Olga Nemes (* 9. Juni1968 in Târgu Mureș, Kreis Mureș, Rumänien) ist eine ehemalige Tischtennisspielerin. Die gebürtige Rumänin ungarischer Herkunft lebt und spielt seit 1984 in Deutschland. Sie gewann fünfmal die deutsche Meisterschaft und wurde zweimal Mannschafts-Europameister.
Olga Nemes wuchs in Rumänien auf. Ab dem sechsten Lebensjahr spielte sie Tischtennis. Sie spielte in den Vereinen von Târgu Mureș, bei CS Arad und wieder in Târgu Mureș. In ihrer rumänischen Zeit errang sie ihre ersten Tischtenniserfolge: 1981 und 1982 gewann sie die Meisterschaft von Rumänien im Einzel und im Doppel,[1] 1983 wurde sie Europameisterin der Jugend. Bei der Weltmeisterschaft in Tokio erreichte sie im Einzel das Achtelfinale, im Europa-TOP12-Turnier belegte sie den ersten Platz. Mit ihren damals 14 Jahren ist sie bis heute die jüngste Siegerin bei den Europa-TOP12.[2] In der Europa-Rangliste der Mädchen wurde sie 1983 auf dem ersten Platz geführt. Nemes schätzt, dass sie etwa 40 mal für Rumänien antrat.[3]
Wegen zunehmender Probleme mit dem rumänischen Tischtennisverband befürchtete Olga Nemes, nicht mehr zu internationalen Veranstaltungen eingeladen zu werden. Deshalb setzte sie sich 1983 während der Internationalen Meisterschaften der Schweiz in Olten von der rumänischen Delegation ab und floh gemeinsam mit Judith Stumper-Borbely nach Deutschland.[4] Am 21. Mai 1985 erhielt sie die deutsche Staatsbürgerschaft,[5] nachdem zwischenzeitlich ein Wegzug Nemes’ nach Kanada, in die Niederlande und Schweden erwogen wurde,[4] und spielte in der Folge für Deutschland.
Karriere in Deutschland
Nach der obligatorischen Sperre bei einem Nationenwechsel war Olga Nemes ab November 1985 für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt.[6] Dennoch war ihre Teilnahme bei der Europameisterschaft 1986 in Prag gefährdet, weil die CSSR erst im letzten Augenblick eine Rückreise nach Deutschland garantierte und zusicherte, einen möglichen Auslieferungsantrag Rumäniens abzuweisen.[7]
Bis heute wurde sie 170 mal in die Nationalmannschaft berufen. Sie nahm noch achtmal mit Deutschland an Weltmeisterschaften und achtmal an Europameisterschaften teil. 1996 und 2000 gewann sie mit den Damen die Europa-Goldmedaille. Bei deutschen Meisterschaften gewann sie fünfmal im Einzel, viermal im Doppel und viermal im Mixed den Titel.
Eine Schilddrüsenerkrankung zwang sie 1987 zu einer siebenmonatigen Pause und verhinderte, dass sie an der WM 1987 und an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen konnte. 1995 gewann sie nur acht Wochen nach der Geburt ihres Sohnes die Deutsche Meisterschaft im Einzel und im Doppel.
Groß war ihre Enttäuschung, als sie trotz des Gewinns der deutschen Meisterschaft 2003 nicht für die Olympischen Spiele 2004 berücksichtigt wurde. Sie wechselte zum ungarischen Verein Postas Budapest und spielte ab 2005 wieder für Rumänien.
2009 nahm sie erstmals an einer Europameisterschaft für Senioren teil. In der Klasse Ü40 gewann sie den Titel im Einzel und im Doppel mit Szilvia Káhn.[8]
Privates
Im Mai 1987 übersiedelten ihre Eltern und ihre jüngere Schwester Tünde nach Deutschland. Olga Nemes ist als Wirtschaftsberaterin ausgebildet. Sie heiratete im August 1994 Istvan Gaspar, einen ehemaligen ungarischen Fußballspieler aus der 2. Liga;[9] mit ihm hat sie einen Sohn namens Steven (* 1995).[10] Inzwischen ist sie geschieden. Seit 2003 bietet sie in Ungarn Tischtennis-Lehrgänge an.
1986 veröffentlichte sie ihre Biographie Mein Tagebuch (Verlag Ingrid Weber-Söhnen, Neuhausen 1986, ISBN 3-926282-00-2).
Ihre Schwester Tünde (* 13. Mai1970) schloss sich 1987 dem Bundesligaaufsteiger TuS Glane an,[11] später spielte sie mehrere Jahre in der 2.Tischtennis-Bundesliga (ATSV Saarbrücken, Fraulautern, VfL Sindelfingen).[12]