Place des Vosges
Die Place des Vosges (dt.: „Platz der Vogesen“) ist ein im Pariser Stadtteil Marais (3. und 4. Arrondissement) gelegener Platz. Unter den fünf „Königlichen Plätzen“ ist sie der älteste (gefolgt von der Place Dauphine) und gilt als einer der schönsten Plätze von Paris. Der quadratische Platz hat die Abmessungen von ca. 140 × 140 Metern[1] und wurde von Louis Métezeau entworfen. Er bildet ein Geviert, das auf der Nordseite durch eine Querstraße angebunden ist, während auf der Südseite ein Brückenhaus zur Rue de Birague Zufahrt gewährt. Er gilt als die Vorlage der Place Ducale von Charleville-Mézières. NamensursprungDen gegenwärtigen Namen, „Platz der Vogesen“, erhielt der Platz erstmals im Jahr 1800. Er wurde so genannt, weil das Département Vosges das erste war, das die damals erhobene Revolutionssteuer komplett bezahlt hatte. Auch kamen die ersten nationalen Freiwilligen aus dem Bezirk Remiremont zur Verteidigung des gefährdeten Landes. Nach der Rückkehr der Bourbonen in den Jahren 1814/15 und noch einmal von 1852 bis 1870 erhielt der Platz seinen ursprünglichen Namen zurück, doch ab dem 16. September 1870 heißt er endgültig Place des Vosges. Namen des Platzes durch die Jahrhunderte:
GeschichteDer Platz wurde auf ausdrückliche Anordnung des französischen Königs Heinrich IV. (reg. 1589–1610) als Place Royalle (sic) in den Jahren 1605 bis 1612 gebaut und war der erste städtische Platz von Paris. Anlässlich der Doppelhochzeit von König Ludwig XIII. mit Anna von Österreich (1601–1666) und der Schwester des Königs, Élisabeth de Bourbon, mit dem künftigen König Philipp IV. von Spanien wurde er zwischen dem 5. und 7. April 1612 mit außergewöhnlich feierlichen Turnieren eingeweiht.[2] Auftraggeber Heinrich IV. erlebte die Einweihung nicht mehr, denn er fiel am 16. Mai 1610 einem Attentat zum Opfer. Der Heiratsvertrag wurde kurz nach der Einweihung am 25. August 1612 unterschrieben. VorbilderBastidenWährend in vielen Ländern Europas Markt- und Kirchplätze zum historischen Stadtbild dazugehören, sind derartige Anlagen im Norden Frankreichs kaum anzutreffen, denn die Städte waren in der Regel sehr eng bebaut. Einen völlig anderen Charakter zeigen allerdings die rechteckigen, von Arkaden gesäumten Platzanlagen im Herzen der im ausgehenden 12. und vor allem im 13. Jahrhundert in vielen Gegenden Okzitaniens errichteten Bastiden, bei denen die Kirche meist nicht im Zentrum, sondern in einer Seitenstraße steht. Heinrich IV. hielt sich vor seiner Krönung mehrfach bei einem Freund in Labastide-d’Armagnac auf, von dessen Haus er einen Blick auf den völlig regelmäßig angelegten und mit einem zentralen Brunnen versehenen Platz hatte; es wird spekuliert, dass er dadurch letztlich die Anregung für den späteren Bau der Place Royale erhielt. Plaza Mayor in MadridDer spanische Herrscher Philipp II. verlegte im Jahr 1561 den königlichen Hof von Valladolid nach Madrid und ließ dort ab 1580/90 die Plaza Mayor erbauen, die jedoch erst im Jahr 1619 – als teilweise sechsgeschossige Anlage und mit Arkadengängen im Erdgeschoss – fertig gestellt wurde. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Heinrich IV. über das Bauvorhaben seines südlichen Nachbarn unterrichtet war. Erst nach mehreren Bränden wurden alle Häuser der Plaza Mayor gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Höhe auf vier Geschosse begrenzt. ArchitekturGrundlage der Platzgestaltung der Place Royale war ein königlicher Pavillon, der am Südende des Platzes im Jahre 1604 von Baptist Jean Androuet du Cerceau errichtet wurde. Alle anderen 35 Gebäude – mit Ausnahme des etwas höheren Pavillon du Roi und des Pavillon de la Reine – sollten dem gleichen Design folgen. Zum ersten Mal in Europa wurden alle Seiten eines Platzes – auf der Grundlage einer einheitlichen Planung – mit dreigeschossigen Häusern mit Arkaden im Erdgeschoss bebaut. Diese insgesamt 36 Stadtpalais stehen allesamt traufständig zur Platzseite und wurden mit Fassaden aus rotem Backstein in der farbigen Wirkung der „Brique-et-pierre-Fassaden“ ausgeführt, die letztlich in antik-römischer Tradition stehen. Die hohen Dachschrägen werden durch Lukarnen aufgelockert. Aufgrund der seitlichen Grenzbebauung war der Einbau von Fenstern nur auf der Vorder- und Rückseite der Häuser möglich. Als verantwortliche Architekten gelten Claude Chastillon und Louis Métezeau. Das hier – abgesehen von den mittelalterlichen Bastiden – erstmals in Frankreich verwirklichte Konzept durchlaufender Arkaden im Erdgeschoss diente dann später seinerseits als Vorbild für die Gestaltung zahlreicher Plätze und Straßen in ganz Europa. Ein Paradebeispiel in Paris stellt die von Napoleon I. konzipierte Rue de Rivoli dar, die nur wenig südlich des Platzes verläuft. NutzungHeinrich IV. wünschte sich für seinen Platz – und darin durchaus den Bastiden vergleichbar – eine gemischte Form der Nutzung: Manufakturen bzw. Handwerksbetriebe im Erdgeschoss, darüber Wohnungen. Doch bereits die ersten Käufer von Wohnungen bzw. von ganzen Häusern innerhalb der Anlage waren Angehörige des Adels, der schließlich auch die Gesamtanlage okkupierte. Hinter den Arkaden des Erdgeschosses mieteten sich Händler ein, die die adligen Herrschaften mit allem „Notwendigen“ versorgten. ReiterstatueDer sich in der Mitte des Platzes befindende kleine Park (12.370 m²) wurde 1866 eingerichtet. Inmitten des Platzes steht eine Reiterstatue König Ludwigs XIII., des Sohnes und Nachfolgers Heinrichs IV. Die erste Statue aus Bronze aus dem Jahr 1639 wurde während der Französischen Revolution zerstört. Die gegenwärtige aus dem Jahr 1829 ist aus Stein und stammt von den Bildhauern Jean-Pierre Cortot und Louis Dupaty. Prominente Anwohner
SonstigesEtwa gleichzeitig mit der Place des Vosges wurde in Charleville die rechteckige Place Ducale errichtet. Beide Platzanlagen ähneln sich in hohem Maße, was wohl in erster Linie der Tatsache geschuldet ist, dass zwei der verantwortlichen Architekten Brüder waren. Darüber hinaus war der Auftraggeber der Place Ducale, Charles de Gonzague, ein Neffe Heinrichs IV. und Herzog von Nevers und Rethel. Siehe auchDie übrigen königlichen Plätze von Paris sind:
Literatur
WeblinksCommons: Place des Vosges – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Koordinaten: 48° 51′ 20″ N, 2° 21′ 56″ O Einzelnachweise
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