Ralf Wolter (* 26. November 1926 in Berlin ; † 14. Oktober 2022 in München ) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher , der in mehr als 60 Jahren in über 230 Film- und Fernsehproduktionen mitspielte. Einem breiten Publikum wurde er durch die Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre bekannt, in denen er die Figuren Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar verkörperte.
Leben
Wolter wurde 1926 in Berlin als Sohn von Erich Wolter, der unter dem Künstlernamen Fritz Amsel als Humorist auftrat, und der Sängerin Thea Wolter geboren.[ 1] Von 1946 bis 1948 besuchte er die Schauspielschule „Der Kreis“ (Fritz-Kirchhoff-Schule).
Im Mai 2002 machte er durch ein riskantes Wendemanöver auf der A 24 Schlagzeilen, bei dem er einen Unfall mit drei Toten mitverursachte und den Unfallort verließ . Der damals 75-jährige Wolter sagte aus, von dem Unglück nichts bemerkt zu haben.[ 2] Wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs wurde er zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 7000 Euro verurteilt.[ 3]
Ralf Wolter heiratete 1959 Edith Ackermann, mit der er bis zum Tod verheiratet blieb. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.[ 4] Das Paar lebte in München, wo Wolter im Oktober 2022 im Alter von 95 Jahren starb.[ 5]
Karriere
Theater und Kabarett
Nach seiner Schauspielausbildung spielte Wolter an verschiedenen Theatern in Berlin und Potsdam , darunter am Hebbel-Theater und am Theater am Kurfürstendamm wie auch an der dortigen Komödie sowie am Rheinischen Landestheater Neuss . Er trat vorwiegend in Boulevardstücken auf, ab 1971 bevorzugt an der Kleinen Komödie am Max II in München. 1991 stand Wolter als Sam Hawkens im Rahmen der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg ein letztes Mal mit Pierre Brice , mit dem er wiederholt zusammengearbeitet hatte, auf der Bühne.
2007 und 2008 spielte Wolter in dem Stück Jetzt oder nie – Die Comedian Harmonists der Freilichtspiele Schwäbisch Hall die Rolle des alten Harry Frommermann (Gründer der Comedian Harmonists ), der auf sein Leben bei der „ersten Boygroup der Welt“ zurückblickt. Seine Leidenschaft für humoristische Texte und Musik brachte ihn auch zum Kabarett . Von 1954 bis 1958 wirkte er bei den Berliner Gruppen Dachluke, Mausefalle und Rauchfang mit,[ 6] dann beim Kabarett rendez-vous in Hamburg .
Film, Fernsehen und Synchron
1951 gab Wolter in der Filmkomödie Die Frauen des Herrn S. sein Filmdebüt. Schon bald galt er als Idealbesetzung für liebenswerte Tollpatsche ; seriöse Rollenangebote blieben aus. In den folgenden Jahren war er unter anderem in den Komödien und Lustspielen Die Beine von Dolores (1957), Wenn die Conny mit dem Peter (1958) und Freddy, die Gitarre und das Meer (1959) zu sehen. 1958 hatte er einen Kurzauftritt als Toilettenmann in der Satireverfilmung Wir Wunderkinder mit der prägnanten Textzeile: „Jepinkelt wird immer!“
1961 spielte Wolter an der Seite von James Cagney und Horst Buchholz in Billy Wilders Komödie Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three) einen sowjetischen Agenten mit Glatzkopf. 1962 gelang ihm dann mit dem Karl-May -Western Der Schatz im Silbersee der Durchbruch. In der ersten Winnetou -Verfilmung spielte er den Trapper Sam Hawkens (ständige Redewendung: „… wenn ich mich nicht irre, hihihi“), den treuen Begleiter der beiden Helden Winnetou (Pierre Brice ) und Old Shatterhand (Lex Barker ). Diese Rolle übernahm er auch in fünf weiteren Kinofilmen und in der 14-teiligen Fernsehserie Mein Freund Winnetou (1980).
In dem Abenteuerfilm Der Schut , der ebenfalls auf einem Roman von Karl May basiert, stellte Wolter 1964 erstmals den Hadschi Halef Omar dar, den er auch in den Karl-May-Verfilmungen Durchs wilde Kurdistan (1965) und Im Reiche des silbernen Löwen (1965) spielte. In den Karl-May-Filmen Der Schatz der Azteken (1965) und der Fortsetzung Die Pyramide des Sonnengottes (1965) war er der schwäbische Kuckucksuhrenvertreter Andreas Hasenpfeffer.
