Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Puttkamer (Begriffsklärung) aufgeführt.
Puttkamer ist der Name eines Uradelsgeschlechts aus Hinterpommern, das sich in viele Linien verzweigte. Es stellte zahlreiche hohe preußische Offiziere und Staatsbeamte. Mitglieder der Familie waren und sind in Wissenschaft und Kunst tätig und dienten als Diplomaten und Offiziere der Bundesrepublik Deutschland.
Der Name „Puttkamer“ stammt von der slawischen Amtsbezeichnung „putcumer“ („Unterkämmerer“, lateinisch „subcamerarius“, polnisch „podkomorzy“) ab. Die Verwendung eines Hofamts als Familienname ist bei adligen Geschlechtern nicht nur in deutschen, sondern gelegentlich auch in fremdsprachigen Formen anzutreffen.
Als Ahnherr dieses Geschlechts wird der 1257 bis 1260 nachweisbare „subdapifer Svecza de Slauna“ (Svenzo von Schlawe) angesehen, ein in Schlawe als Untertruchsess des Herzogs Swantopolk II. von Pommerellen wirkender Palatin von Danzig namens „Swenzo“. Damit wären die Puttkamer Agnaten der Swenzonen. Diese waren ein einheimisches Ministerialengeschlecht (polnisch Święcowi), das nach dem Aussterben der pommerellischen Herzöge aus dem Haus der Samboriden 1294 in den Wirren des pommerellischen Erbfolgestreits von 1296 bis 1309 die Regierungsgeschäfte führte und in den Landen Schlawe und Stolp faktisch wie Landesherren regierte, bis 1308 der Deutsche Orden den größten Teil des Herzogtums in Besitz nahm.[1]
Der zu Swantos Nachkommen gerechnete hinterpommersche Ritter Peter Putcumer, auch schon Puthkamer geschrieben, der das Swenzonen-Wappen mit dem Fischgreif führte, tritt im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts häufiger hervor; er war, wie sein Nachname besagte, herzoglicher Unterkämmerer. In der Folgezeit wurde dann die Amtsbezeichnung zum Familiennamen. Der bis heute gebräuchliche Leitname der Familie, Jesco, stammt ebenfalls von den Swenzonen.
Es bildeten sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zwei große Linien, die sich wiederum in viele einzelne Äste teilten. Sie waren über viele Jahrhunderte in Pommern weit verbreitet, wurden aber auch in anderen Gegenden Deutschlands ansässig. Ein Zweig der Linie zog im 16. Jahrhundert nach Livland und später weiter nach Polen. Dieser Zweig wurde im Jahre 1802 in den Grafenstand unter dem Namen Werschowetz-Sekerka Puttkamer erhoben. Anderen Zweigen der Familie, die im 17. Jahrhundert das zum ursprünglichen Amtsnamen eigentlich nicht passende „von“ als Erkennungszeichen adliger Standeszugehörigkeit angenommen hatten, wurde zu verschiedenen Zeiten die Freiherrenwürde verliehen; dies erfolgte teils durch Diplom, teils gewohnheitsrechtlich, sowie durch kaiserliche Verleihung im Jahre 1682.
Die Familie unterteilt sich nach ihren jeweiligen vormaligen Besitztümern in die Häuser Barnow, Norkallen, Schickerwitz und Wollin.
Ein Geschlechtsverband, gegründet 1859 in Köslin, bestätigt 1865 in Berlin, hält heute an verschiedenen Orten Familientage ab.
Das Stammwappen zeigt einen blauen Schild mit einem roten Greif mit Goldkrone, der von der Leibesmitte ab in einen nach vorn gekrümmten silbernen Störschwanz ausläuft (Fischgreif der Swenzonen). Auf dem Helm mit rot-blauen bzw. rot-silber-blauen Decken sind zwei auswärts gekehrte silberne Beile (Streitäxte) auf einem sparrenartigen goldenen Gestell, dessen Spitze mit drei Straußenfedern in der Farbfolge Rot – Silber – Blau besteckt ist.
Dieser sogenannte Fischgreif aus dem Familienwappen der Puttkamer, der auch im Stadtwappen hinterpommerscher Städte wie z. B. im Wappen von Rügenwalde oder Zanow vorkommt, war das ursprüngliche Wappen der Swenzonen.
Der Wappenspruch lautet: Artificiosa non durant(Künstliches ist nicht von Dauer).
Spätestens seit Mitte des 17. Jahrhunderts war Schlackow in der Familie, ab 1854 Krolow, zu dem auch die Vorwerke Vietzke und Marsow gehörten, die bereits seit 1340 Puttkamer’sche Lehen waren und die vermutlich auf den Besitz der Swenzonen zurückgehen, ebenso wie Görshagen. Die ganze Herrschaft Schlackow wurde im Jahre 1910 an den Grafen Wilhelm von Zitzewitz verkauft.
Das Rittergut und Schloss Himmighausen bei Nieheim (Ostwestfalen) kam durch Regelind Antonie von Puttkamer, geb. Gräfin von Oeynhausen, in die Familie und wird von ihr bis heute bewirtschaftet.[5]
Marie Madeleine (1881–1944), eigentlich Gertrud von Puttkamer, geb. Günther, Schriftstellerin und Lyrikerin
Alfred von Puttkamer (1882–1946), Generalleutnant der Wehrmacht an der Ostfront, am 14. Dezember befahl er als Stadtkommandant, die jüdische Bevölkerung in einer Siedlung vor Charkow zu sammeln. In der Folge wurden 16.000 Juden in der Schlucht von Drobyzkyj Jar ermordet[9]
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1908. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel), Gotha 1907, S. 580 ff.. ff. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser A (Uradel). Letztausgabe(n) 1942 zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
Georg-Jescow von Puttkamer: Zwei Eichen und zwei Linden. Die Puttkamer. Die Geschichte einer deutschen Adelsfamilie. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018. Verlagshinweis.
↑Ellinor von Puttkamer: Die Swenzonen und das Land Schlawe, in: Der Kreis Schlawe – Ein pommersches Heimatbuch (M. Vollack, Hrsg.), Band 1: Der Kreis als Ganzes. Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7, S. 445–450.
↑E. David (Hrsg.): Handbuch für das Preußische Herrenhaus. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1911, S. 227 (Online).
↑E. David (Hrsg.): Handbuch für das Preußische Herrenhaus. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1911, S. 349 (Online).
↑ Georg-Jescow von Puttkamer: Zwei Eichen und zwei Linden. Die Puttkamer: Die Geschichte einer deutschen Adelsfamilie. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2018 (Online).
↑Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S.759 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S.758–759 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 469; Erich von Puttkamer auf der Seite des Verbandes des Geschlechts von Puttkamer (mit Bild).
↑Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Band 2 (M - Z), Kiefer, Pforzheim 1987.
↑Norbert Fröhler: Wir können auch anders. Perspektiven von Demokratie und Partizipation. Beiträge der wissenschaftlichen Tagung, Hrsg. Hans-Böckler-Stiftung, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2004, S. 207. ISBN 9783896915610.
↑Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage, Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 387–388.