Max Ehrlich erhielt seit 1911 seine Ausbildung bei Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin, wo er 1912 seinen ersten Auftritt hatte. Im Jahr 1913 und von 1916 bis 1920 war er in Breslau engagiert. Er entwickelte sich in den 1920er Jahren zu einem erfolgreichen Kabarettisten. Sein Filmdebüt folgte 1926 mit einer Nebenrolle in dem von Reinhold Schünzel produzierten StummfilmIn der Heimat, da gibt's ein Wiedersehn! Nach 15 weiteren Filmen, für die er gelegentlich auch die Zwischentitel schrieb, folgte 1930 mit einer Nebenrolle in Richard OswaldsWien, du Stadt der Lieder Ehrlichs erster Tonfilm. Durch den Tonfilm wurde er noch populärer, trat – außer in Kurzfilmen wie Kurt GerronsKabarett-Programm Nr. 2 und Nr. 6 (1931) und Heinz HillesWer zahlt heute noch? – allerdings niemals in tragender Rolle auf. Ab 1932 stand er als Kurzfilmregisseur häufig auch hinter der Kamera.
Als Jude wurde Max Ehrlich nach dem nationalsozialistischen Regierungsantritt nicht in die Reichsfachschaft Film aufgenommen und konnte damit in Deutschland nicht mehr arbeiten. Er ging nach Wien und, nachdem seine Auftritte auch dort gestört wurden, weiter in die Schweiz und nach Holland. Vom Heimweh getrieben, kehrte er 1935 jedoch nach Deutschland zurück, wo er im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes unter eingeschränkten Bedingungen weiter auftreten konnte. Als die politische Situation sich mit den Novemberpogromen von 1938 jedoch weiter verschärfte, ging er im folgenden Frühjahr nach Amsterdam, wo er sich Willy Rosens jüdischem Theater anschloss.
Im Mai 1940 wurden die neutralen Niederlande von deutschen Truppen besetzt. Max Ehrlich wurde 1943 verhaftet und ins holländische Durchgangslager Westerbork deportiert. Als Leiter einer Gefangenentruppe konnte er hier mit zum Teil prominenten Mitgefangenen eine Reihe von Bühnenprogrammen aus Sketchen und Songs erarbeiten und aufführen:[3]
Bunter Abend, Juli 1943; Humor und Melodie, September 1943; Bravo! De Capo!, Oktober 1943; Bunter Abend (2), März 1944; Bunter Abend (3), April 1944; Total Verrückt, Juni 1944
Mit dem vorletzten Deportationszug wurde Ehrlich am 4. September 1944 in das Ghetto Theresienstadt und von dort nach Auschwitz gebracht, wo er in der Gaskammer ermordet wurde.
Max Ehrlich war seit 1920[4] mit der Schauspielerin und Sängerin Charlotte Cohn (1893–1978) verheiratet. Seine Ehefrau überlebte das Theresienstädter Ghetto und arbeitete später als Masseuse[5] in Hollywood.
Der italienische Komponist Francesco Lotoro dirigierte am 15. April 2018 in Jerusalem ein Konzert mit Werken jüdischer Komponisten, die in Konzentrationslagern entstanden.[5][6] Das Konzert fand anlässlich Jom haAtzma’ut und des 70. Jahrestages der Staatsgründung Israels statt und beinhaltete u. a. Werke von Max Ehrlich und Willy Rosen.
Schriften
Max Ehrlich: Von Adalbert bis Zilzer. Gesammelte Theateranekdoten. Eden-Verlag, Berlin, 1928.
Literatur
Dirk Mulder, Ben Prinsen (Hrsg.): Lachen im Dunkeln. Amüsement im Lager Westerbork (= Niederlande-Studien. Bd. 3). Lit, Münster 1997, ISBN 3-8258-3369-0.
Ehrlich, Max, in: Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 - 1945. Band 2. Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. München : Saur, 1999, ISBN 3-598-11375-7, S. 208f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 525.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 102.
Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 148 f.