Reinhold Koser studierte in Berlin, Wien – dort schloss er sich der Burschenschaft Silesia an – und Halle Geschichte und Philologie. Er wurde 1874 promoviert mit einem Thema zum Dreißigjährigen Krieg: Der Kanzleienstreit: ein Beitrag zur Quellenkunde der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Zwischen 1874 und 1885 beteiligte sich Koser an den Publikationen der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, wo er ab 1880 Stellen als Privatdozent an der Universität und 1882 als „Geheimer Staatsarchivar“ innehatte, bis er 1884 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde und den Archivdienst verließ.
Koser war Herausgeber der ersten vier Bände der Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Neue Folge der „Märkischen Forschungen“ des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg, die ab 1888 jährlich „in Verbindung mit Fr. Holtze, G. Schmoller, A. Stölzel, A. v. Taysen u. H. v. Treitschke“ bei Duncker & Humblot in Leipzig erschienen. Sein Nachfolger war Albert Naudé. Koser war Mitarbeiter der Allgemeinen Deutsche Biographie.
1895 übertrug Kaiser Wilhelm II. Koser die Leitung des historischen Programms für die von ihm geplante und 1901 vollendete Siegesallee. Koser war damit zuständig für die Auswahl der 32 Standbilder und 64 Nebenfiguren des von der Berliner Bevölkerung als Puppenallee belächelten Monumentalboulevards, hatte sich dabei aber letztlich nach den kaiserlichen Vorgaben zu richten.[1] Von 1905 bis 1914 war er Vorsitzender der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica.
Reinhold Koser starb 1914 im Alter von 62 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.[2] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Reinhold Koser (Grabstelle 5-1-2) seit 1980 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2001 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[3] Sein Sohn Otto Koser (1893–1941) war ebenfalls Staatsarchivar.
Schriften
(Hrsg.) Heinrich de Catt. Unterhaltungen mit Friedrich dem Großen. Memoiren und Tagebücher. Hirzel, Leipzig 1884.
Friedrich der Große als Kronprinz. 2. Auflage, J. G. Cotta, Stuttgart 1901 (archive.org).
König Friedrich der Große. 2 Bände. J. G. Cotta, Stuttgart 1904/1908.
Friedrich der Große – Volksausgabe. J. G. Cotta, Stuttgart/Berlin 1911 (online).
Geschichte der brandenburgisch-preußischen Politik. Erster Bd.: Geschichte der brandenburgischen Politik bis zum Westfälischen Frieden von 1648. J. G. Cotta, Stuttgart/Berlin, 2. Aufl. 1913.
Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Grumbkow und Maupertuis (= Publicationen aus den preußischen Staatsarchiven, Bd. 72). Hirzel, Leipzig 1898 (Textarchiv – Internet Archive).
Über den gegenwärtigen Stand der archivalischen Forschungen in Preußen (= Mittheilungen der K. Preußischen Archivverwaltung, Heft 1). Hirzel, Leipzig, 1900 (Textarchiv – Internet Archive).
(Hrsg. mit Hans Droysen): Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire (= Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 81), Teil 1: Briefwechsel des Kronprinzen Friedrich 1736–1740. Hirzel, Leipzig 1908 (Textarchiv – Internet Archive).
(Hrsg. mit Hans Droysen): Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire (= Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 82), Teil 2: Briefwechsel König Friedrichs 1740–1753. Hirzel, Leipzig 1909 (online in der Google-Buchsuche-USA).
(Hrsg. mit Hans Droysen): Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire (= Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 86), Teil 3: Briefwechsel König Friedrichs 1753–1778. Hirzel, Leipzig 1911 (archive.org).
Preußische Staatsschriften aus der Zeit Friedrichs II. Bd. 1–3. Berlin 1874–1892.
Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen. Bd. 1–28. Berlin 1872–1903.
Geschichte Friedrichs des Großen (Jahrhundertausgabe zum Gedächtnis des 24. Januar 1712), Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart/Berlin, Bd. 1: 1912, Bände 2 u. 3: 1913, Bd. 4: (Anmerkungen, Bibliographie, Personenverzeichnis) 1914.
Literatur
Ludwig Biewer: Reinhold Koser. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Berlinische Lebensbilder, Bd. 4 (1989), S. 253–268.
Eckart Henning: Der erste Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive Reinhold Koser. In: Neue Forschungen zur brandenburg-preußischen Geschichte. Bd. 1. Hrsg. von Friedrich Benninghoven und Cécile Lowenthal-Hensel. (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Bd. 14). Köln / Wien 1979, ISBN 3-412-05179-9, S. 259–293.
Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500–1945. Bd. 2: Biographisches Lexikon. Saur, München u. a. 1992, ISBN 3-598-10605-X, S. 331.
Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.
Stephan Skalweit: Reinhold Koser (1852–1914). In: Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Bd. 5: Geschichtswissenschaften. Bouvier, Bonn 1968, S. 272–277 (= 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818–1968, Bd. 2, 5).