Zweck des Kordons um: Er dient nun primär zivilen Aspekten zur Verhinderung von unkontrollierten Fluchten bzw. der Migration (-> Illegale Migration, z. B. Eiserner Vorhang mit Berliner Mauer, Grenze Nord-/Südkorea, Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko). Das umfasst auch den Kontext des „Kriegs gegen den Terrorismus“ seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Beispiele (Auswahl)Bekannte Kordons in der politisch-geographischen und Militärgeschichte:
Siehe auch
Literatur
WeblinksWiktionary: Kordon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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