Die Olympischen Winterspiele 1992 fanden in Albertville in Frankreich statt. Das olympische Eishockeyturnier wurde dabei in der Zeit vom 8. bis 23. Februar ausgetragen. Zwölf Mannschaften nahmen an diesem Turnier teil. Spielort für alle Begegnungen war der Palais de Glaces Méribel. Olympiasieger wurde das Vereinte Team, das im ersten olympischen Eishockeyfinale seit 1920 Kanada mit 3:1 besiegte. Für das Sowjetische/Vereinte Team war es der insgesamt achte Olympiasieg, für Kanada die erste olympische Medaille seit 1968.
Teilnahmeberechtigt waren neben dem Gastgeber Frankreich die acht Mannschaften der A-Gruppe der Eishockey-Weltmeisterschaft 1991, sowie die beiden besten Teams der B-Gruppe. Der letzte Platz wurde in einer Qualifikation zwischen dem B-Gruppen-Vierten (Frankreich als B-Gruppen-Dritter war als Gastgeber qualifiziert) und dem C-Gruppensieger ausgespielt.
Das Olympiaturnier wurde zudem von den politischen Ereignissen dieser Zeit beeinflusst. So nahm an dem Turnier eine Mannschaft teil, deren Staat gar nicht mehr existierte. Im Laufe des Jahres 1991 kam es zum Zerfall der Sowjetunion in 15 Teilstaaten. Zunächst hatten sich die Baltischen Staaten abgelöst, dann brach im Herbst die restliche UdSSR quasi über Nacht in ihre Teilrepubliken auseinander, wobei die 12 neuen Staaten sich zu einem lockeren Bund, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS, engl. CIS), zusammenschlossen. Da die neuen Staaten so schnell keine eigenen Olympiamannschaften aufstellen konnten, startete bei der Winterolympiade das vorgesehene sowjetische Team unter der Bezeichnung "Vereintes Team". Dies galt natürlich auch für das olympische Eishockeyturnier.
Modusänderungen
Das Olympiaturnier brachte einige Neuerungen. So durften erstmals an einem Olympiaturnier ohne Beschränkungen Profispieler eingesetzt werden. Zudem wurde der Austragungsmodus erneut geändert. Es gab im Vergleich zum vorangegangenen Olympiaturnier keine Finalrunde mehr, sondern die besten vier Mannschaften jeder Gruppe erreichten das Viertelfinale und spielten dann im K.-o.-System die Medaillen und den Olympiasieger aus. Zudem bestritten die Fünft- und Sechstplatzierten der Vorrunde, sowie die im Viertelfinale ausgeschiedenen Mannschaften Platzierungsspiele.
Spannend gestaltete sich die Viertelfinal-Partie zwischen Kanada und Deutschland. Ernst Köpf gelang im letzten Drittel 2:24 Minuten vor Schluss der Ausgleich zum 3:3. Dieser Treffer bedeutete zugleich den Endstand nach 60 Minuten und führte zu einer zehnminütigen Verlängerung, die keine weiteren Tore brachte. Erstmals in der Olympiageschichte erfolgte ein Penalty-Schießen. Auch die ersten fünf Schützen für jedes Team brachten keine Entscheidung. Eric Lindros brachte Kanada anschließend mit einem verwandelten Penalty 6:5 in Führung, während Peter Draisaitl den Puck zwar zwischen die Beine von Keeper Sean Burke brachte, dieser jedoch unmittelbar auf der Torlinie stehen blieb.[1] Die Schiedsrichter entschieden auf kein Tor und Kanada erreichte das Halbfinale gegen die Tschechoslowakei.
Palais des Glaces, Méribel Zuschauer: 6.100 (ausverkauft)
Finale
Das Finale zwischen dem Vereinten Team und Kanada wurde nach zwei torlosen Dritteln erst in der Schlussphase entschieden. Die Mannschaft der ehemaligen Sowjetrepubliken, die aufgrund der politischen Veränderungen zahlreiche Spitzenspieler in die NHL verloren hatte und gegenüber 1988 stark verjüngt war, gewann schließlich mit 3:1.
Palais des Glaces, Méribel Zuschauer: 6.100 (ausverkauft)
Beste Scorer
Als bester Scorer ging der kanadische Stürmer Joé Juneau aus dem Turnier hervor. Er verbuchte in acht Spielen 15 Punkte und lag damit einen Punkt vor Andrei Chomutow, der zusammen mit Teemu Selänne die Torjägerwertung anführte. Juneau war zudem mit neun Assists der beste Torvorbereiter des Wettbewerbs. Der punktbeste Abwehrspieler des Turniers wurde der Schwede Börje Salming, der vier Tore erzielte und drei Torvorlagen gab.
Abkürzungen: Sp = Spiele, T = Tore, V = Vorlagen, Pkt = Punkte, SM = Strafminuten; Fett: Turnierbestwert
Unter den Torhütern wies der US-Amerikaner Ray LeBlanc mit 94,3 Prozent abgewehrten Torschüssen die beste Fangquote auf beendete zwei Spiele ohne Gegentreffer (Shutout). Michail Schtalenkow erreichte mit 1,64 den niedrigsten Gegentorschnitt pro Spiel.
Abkürzungen: Sp = Spiele, Min = Eiszeit (in Minuten), GT = Gegentore, SO = Shutouts, GAA = Gegentorschnitt, Sv% = Fangquote; Fett: Turnierbestwert