Durch das Pfarrdorf fließt der Busbach,[5] der unmittelbar südlich des Ortes rechts in die Truppach mündet. Außerdem fließt der Distelbach durch den Ort, der dort als linker Zufluss in den Busbach mündet. Einen halben Kilometer westlich befindet sich die Anhöhe Distelberg, ca. einen Kilometer nordwestlich das Naturschutzgebiet Knock.
Der Ortsname leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort Gesaezze für Wohnsitz ab. Oberngesaezze bedeutet oberer Wohnsitz.[7]
Geschichte
1180 wurde „Heinrich von Oberngesaezze“ als Ministerialer des Bischofs von Bamberg erwähnt.[1] Als Beamter des Bischofs hatte er die Aufgabe, die Mission unter den Slaven, die zusammen mit den Franken in der Gegend lebten, voranzutreiben und die Gebietsansprüche des Bischofs zu sichern.[7]
Über eineinhalb Jahrhunderte zog sich ein Streit zwischen den Bischöfen von Bamberg und den Burggrafen von Nürnberg hin, in dem Obernsees eine bedeutende Rolle spielte. 1393 fiel der Ort sowohl bezüglich der Einsetzung des Pfarrherrn als auch in lehensrechtlicher Hinsicht an die Burggrafen von Nürnberg und war zu jener Zeit ein Grenzort von deren Grafschaft.[8] Nach dem Tod von Albrecht Achilles wurde das hohenzollernsche Herrschaftsgebiet in Franken unter dessen beiden jüngeren Söhnen aufgeteilt. Der „obergebirgische“ Landesteil mit Obernsees gehörte 1486 zunächst zum Fürstentum Kulmbach und als Folge der Verlegung des Regierungssitzes im Jahr 1542 später zum Fürstentum Bayreuth.
Der Besitz der Gemeinde wurde in den folgenden Jahrhunderten unter verschiedenen Standesherren aufgeteilt. In und um Obernsees waren unter anderem die Küngsfelder, die Pozlinger, die Aufseß und die Markgrafen von Bayreuth begütert. Anfang des 18. Jahrhunderts stellte Obernsees mit 75 Haushaltungen, Kirche und Schule, zwei Mühlen und neun Wirtshäusern bereits eine stattliche Gemeinde dar.[7]
1813 vernichtete ein Großfeuer 24 Häuser, 21 Scheunen und ein Brauhaus. In den Jahren 1816/17 starben viele Einwohner bei einer Hungersnot. 1848 wurde das Zehntrecht abgelöst, was die freie Entwicklung des ländlichen Handwerks und Kleingewerbes begünstigte.[7]
In den 1850er Jahren wurde ein Schulhaus errichtet, das bis 1973 in seiner Funktion bestand. 1861 erhielt der Ort das Marktrecht und wurde zu einem Mittelpunkt des Handwerks inmitten eines bäuerlichen Umlands. Die Statistik von 1858 weist insgesamt 79 handwerk- und gewerbetreibende Personen auf; darunter waren sechs Brauer und sieben Schuhmacher.[7] Wie alle Einwohner von Obernsees hatte Friedrich Maisel das Braurecht, sein Sohn Andreas (geb. 1843) baute das elterliche Anwesen zu einer modernen Brauerei und Mälzerei um.[10] Die Brauerei Maisel in Obernsees existierte von 1852 bis 1982;[11] um 1900 wurde das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wesentlich durch sie geprägt. Friedrich Maisels Söhne Eberhardt und Hans gründeten 1887 im nahen Bayreuth die Brauerei Gebr. Maisel.[12]
Besonders im Viehhandel spielte Obernsees eine bedeutende Rolle. Mit dem Ersten Weltkrieg endete dieser Handel und konnte danach nicht wieder belebt werden.[13] Am 12. März 1904 wurde die Bahnstrecke Bayreuth–Hollfeld eröffnet, an der Obernsees einen Bahnhof erhielt.[14] Er wurde zur Verladestation von Getreide, Kartoffeln, Kohlen, Bier, Malz etc.[7] Die letzte Fahrt eines Personenzugs, eine Sonderfahrt mit einer Dampflokomotive der einst eingesetzten Baureihe 64, erfolgte am 28. September 1974. Am 28. September 1975 wurde die Strecke stillgelegt.[14]
Einen tiefen Einschnitt in der Ortsgeschichte stellten die Bohrergebnisse des Bayerischen Geologischen Landesamtes aus dem Jahr 1983 dar: Unmittelbar westlich von Obernsees stieß man in der Tiefe von 1280 Metern auf Thermalwasser. 1997/98 wurde an dieser Stelle das „Warmbad Obernsees“ (heute: Therme Obernsees) errichtet, das 2001/02 wegen des großen Zulaufs erweitert wurde. 2007 schlug ein niederländischer Großinvestor den Bau eines Feriendorfs mit 200 Häusern vor. Seit November 2014 wird diese Anlage mit einigen Abänderungen gebaut;[15] im Juli 2020 waren 44 Häuser errichtet.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde am 21. Juni 2013 an die drei örtlichen Vereine (Sportverein TSV, Theatergruppe und Gesangverein) die „Kulturscheune“ übergeben, die für den Unterhalt der Gebäude den Trägerverein Kulturscheune Obernsees e. V. gründeten. Der Komplex besteht aus zwei denkmalgeschützten Gebäuden mit integrierter Kleinsporthalle und steht auch der Dorfgemeinschaft und der Gemeinde zur Verfügung.[36]
Der TSV Obernsees wurde 1909 gegründet; 2018 hatte er 430 Mitglieder mit den Abteilungen Fußball, Tischtennis, Tennis, Jugendgruppe, Damengymnastik und Cheerleader.[37] Bei den Bayerischen Cheerleading-Meisterschaften des Jahres 2021 errangen die Peewees (NBC Little Galaxy) des Vereins den ersten Rang, die Juniors (NBC White Galaxy) sicherten sich in ihrer Altersklasse Rang zwei.[38]
Walter Tausendpfund: Obernsees – Geschichte des Ortes an der Grenze zwischen dem Bistum Bamberg und der Zollerschen Herrschaft. In: Fränkische Schweiz. Nr.3, 2004, ISSN0724-018X, S.1–6.
↑Wird in der Gemarkung Obernsees fälschlicherweise Ehrlichbach genannt. Die irrtümliche Bezeichnung wurde 1852 von preußischen Landvermessern gemacht. Vgl. C. Schimpf: Busbach, S. 123.