Eine seiner wenigen Hauptrollen spielte er 1967 in der in der DDR gedrehten Filmkomödie Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche als Kuhhirte Krischan. Nach der 13-teiligen ZDF -Serie Ein Fall für Titus Bunge (1967), in der Wolter als Titelfigur einen Privatdetektiv verkörperte, und dem letzten Winnetou-Abenteuer Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968) wurden seine Kinorollen, unter anderem in verschiedenen Softsex-Filmkomödien, mit der Zeit immer kleiner und banaler. Für ihn ungewöhnlich war seine Rolle als NS -Parteimann in dem Kriegsdrama Eine Liebe in Deutschland (1983).
Ab 1975 war er überwiegend in Fernsehproduktionen wie Tatort , Der Alte , Ein Schloß am Wörthersee und Küstenwache zu sehen. Von 1981 bis 1985 moderierte er als Filmvorführer sieben Folgen der Reihe Das kleine Kino an der Ecke mit Ausschnitten aus großen Kinoproduktionen. Seine letzten Filmauftritte übernahm Wolter in zwei Kinofilmen, in denen er Bewohner eines Altenheimes spielte: Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! (2009) von Leander Haußmann und Bis zum Horizont, dann links! (2012) von Bernd Böhlich . Als Synchronsprecher lieh Wolter u. a. William Hickey (Giftiger Schnee) , Sidney James (Das Glück kam über Nacht ) und Miraculix in Asterix in Amerika seine Stimme.
Filmografie (Auswahl)
Kinofilme
1951: Die Frauen des Herrn S.
1954: Phantom des großen Zeltes
1955: Der Hauptmann und sein Held
1955: Oberwachtmeister Borck
1955: Hotel Adlon
1955: Vor Gott und den Menschen
1955: Ihr Leibregiment
1955: Urlaub auf Ehrenwort
1956: Ein Mädchen aus Flandern
1956: Tausend Melodien
1956: Der Glockengießer von Tirol
1956: Mein Vater, der Schauspieler
1956: Der Mustergatte
1956: … wie einst Lili Marleen
1956: Das alte Försterhaus
1957: Der Adler vom Velsatal
1957: Jede Nacht in einem anderen Bett
1957: Viktor und Viktoria
1957: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
1957: Der müde Theodor
1957: Frühling in Berlin
1957: Die Beine von Dolores
1958: Das Wirtshaus im Spessart
1958: Zeit zu leben und Zeit zu sterben
1958: Schmutziger Engel
1958: Grabenplatz 17
1958: Der Maulkorb
1958: Wir Wunderkinder
1958: Wenn die Conny mit dem Peter
1959: Schlag auf Schlag
1959: Freddy, die Gitarre und das Meer
1959: Bobby Dodd greift ein
1959: Alle Tage ist kein Sonntag
1959: Natürlich die Autofahrer
1959: Rosen für den Staatsanwalt
1959: Das schöne Abenteuer
1959: 2 x Adam, 1 x Eva
1959: Peter Voss – der Held des Tages
1959: Drillinge an Bord
1959: Die Gans von Sedan
1960: Das kunstseidene Mädchen
1960: Wir Kellerkinder
1960: Conny und Peter machen Musik
1960: Scheidungsgrund: Liebe
1960: Mal drunter – mal drüber
1961: Kauf Dir einen bunten Luftballon
1961: Eine hübscher als die andere
1961: Immer Ärger mit dem Bett
1961: Adieu, Lebewohl, Goodbye
1961: Robert und Bertram
1961: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
1961: Eins, zwei, drei (One, Two, Three)
1961: Der Lügner
1961: Ramona
1962: Freddy und das Lied der Südsee
1962: Die Post geht ab
1962: Der Schatz im Silbersee
1963: Liebe will gelernt sein
1963: Ferien wie noch nie
1963: Winnetou 1. Teil
1964: Das Wirtshaus von Dartmoor
1964: Old Shatterhand
1964: Der Schut
1964: Ein Sarg aus Hongkong
1964: Die Goldsucher von Arkansas
1965: Der Schatz der Azteken
1965: Die Pyramide des Sonnengottes
1965: Durchs wilde Kurdistan
1965: Winnetou 3. Teil
1965: Im Reiche des silbernen Löwen
1966: Wer kennt Johnny R.?
1966: Winnetou und das Halbblut Apanatschi
1966: Unser Boß ist eine Dame
1967: Mister Dynamit – Morgen küßt Euch der Tod
1967: Mittsommernacht
1967: Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche
1967: Heubodengeflüster
1968: Paradies der flotten Sünder
1968: Otto ist auf Frauen scharf
1968: Frau Wirtin hat auch einen Grafen
1968: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
1969: Hannibal Brooks
1969: Frau Wirtin hat auch eine Nichte
1969: Die tolldreisten Geschichten – nach Honoré de Balzac
1969: Charley’s Onkel
1969: Die jungen Tiger von Hongkong
1969: Heintje – Ein Herz geht auf Reisen
1969: Helgalein
1969: Alle Kätzchen naschen gern
1969: Liebe durch die Hintertür
1970: Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen
1970: Hilfe, mich liebt eine Jungfrau
1970: Was ist denn bloß mit Willi los?
