Das Öffentliche deutsche Vereins-Mädchen-Reformrealgymnasium (vorher Deutsches Mädchen-Lyceum) war die einzige höhere deutschsprachige Mädchenschule in Prag. Sie bestand in der Straße Charvátova 5 von 1874 bis etwa 1944.
1874 wurde eine deutsche höhere Mädchenschule in Prag eröffnet.[1] 1876 wurde sie in das Deutsche Mädchen-Lyceum umgewandelt, als erstes seiner Art in Böhmen und das einzige deutschsprachige in Prag in der gesamten Zeit seines Bestehens.[2] Es befand sich in der Neustadt in der Charvatgasse/Charvátova 5 spätestens seit 1883.[3]
Unterrichtsfächer waren deutsche, englische und französische Sprache, Geschichte, Geographie, Naturkunde, Mathematik, Physik und Chemie, sowie Zeichnen, Gesang, Turnen und Kalligraphie (Schönschreiben).[4] Der Abschluss nach sechs Schuljahren berechtigte zu einer externen Gasthörerschaft an einer Universität, nicht aber zu einem regulären Studium, da die Abschlüsse für Griechisch und Latein fehlten. (Einige Absolventinnen eigneten sich diese danach in Privatunterricht an.) 1898 wurden deshalb zwei Gymnasialklassen ergänzt, die zum normalen Universitätsstudium berechtigten, die Schule wurde aber offiziell trotzdem nicht als Gymnasium, sondern weiter als Lyceum bezeichnet.
1921 wurde sie in ein Öffentliches deutsches Vereins-Mädchen-Reformrealgymnasium umgewandelt, das weiterhin moderne Sprachen anstatt der alten unterrichtete.
1939/40 wurde es in eine Deutsche Oberschule für Mädchen herabgestuft.[5]
Persönlichkeiten
Schülerinnen
Das Lyzeum, später Reformrealgymnasium, war das einzige deutschsprachige in Prag zwischen 1876 und 1939.
Deshalb schickten die Familien der gehobenen deutschsprachigen Prager Mittel- und Oberschicht ihre Töchter dorthin. Die Mehrzahl der Schülerinnen waren jüdischer Herkunft, es gab nur etwa 5 Prozent tschechische Mädchen.
Schülerinnen waren unter anderen
Berta Spohr (-Fanta) (1865–1918), betrieb später einen literarisch-philosophischen Salon, in dem viele Intellektuelle verkehrten, wie z. B. Franz Kafka und Albert Einstein
Samuel Back, jüdischer Religionslehrer vor und nach 1895
Marie Nietsch, ordentliche Lehrerin 1895
Beatrix Řeháková, ordentliche Lehrerin 1895
Literatur
Karel Flekal: Počátky vyššího vzděláváni žen v Čechách (The Beginnings of Higher Education of Women in Bohemia). Univerzitá Karlova Praha 2007, S. 25, 75
↑Flekal, S. 25f., 75; kurz zur Geschichte bis 1938
↑Adresáŕ královského hlavního města Prahy, 1910, III, S. LVII, links oben; es gab außerdem nur tschechische höhere Mädchenschulen: Gymnasium Minerva (1890), Gymnasium in Königliche Weinberge (Vinohrady), Korunni 4 (wahrscheinlich kirchlich); Lyceen in Praha VII (1911) und Königliche Weinberge (1908); sowie die Städtische Höhere Mädchenschule in der Wassergasse (Vodičková) 24 in der Neustadt (Plan 1885 D4, rechts)
↑Prager Adreßbücher, seit 1884; im vorherigen 1871 gab es das Lyzeum noch nicht
↑Flekal, s. 69, für 1884, wahrscheinlich nach Jahresbericht des Lyceums; dies waren die üblichen Gymnasialfächer auch für Jungen in dieser Zeit, es fehlten nur Latein und Griechisch
↑Mitteilungen des Statistischen Zentralamtes für das Protektorat Böhmen und Mähren, 1942, Nr. 81–82 PDF, für 1940