Ruppichteroth liegt im Bergischen Land, vom Siegtal durch die Nutscheid getrennt. Ruppichteroth wird auch als Bröltalgemeinde bezeichnet, da sich hier die Bröl und der Waldbrölbach vereinen. Höchste Erhebung ist der Gold-Berg (360,6 m ü. NHN).[3]
Das Rathaus der Gemeinde befindet sich mittig zwischen den früher eigenständigen Gemeinden Ruppichteroth und Winterscheid im Ortsteil Schönenberg.
Geschichte
Nach den karolingischen Teilungen im Vertrag von Verdun 843 gehörte das Gebiet Bauernschaft Ruppichteroth zum Auelgau. Diese existierte damals wahrscheinlich schon, da der Ortsname auf eine in der Rodezeit entstandene Siedlung hindeutet. Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung erfolgte jedoch erst am 31. März 1131 in einer Urkunde des Papstes Innozenz II., in der dem Bonner Stift St. Cassius und Florentius der Besitzanspruch am Kirchspiel Ruppichteroth bestätigt wird.[4] Innerhalb der späteren territorialen Gliederung kam das Amt Blankenberg – zu dem Ruppichteroth damals gehörte – in der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1806 zur Grafschaft, bzw. Herzogtum Berg.
Im Zuge der französischen Neuordnung des Rheinlandes wurde das Amt aufgelöst und die Umgebung in Arrondissements aufgeteilt. Das Amt Blankenberg fiel an das Herzogtum Cleve. Napoleons Schwager Joachim Murat wurde als Herzog eingesetzt, das Herzogtum selbst kurz danach zum Großherzogtum erhoben. 1806 bzw. 1808 wurde das Kirchspiel Ruppichteroth mit dem Kirchspiel Winterscheid zur Munizipalität Ruppichteroth zusammengelegt, die dem Kanton Eitorf unterstellt war. 1808 wurde Murat König von Neapel und das Großherzogtum wurde direkt Napoleon Bonaparte unterstellt.
1830 gab es in der Gemeinde Ruppichteroth 3848 Einwohner, die Rittersitze Junkersaurenbach und Burg Herrnstein, jeweils drei Getreide- und Ölmühlen, eine Ziegelei, drei Kalkbrennerhütten und eine Eisenhütte, zwei Kaufläden, zwei Gasthöfe und 30 Schenken. Von den 17.500 Morgen Land waren aufgrund des hohen Holzverbrauches für die Hütten nur noch 33 Morgen Hochwald vorhanden, 5000 Morgen Niederwald und 4000 Morgen Heide. An landwirtschaftlicher Fläche fielen für Feldfrüchte 6600 Morgen an, für Gemüsegärten 120 Morgen und für Obstanbau 22 Morgen. Daneben gab es noch 28 Morgen Teiche.
Ruppichteroth ist seit jeher land- und forstwirtschaftlich geprägt. Die Industrie fasste erst spät Fuß im Ort. Aus einem 1889 entstandenen Betrieb der Brüder Hugo und Otto Willach entwickelten sich zwei Betriebe, die heute im Bereich Schlösser und Beschläge weltweit führend sind.
Zweiter Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg forderte einige Menschenleben. Neben Frontsoldaten aus der Gemeinde kamen auf Gemeindegebiet in den letzten Kriegsjahren auch einheimische Zivilisten, Fremdarbeiter, alliierte und deutsche Militärpersonen um. Vom 7. April bis 9. April 1945 wurde Ruppichteroth von amerikanischen Soldaten erobert.[5] Nach Kriegsende gehörte Ruppichteroth zur britischen Besatzungszone.
Nachkriegszeit
Am 23. September 1955 stürzte das belgische Kampfflugzeug FZ 139 vom Typ Thunderjet im Rahmen einer länderübergreifenden Militärübung im Ortsteil Ahe ab. Dabei starb der Pilot und mehrere Häuser wurden teilweise oder komplett zerstört. Am 1. August 1969 entstand mit §18 Bonn-Gesetz die heutige Gemeinde Ruppichteroth durch die Fusion der Gemeinden Ruppichteroth und Winterscheid.