1970: Heintje – Mein bester Freund
1970: Beiß mich Liebling!
1970: Das Glöcklein unterm Himmelbett
1971: Zwanzig Mädchen und die Pauker
1971: Das haut den stärksten Zwilling um
1971: Tante Trude aus Buxtehude
1971: Wir hau’n den Hauswirt in die Pfanne
1971: Morgen fällt die Schule aus
1971: Einer spinnt immer
1971: Urlaubsreport – Worüber Reiseleiter nicht sprechen dürfen
1972: Außer Rand und Band am Wolfgangsee
1972: Cabaret
1972: Kinderarzt Dr. Fröhlich
1972: Meine Tochter – Deine Tochter
1972: Lilli – die Braut der Kompanie
1972: Grün ist die Heide
1973: Alter Kahn und junge Liebe
1973: Unsere Tante ist das Letzte
1974: Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer
1977: Waldrausch
1977: Das Schlangenei
1979: Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern
1982: Piratensender Powerplay
1983: Eine Liebe in Deutschland
1983: Laß das – ich haß’ das
1985: Drei gegen Drei
1990: High Score
1992: Otto – Der Liebesfilm
1996: Kondom des Grauens
2009: Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!
2012: Bis zum Horizont, dann links!
Fernsehen (Auswahl)
1963: Die Zwölf Geschworenen (Fernsehfilm)
1963: Das Kriminalmuseum – Nur ein Schuh
1964: Die letzte Folge (Fernsehfilm)
1967: Ein Fall für Titus Bunge (Fernsehserie in 13 Folgen als Titus Bunge)
1968: Einer fehlt beim Kurkonzert
1973: Diamantenparty
1973: Lokaltermin , Folge Die Herrenpartie
1973: Schwarzwaldmädel
1974: Ehrenhäuptling der Watubas
1974: Unter einem Dach, Folge Ein rätselhafter Fall
1975: Tatort – Als gestohlen gemeldet
1975: Beschlossen und verkündet , Folge Der Doppelgänger
1976: Vater Seidl und sein Sohn , Folge Fernweh
1977: Der Alte – (Folge 1: Die Dienstreise )
1978: Polizeiinspektion 1 : Auf den Hund gekommen
1978: Der Alte – (Folge 15: Zeugenaussagen)
1978: Der Alte – (Folge 16: Der Pelikan)
1980: Mein Freund Winnetou (Karl-May-Fernsehserie)
1982: Drei gegen Hollywood
1986: Ein Heim für Tiere (Fernsehserie, eine Folge)
1986: Die Krimistunde (Fernsehserie, Folge 21, Episode: Der Stern )
1986: Der Fahnder (Fernsehserie, 2 Folgen)
1988: Liebling Kreuzberg – Glück kommt, Glück geht
1989: Mit Leib und Seele
1989: Molle mit Korn
1990: Le Gorille , frz. Fernsehserie
1993: Almenrausch und Pulverschnee
1994: Großstadtrevier (Bodycheck)
1994: Familie Heinz Becker (Folge Modenschau )
1997: Wilde Zeiten
2001: Vollweib sucht Halbtagsmann
2002: Herz in Flammen
Theateraufzeichnungen
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
↑ Otto J. Groeg (Hrsg.): Who's who in the Arts: A Biographical Encyclopedia Containing Some 13,000 Biographies and Addresses of Prominent Personalities, Organizations, Associations and Institutions Connected with the Arts in the Federal Republic of Germany. Who's Who Book & Publishing, Ottobrunn 1975, Band 2, S. 403–404
↑ Unfall: Verschuldete Schauspieler Ralf Wolter den Tod dreier Menschen? In: FAZ.net . 23. Mai 2002, abgerufen am 23. Dezember 2019 .
↑ Prozesse: Ralf Wolter erhält zehn Monate auf Bewährung. In: MZ.de . 1. April 2003, abgerufen am 23. Dezember 2019 .
↑ Ralf Wolter: Sam Hawkens macht ihn weltberühmt. NDR, 26. November 2021, abgerufen am 3. Oktober 2022 .
↑ Schauspieler Ralf Wolter gestorben. In: stern.de . 14. Oktober 2022, abgerufen am 14. Oktober 2022 .
↑ Ralph Wolter Auftritte in Berlin , abgerufen am 12. Dezember 2022