Ludwig Reiter (Psychotherapeut)Ludwig Reiter (* 1938) ist ein österreichischer Psychiater und Psychotherapeut. Er war ursprünglich Psychoanalytiker, gilt jedoch als Pionier der Systemischen Therapie. Er war lange in der Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie und als Leiter des Instituts für Ehe- und Familientherapie in Wien tätig und gründete 1986 die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und systemische Studien (ÖAS). Rang
– Wolfgang Loth: Über das Buch Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive.[1] Zum WerkZusammen mit allen namhaften deutschsprachigen Familientherapeuten der Zeit war er 1971 Gründungsmitglied der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung und Familientherapie (AGF). Sein 1983 veröffentlichtes Buch Gestörte Paarbeziehungen wird im Vorwort von seinem damaligen Vorgesetzten am Institut für Tiefenpsychologie und Psychotherapie der Universität Wien, Hans Strotzka, wie folgt beschrieben: „Das vorliegende Buch […] ist ein sehr typischer Beweis für Ludwig Reiters Arbeitsweise. Ein enormer Literaturhintergrund […] gibt die Möglichkeit zu einer hoch entwickelten statistischen Analyse eines großen klinischen Materials, die dann zu lebensnahen klinischen, therapie- und praxisrelevanten sowie originellen Typenschilderungen umgewandelt wird“. 1986 veröffentlicht er – gemeinsam mit Egbert Steiner – zwei Arbeiten in der Familiendynamik, die als theoretisch ungewöhnlich anspruchsvoll gelten. Der eine behandelt Turing-Maschinen und autopoietische Systeme, der andere vergleicht Modelle sozialer Systeme, eine frühe Auseinandersetzung von Therapeuten mit der Systemtheorie Luhmanns. Ludwig Reiter hat damit den Übergang von der Psychoanalyse und der damit verbundenen Familientherapie zur systemischen Therapie theoretisch vollzogen. 1988 erscheint der „Klassiker“ Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive, gemeinsam mit seiner Frau, Stella Reiter-Theil, und mit Ewald J. Brunner herausgegeben, in dem „gleichsam der allgemein Interessierte und der Freak auf eine unerschöpfliche Fundgrube“[2] trifft. 1986 gründet er auch die ÖAS-Zeitschrift Systeme, die mittlerweile gemeinsam mit der Systemischen Gesellschaft in Berlin herausgegeben wird. Die Zeitschrift „System Familie“ gründete er 1988 zusammen mit E.J. Brunner und war mit diesem gemeinsam drei Jahre lang Schriftleiter. Das Anliegen dieser Zeitschrift war es besonders, zum Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis beizutragen. In der ersten Ausgabe wird dem amerikanischen Familientherapeuten Lyman Wynne breiter Platz eingeräumt. 1989 kommt es zu einer Kontroverse mit Fritz B. Simon, dem Ludwig Reiter in einem offenen Brief in System Familie vorwirft, sich ungenannter Quellen bedient zu haben und unverdiente Originalität zu beanspruchen. 1998 zog er sich aus allen Funktionen zurück. Eine umfassende Würdigung des Lebenswerks von Ludwig Reiter findet sich in Loth (2008; siehe „Über Ludwig Reiter“). Publikationen
Über Ludwig Reiter
Nachweise
Weblinks
|