Per Olov EnquistPer Olov „P. O.“ Enquist [23. September 1934 in Hjoggböle, Gemeinde Skellefteå; † 25. April 2020 in Vaxholm[1]) war ein schwedischer Schriftsteller und Journalist. ] (*LebenPer Olov Enquist war der Sohn von Maja Lindgren (1903–1992) und Elof Enquist (1903–1935). Sein Vater, ein Sozialdemokrat, arbeitete im Sommer als Stauer und im Winter als Holzfäller. Bis zum 16. Lebensjahr wuchs er bei seiner verwitweten Mutter auf. Sie war Dorfschullehrerin, Anhängerin der Volkspartei und gehörte der Pfingstbewegung an. Seinen Roman Lewis Reise widmete der Autor seiner Mutter. Enquist, der in seiner Jugend Hochspringer (Rekordmarke: 1,97 m) war, studierte nach dem Abitur, das er auf einem Internat absolviert hatte, von 1955 bis 1964 Literaturwissenschaften an der Universität Uppsala. Im ersten Studienjahr wohnten Per Olov Enquist und Lars Gustafsson gemeinsam in einer Wohnung zur Untermiete. Das Studium beendete Enquist 1960 mit dem M.A. und 1966 mit einem Lizenziat über den Autor Thorsten Jonsson. Während seines Studiums gehörte Enquist zum Kreis um die schwedische Zeitschrift Rondo. Sein Schreiben begann unter dem Einfluss des französischen Nouveau Roman. Enquist debütierte im Herbst 1961 mit dem Roman Kristallögat. Zuvor heiratete er Margareta, seine Jugendfreundin aus der Gymnasialzeit, in Skellefteå. Dieser ersten Ehe entstammen der Sohn Mats (* 1961) und die Tochter Jenny (* 1968). Von Januar 1970 bis 1971 ermöglichte eine einjährige Förderung des DAAD dem Schriftsteller – gemeinsam mit seiner Familie – einen Studienaufenthalt in West-Berlin. Schon während seines Studiums schrieb Enquist Literaturkritiken – zunächst für die Zeitung Upsala Nya Tidning, von 1963 bis 1966 für das Svenska Dagbladet und dann für die Boulevardzeitung Expressen. Bis 1976 arbeitete er als Kolumnist für Zeitungen und auch als Fernsehmoderator. Als Reporter berichtete er über die Olympischen Sommerspiele 1972 in München und auch über die Geiselnahme von München. Nach seiner Rückkehr schrieb Enquist in der Wohnung seiner Mutter in Bureå das Buch Die Kathedrale in München. Seine Eindrücke der dramatischen Tage fasste er in dem Satz zusammen:
Im Dezember 1972 reiste Enquist mit seiner Familie nach Los Angeles und übernahm an der University of California, Los Angeles (UCLA) eine Gastprofessur. 1975 debütierte er mit dem Theaterstück Die Nacht der Tribaden, das in den folgenden Jahren in dreißig Sprachen übersetzt und über dreihundert Mal inszeniert wurde. Weitere Theaterstücke folgten. Im Juni 1978 wurde seine erste Ehe geschieden. Enquist und die Dänin Lone Bastholm – Chefdramaturgin am Königlichen Theater – heirateten im selben Jahr. Von 1978 bis 1993 wohnte der schwedische Autor in Dänemark – außer in den Jahren von 1986 bis 1988: In dieser Zeit lebte das Ehepaar in Paris, wo seine Frau als Kulturattachée an der Dänischen Botschaft tätig war. Während seines Aufenthaltes in Frankreich trat Enquists Alkoholabhängigkeit stärker hervor. Im Jahr 1989 versuchte Per Olov Enquist mehrmals, mit Hilfe verschiedener Therapien vom Alkohol loszukommen; schließlich gelang dem Autor im Februar 1990 ein neuer Anfang als Totalabstinenzler und ein anderes Leben konnte beginnen.[3] Von 1977 an war Per Olov Enquist freier Schriftsteller. Er setzte sich für die gewerkschaftliche Organisation von Schriftstellern ein. Aus dem schwedischen Schriftstellerverband, dessen Vorstandsmitglied er zeitweilig war, trat er nach einer Kontroverse aus. Enquist lebte und arbeitete zuletzt in Stockholm.[4] Er starb im April 2020 nach längerer Krankheit im Alter von 85 Jahren.
– in: Kölnische Rundschau, 7. April 2009, S. 10, „Kultur. Der hellsichtige Satz“ WerkInhalteIn Enquists Werk erkennt man eine eher melancholische Weltsicht. Immer wieder schildert der Autor auch die Einschränkungen, die eine pietistische bzw. freikirchliche Lebensweise auferlegt, vor allem in Auszug der Musikanten und Lewis Reise.[5] Sein im deutschen Sprachraum bekanntestes Werk ist der historische Roman Der Besuch des Leibarztes, in dem er das Verhältnis des Arztes und Politikers Struensee zu der dänischen Königin Caroline darstellt. Schon 1966 erschien in Deutschland erstmals sein Roman Der fünfte Winter des Magnetiseurs, in dem Enquist ebenfalls von einer historischen Person ausgeht. In diesem Werk ist Franz Anton Mesmer das Vorbild für den Protagonisten Friedrich Meisner. Für seinen ersten Kinderroman Großvater und die Wölfe, der auf einem Ausflug mit seinen Enkeln basiert, wurde er mit dem Luchs des Jahres 2003 ausgezeichnet. In seinem in der dritten Person geschriebenen autobiografischen Buch Ein anderes Leben berichtet Enquist u. a. über die Kindheit in einem nordschwedischen Dorf, die Entstehung und Rezeption einiger Werke – besonders des Dokumentarromans Die Ausgelieferten, der die sog. „Baltenauslieferung“ behandelt, aber auch die Theaterstücke – sowie über seine Alkoholkrankheit. VeröffentlichungenRomane und Erzählungen
Theaterstücke
Essays
Kinderbücher
Biografie
Autobiografisches Werk
Drehbücher
AuszeichnungenEnquist erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter:
Zum 70. Geburtstag stifteten 2005 seine internationalen Verlage den Per-Olov-Enquist-Preis für Nachwuchsliteraten von europaweiter Ausstrahlungskraft. Literatur
Film
WeblinksCommons: P.O. Enquist – Sammlung von Bildern und Videos
Einzelnachweise
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