Dieser Artikel behandelt das von 1841 bis 1869 genutzte erste Königliche Hoftheater in Dresden. Zum ebenfalls nach Plänen Gottfried Sempers errichteten Nachfolgebau an gleicher Stelle siehe Semperoper.
Das Königliche Hoftheater Dresden (auch Altes Hoftheater) war der Vorgängerbau der heutigen Semperoper, der zwischen 1841 und 1869 als Haus für Oper und Schauspiel in der königlich sächsischen Residenzstadt Dresden diente.
Der Rundbau in den Formen der italienischen Frührenaissance wurde als eines der schönsten europäischen Theater gerühmt. Der erste Theaterbau Sempers lag erheblich näher zum Schloss als sein heute noch bestehendes zweites Opernhaus; vor der Oper wurde 1840 der Vorläufer des heutigen Theaterplatzes angelegt.
Der angesehene Dresdner Uhrmacher Friedrich Gutkaes erhielt 1838 den Auftrag zur Konstruktion einer Uhr, die man aus allen Rängen gut ablesen können sollte. Diese Uhr aus der Kunstuhrenfabrik Gutkaes zählt heute zu den historisch bedeutsamsten ihrer Art.[1]
Am 21. September 1869 wurde dieses Theatergebäude bei einem Brand auf Grund einer Unvorsichtigkeit bei Reparaturarbeiten völlig zerstört. Nach der Katastrophe wurde der Spielbetrieb einige Jahre lang in einem Interimstheater, der sogenannten „Bretterbude“, fortgesetzt. Unterdessen arbeitete Semper an neuen Bauplänen für das zweite Königliche Hoftheater, die heutige Dresdner Semperoper.
Der Dresdner Hofrat Wilhelm Lesky stellte auf seinem Villenanwesen in Kötzschenbroda Reste der abgebrannten ersten Semperoper als malerisches Ruinenarrangement auf. Diese Spolien sind heute nicht mehr erhalten. Erhalten blieb im Gegensatz dazu der sogenannte Rietschelgiebel, der heute am Burgtheater auf der Ortenburg in Bautzen zu sehen ist. Diese von Ernst Rietschel geschaffene Figurengruppe mit dem Titel „Allegorie der Tragödie“ war ursprünglich an der Nordwand des Dresdner Hoftheaters eingebaut, hatte aber beim Neubau des Opernhauses keine Verwendung mehr gefunden.
Hofkapellmeister
An der Dresdner Hofoper jener Zeit wirkten bedeutende Dirigenten:
„Das Theater ist gar nicht mehr schön zu nennen, sondern vollendet: es ist nicht allein Pracht, Geschmack, Anmuth, sondern ein Total=Eindruck von etwas künstlerisch Großartigem, Vollkommenem, Erhabenem: so ist jedes Detail zum Ganzen gehörig, solche Harmonie in allen Theilen, solche völlige Durchdringung von Malerei, Architektur, Ausschmückung jeder Art, daß man gar nichts einzeln hervorheben kann. So ist auch der Ton eben so mäßig und gedämpft als tönend, und mir ist auch nie solch ein richtiges Maaß des Klangs vorgekommen; auch die Beleuchtung ist zwar sehr glänzend, aber so vertheilt, daß der höchste Glanz der Decorationen nicht einzeln steht, oder blendend wirkt. Ist es nun diese Vollendung des Äußeren die gewissermaaaßen der geistigen Kunst des Schauspiels keinen Raum läßt und sie zu Boden drückt, ich habe nie ein Werk so todt machen sehen wie Tasso an diesem Abend. Der Rahmen ist doch, glaube ich, zu großartig für das Schauspiel; für die Oper eignen sich diese Räume mehr und füllt sie aus durch die Massen, anstatt daß der einzelne Künstler selten durch die Macht seines Genies bis an die Höhe seines Cothurns hinanreichen wird, und Alles was nicht in dieses Kunstwerk völlig mit einklingt gleich zu Boden fällt; daß das günstigste Einwirken aller Umstände hat zusammen kommen müssen, um diese Einheit hervorzubringen, hat etwas Wunderbares . . . Ein begabtes Genie, wie Semper, dessen Conception das großartige Ganze ist: praktische, erfahrene Maler, wie die französischen, ein poetischer Maler, wie Hübner, ein mechanisches Talent, wie Blochmann, und ein feines, edles Schönheitsgefühl, wie das meines Mannes (verbunden mit einer eisernen Energie und Kraft des Willens), was nicht sowohl im Intellectuellen beruht, als im Ordnungsgefühl, und im Ebenmaaß und der Harmonie, dies Alles mußte sich vereinigen, um gerade diese Gestaltung dem Ganzen zu geben, so daß es wohl das Glänzendste genannt werden kann, was unsere jetzige Zeit aufzuweisen hat. Daß mir diese Theaterfrage fast eine kirchliche war, kannst Du Dir denken, und eine so erhebende Stimmung kann nur wohlthätig einwirken. Lüttichau war wie immer edel und einfach, wo es auf Großes in Leid und Freud ankommt.“
Robert Nitzsche: Der Brand des königlichen Hoftheaters zu Dresden am 21. September 1869. Dresden 1869 (Digitalisat).
Robert Prölss: Geschichte des Hoftheaters zu Dresden: Von seinen Anfängen bis zum Jahre 1862. Wilhelm Baensch, Dresden 1878 (Digitalisat).
Das königliche Hoftheater zu Dresden. In: Johann Jacob Weber (Hrsg.): Illustrirte Zeitung. Nr.1. J. J. Weber, Leipzig 1. Juli 1843, S.11f. (wikisource.org).