Ausgehend von seiner Dissertation entwickelte Wirth im Jahre 1966 zusammen mit Helmut Weber in Stanford die Programmiersprache Euler. Wirth entwarf die Programmiersprache PL360, die 1968 auf dem IBMSystem/360 implementiert wurde. Er beteiligte sich an der Weiterentwicklung und Verallgemeinerung der Sprache Algol. Insbesondere schuf er in Zusammenarbeit mit Tony Hoare die Sprache Algol W und wirkte an der Entwicklung von Algol 68 mit. Enttäuscht über die stetig zunehmende Komplexität der Entwürfe zu dieser Sprache definierte und implementierte er in den Jahren 1968 bis 1972 praktisch im Alleingang die Programmiersprache Pascal. Dabei erweiterte er auch die formale SpracheBackus-Naur-Form (BNF), die zur Notation der Syntax von Algol 60 eingesetzt wurde, zur Erweiterten Backus-Naur-Form (EBNF). Später entwarf er die Pascal-Nachfolger Modula (1973–1976), Modula-2 (1977–1980) und Oberon (1985–1990), denen trotz ihrer klaren Konzepte und ihrer Einfachheit nicht der gleiche Erfolg beschieden war wie Pascal. Wirth war allerdings mehr an den theoretischen Konzepten hinter den Sprachen und ihrer Eignung für die universitäre Lehre interessiert als an ihrer kommerziellen Verwendbarkeit und ihrem Einsatz in der Industrie. An der 1983 erschienenen DIN-Norm 66256 zur Standardisierung von Pascal war er nicht beteiligt.[3]
Im Anschluss an seine Gastaufenthalte im Xerox PARC baute Wirth die Computersysteme Lilith (1980) und Ceres (1986) sowie die zugehörigen Betriebssysteme. Trotz ihrer zum Teil bahnbrechenden Charakteristiken hatten Versuche, diese Workstations kommerziell zu vermarkten, wenig Erfolg. Sein Jugendhobby, den Modellflug, aufgreifend, stattete er unter anderem mehrere selbstnavigierende Modellhubschrauber mit Oberon-programmierten Bordcomputern aus. Von seinem Aufenthalt im Xerox PARC 1980 brachte er als einer der ersten Computermäuse nach Europa mit, die in die erste Serienmaus der Welt des Schweizer Unternehmens Logitech mündeten.
Wirth erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem im Jahr 1984 als erster und bisher einziger (Stand 2024) deutschsprachiger Informatiker den ACM Turing Award sowie 1988 den IEEEComputer Pioneer Award.
Wirth ging als Professor der ETH Zürich 1999 in den Ruhestand und starb am 1. Januar 2024 im Alter von 89 Jahren.[4][5][6][7][8][9]
Ehrungen, Auszeichnungen und Mitgliedschaften (Auswahl)
Eine etwas spezielle Auszeichnung ist der Name einer Software zum Erlernen der Programmiersprache Pascal als „Niki – der Roboter“ in Anspielung an Niklaus.
Beatrice Tobler: Niklaus Wirth – Workstations für die ETH und Programmiersprachen für die Welt. (Interview mit Niklaus Wirth) In: Loading History. Computergeschichte(n) aus der Schweiz. Kommunikation und Kultur, Mitteilungen aus dem Museum für Kommunikation Bern 1/2001, Chronos Verlag, Zürich 2001, S. 22–33.
Laszlo Böszörmenyi u. a. (Hrsg.): The School of Niklaus Wirth: The Art of Simplicity Morgan Kaufmann Publishers 2000. 260 S.
↑ abcdNiklaus Wirth in: Orden pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, 1842–2002, Bleicher Verlag, Gerlingen, 2002, ISBN 3-88350-175-1
↑K. Däßler, M. Sommer: Pascal: Einführung in die Sprache DIN-Norm 66256 Erläuterungen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-70199-3 (google.rw [abgerufen am 7. Januar 2024]).