Leckringhausen liegt etwa fünf Kilometer südlich der Kernstadt Wolfhagen an der Kreisstraße K 105 und am Ofensteinwasser. Die WüstungenZabenhausen und Alveringhausen befinden sich westlich des Dorfs im Wolfhager Stadtwald.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Leckringhausen erfolgte unter dem Namen Leckringhausen im Jahr 1209 und befand sich zu dieser zeit im Besitz des Fritzlarer Petersstiftes.[1] Im Jahr 1264 wird Leckringhausen als Lekerinchusen erwähnt und ist zu dieser Zeit ein Meierhof des Klosters Aroldessen.[3] Im Jahr 1354 pachtete die Stadt Wolfhagen den Hof in Lyekerinchusen vom Kloster Aroldessen und kaufte ihn dann im Jahr 1415. Im Jahre 1475 wurde die Eigentumsfrage zwischen den Klöstern Aroldessen und Höhnscheid durch einen Schiedsspruch zu Gunsten des letzteren entschieden. Der Verkauf an Wolfhagen wurde blieb hiervon unberührt, die Stadt blieb im Besitz des Hofes.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird der Ort vorerst nicht mehr erwähnt und scheint eine Wüstung geworden zu sein. Erst 1699 wurde an gleicher Stelle durch Landgraf Carl von Hessen-Kassel ein Hugenottendorf gegründet. Die in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgten Hugenotten fanden hier eine neue Heimat. Im Jahr 1706 war der erste Kirchenbau fertiggestellt. Noch bis zum Jahr 1824 wurde der Gottesdienst in französischer Sprache gehalten. Die Evangelische Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchspiel Wolfhagen.
Im 18. Jahrhundert war die Strumpfwirkerei ein bedeutendes Gewerbe in Leckringhausen.[4] Die Wetterfahne der ev. Kirche zu Leckringhausen zeigt neben dem hessischen Löwen einen Strumpfwirker.
ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen, Stadt Wolfhagen[Anm. 2]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Stadt Wolfhagen
Hugenotten und ihre Kirche
Am 17. Juni 1699 kamen Glaubensflüchtlinge – 14 französische Familien mit ihrem Pfarrer – nach Leckringhausen und fanden hier eine neue Heimat. Nach Hausbau und Existenzgründung wurde die kleine Saalkirche von 1768 bis 1774 gebaut. Das Kircheninnere ist schlicht gehalten. Die Hugenotten hatten keinen Altar, sondern einen Abendmahlstisch. Der Gottesdienst wurde bis ca. 1824 in französischer Sprache gefeiert. Im Mittelpunkt standen das Wort Gottes und seine Auslegung. Es gab nur einstimmigen Gesang ohne Instrumentalbegleitung. Erst im 19. Jahrhundert wurde ein Harmonium, im 20. Jahrhundert eine Orgel angeschafft. Ein Hängeleuchter mit den Namen der vier im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde wurde nach Entwurf von Alfred Vocke von dem Schlossermeister Konrad Opfermann in Wolfhagen geschaffen. Eine Kirchenrenovierung mit einer Orgelerweiterung wurde 2009 abgeschlossen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Leckringhausen 42 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 6 Einwohner unter 18 Jahren, 18 zwischen 18 und 49, 9 zwischen 50 und 64 und 9 Einwohner waren älter.[12]
Die Einwohner lebten in 21 Haushalten, davon 12 Singlehaushalte, 3 Paare ohne Kinder und 6 Paare mit Kindern. In 6 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 12 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: bis 1970[1]; Stadt Wolfhagen[13][2]; Zensus 2011[12]
Für Leckringhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Leckringhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[7] Bei der Kommunalwahl in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 68,29 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Leckringhausen“ an.[14] Der Ortsbeirat wählte Dirk Langer zum Ortsvorsteher.[15]
Literatur
Heinrich Reimer (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für Kurhessen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen). Elwert, Marburg 1974, S. 296.
↑Franz-Anton Kadell: Die Hugenotten in Hessen-Kassel. Hrsg.: Historische Kommission für das Grossherzogtum Hessen, Hessische Historische Kommission Darmstadt (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bände 40-41). Darmstadt/Marburg 1980, ISBN 3-88443-127-7, S.506 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Philos. Fak., Diss., 1980).
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 149 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wolfhagen, abgerufen im September 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 71.