Lage der Gemeinde Nennhausen im Landkreis Havelland
Nennhausen ist eine Gemeinde im Süden des Landkreises Havelland in Brandenburg (Deutschland). Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes Nennhausen und entstand aus einem früheren Rittergut mit der Zusammenlegung von sechs Dörfern der Umgebung.
Nennhausen liegt etwa 14 km östlich von Rathenow und rund 25 km nördlich von Brandenburg an der Havel. Östlich grenzt das Havelländische Luch, in dem sich ein ausgedehntes Schutzgebiet für die stark gefährdeten Großtrappen (Otis tarda) befindet, an die Gemeinde.
und die Wohnplätze Ausbau, Bammer Ausbau, Försterei Krügershorst, Lieper Mühle, Luchhof, Nennhof und Spolierenberg.[2]
Geschichte
Im Jahr 1161 wurde der heutige Ortsteil Buckow erstmals urkundlich erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung von Damme als Dambe erfolgte im Jahr 1164. Urkundlich erstmals erwähnt wurden Nennhausen 1304, Bamme 1348, Liepe 1304 und Gräningen 1375. Mützlitz fand im Domkapitel Brandenburg im Jahr 1161 erste urkundliche Erwähnung. Die Orte Mützlitz und Buckow sind slawischen Ursprungs.
Das Rittergut Nennhausen gehörte als Lehen der Bischöfe von Brandenburg von 1482 bis 1694 der Familie Lochow und kam 1694 an die Familie von Briest, unter anderem an August Sigismund von Briest. Er war Zögling[3] auf der Ritterakademie Brandenburg. Die männlichen Nachfahren seiner Linie starben 1822 aus, so erbte es die Dichterin Caroline de la Motte Fouqué, geb. von Briest, Ehefrau des Schriftstellers Friedrich de La Motte Fouqué, und danach ihre Nachfahren aus erster Ehe mit einem Rochow. Der letzte Rochow auf Nenndorf war Theodor von Rochow (1794–1854), dessen Witwe verkaufte es an den Industriellen Karl Wilhelm von Jaeckel (1816–1875). Die Tochter Anna von Jaeckel (1862–1943) heiratete Adalbert Ferdinand Wilhelm von Bredow (1859–1933), von ihm erwarb es der Graf von und zu Westerholt und Gysenberg. 1945 wurde es enteignet und ein Flüchtlingsheim. 1996 erwarb Alexander von Stechow das Gutshaus und sanierte es.[4]
Das Rittergut Liepe wurde 1353 als „Lyp“ erstmals genannt. Seit 1375 war es im Besitz derer von Lochow und ab 1427 derer von Bredow. Nach dem Tod des kinderlosen Friedrich Ludwig Wilhelm Graf von Bredow (1819–1886) brachte die Familie das Gut in eine Familienstiftung ein, deren Einkünfte unter den männlichen Mitgliedern der Familie aufgeteilt wurden. Das 1855 neu gebaute Lieper Gutshaus existiert nicht mehr. An das ehemalige Rittergut erinnert seit dem Jahr 2006 eine Slawenburg, die dort im Zuge der Landesgartenschau, die auf dem Gut stattfand, errichtet wurde.
Der Ortsteil Buckow beherbergt die staatliche Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg, deren zentrale Aufgabe in der Entwicklung und Umsetzung des Artenschutzprogramms für die bis zu 18 Kilogramm schweren Trappen besteht, die nach den afrikanischen Riesentrappen (Ardeotis kori) zu den schwersten flugfähigen Vögeln weltweit zählen.
Die Gemeinden Buckow und Damme wurden am 31. Dezember 2002 nach Nennhausen eingemeindet.[5] Im Zuge der brandenburgischen Gemeindegebietsreform wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bamme, Gräningen, Liepe und Mützlitz am 26. Oktober 2003 in die Gemeinde Nennhausen eingegliedert.[6]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
0 663
1890
0 698
1910
0 743
1925
1 006
1933
0 845
1939
0 907
Jahr
Einwohner
1946
1 178
1950
1 235
1964
1 024
1971
0 969
1981
1 026
1985
0 994
Jahr
Einwohner
1990
1 005
1995
1 014
2000
1 022
2005
2 029
2010
1 931
2015
1 901
Jahr
Einwohner
2020
1 814
2021
1 802
2022
1 819
2023
1 809
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[7][8][9] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Nach Angaben des Amtes Nennhausen verteilten sich die Einwohner im August 2018 wie folgt auf die Ortsteile der Gemeinde:[10]
seit 2024: Nadine Trägenap (Zukunft für die Gemeinde Nennhausen)
Trägenap wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 ohne Gegenkandidat mit 86 Prozent der gültigen Stimmen für eine Amtsperiode von fünf Jahren zur neuen Bürgermeisterin gewählt.[13]
Schloss- oder Gutspark, ab 1780 in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Die im Park befindliche Orangerie wurde nach der Restaurierung im Mai 2013 wieder eröffnet.
Burgwall Bamme nahe dem Ort Bamme, Überrest eines slawischen Burgwalls aus dem 7.–9. Jahrhundert. Von der einstigen Anlage sind noch der ehemalige Wall und Burggraben erkennbar.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
Dorfkirche Nennhausen, spätgotischen Ursprungs, Überarbeitung von 1613 mit Wanddenkmal, Relief aus Alabaster und Gruft mit Mumie. Turm von 1783 mit starken äußerlichen Eingriffen des 19. Jahrhunderts einschließlich Vorhalle im Stil der Neugotik
Dorfkirche Bamme, das zentrale Gotteshaus im Ortsteil Bamme (der erstmals 1334 urkundlich erwähnt wurde). Die Kirche entstand 1730–1735 nach einer starken Überformung eines Vorgängerbauwerks. Ausgestattet ist der Sakralbau mit einem historischen Kanzelaltar, einer Orgel und einer Gussstahlglocke, die eine früher für Kriegszwecke abgelieferte Bronzeglocke ersetzt.[14]
Ute Kamps, Heike Mortell, Bernhard Rengert: Nennhausen. In: Sibylle Badstübner-Gröger (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark / Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2004.
Udo Geiseler, Edzard Rust. Nennhausen. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 392–396; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
Jahrbücher der preußischen Monarchie. Unter der Regierung Friedrich Wilhelm des Dritten. Jahrgang 1798. Band 2. Verlag bey Johann Friedrich Unger, Berlin, 1798. S. 399 f.; Textarchiv – Internet Archive (Nachricht von der Pockeninokulation zu Nennhausen bei Rathenow).
↑Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Zögling-RA-No. 144. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, DNB361143532, S.26 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 2. Juli 2022]).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)