Einwohner
1811 hatte der Ort Ruppichteroth mit Huppach 92 katholische und 82 lutherische Einwohner. Die Spezialgemeinde, früher Kirchspiel, bestand aus der Commüne Ruppichteroth mit 757 katholischen, 295 lutherischen, 67 reformierten und 16 jüdischen Einwohnern sowie der Commüne Velken mit 777 katholischen und 202 lutherischen Einwohnern. Die zur Gesamtgemeinde dazugehörende Spezialgemeinde Winterscheid hatte in ihren drei Commünen 1152 katholische und 17 lutherische Einwohner. Die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde lag somit bei 2304 Einwohnern.[6] Am 31. März 2016 lebten im Hauptort Ruppichteroth alleine 2758 Einwohner, mit allen Ortsteilen hatte die Gemeinde zu diesem Zeitpunkt 11.108 Einwohner.[7]
Der Gemeinderat ist die kommunale Volksvertretung der Gemeinde Ruppichteroth. Über die Zusammensetzung entscheiden die Bürger alle fünf Jahre, zuletzt am 13. September 2020.[12]
Bürgermeister
Seit 2009 ist Mario Loskill der Bürgermeister. Er wurde 2014 mit 83,14 Prozent und 2020 mit 87,23 Prozent[13] der Stimmen wiedergewählt.
Wappen
Blasonierung: „Unter einem roten Schildhaupt, das durch eine wellenförmige Teilungslinie abgesetzt ist und in silbernen Kleinbuchstaben einer gebrochenen Schrift (Minuskeln) die Worte 'mons praeclare' enthält, in silbernem Feld ein linksgewandter roter Halbmond, zwischen dem ein rotes achtspitziges Kreuz (Johanniterkreuz) in der Weise steht, dass der linke und die senkrechten Kreuzarme die Mondsichel berühren, darunter die beiden Hälften einer halbkreisförmig angeordneten auseinandergerissenen schwarzen Kette.“[14]
Wappenbegründung: „O du schöner Berg“ (mons praeclare) ist die örtliche Legende vom Schönenberg, als Ausruf des Ritters Dietrich von Bruell, der mit Kaiser Friedrich I. an einem Kreuzzug teilgenommen haben soll, nach seiner Rückkehr (Kreuz für Kreuzzug auf islamischen Halbmond). Die gesprengten Ketten symbolisieren seine Rückkehr nach Kerkerhaft.
Der Hauptverkehr führt heute im Gegensatz zu früher nicht über die Höhenzüge (zum Beispiel die Römerstraße), sondern durch das Bröltal. Seit 1862 war die Gemeinde über die Bröltalbahn, eine Schmalspurbahn, an die Stadt Hennef und seit 1870 auch an die Stadt Waldbröl angeschlossen. Die Bahn diente vornehmlich dem Transport von Erz und Kalk, erst später von Personen. Sie wurde vorab als Pferdebahn betrieben. Dann wurde sie als älteste Schmalspurdampflokstrecke betrieben. Heute besteht die Hauptverkehrsanbindung hauptsächlich über die B 478, die die Gemeinde durchschneidet und mit den angrenzenden Städten Hennef und Waldbröl verbindet. An der Gemeindegrenze zweigt zudem die B 507 nach Neunkirchen-Seelscheid ab. Außerdem führen Landstraßen zu den angrenzenden Gemeinden Windeck, Eitorf, Much und Nümbrecht, zum Beispiel die Landesstraße 312.
In der Gemeinde waren am 1. Januar 2018 8.120 Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter 6.574 Pkw.[17]
Am 30. Juni 2015 eröffnete Bürgermeister Mario Loskill das neue Einkaufszentrum „Huwil-Center“. Das alte Firmengelände des früheren größten Arbeitgebers Ruppichteroths, der Huwil-Werke GmbH, wurde von der Investorengruppe Schoofs im Sommer 2014 abgerissen. Teile des Shed-Daches der alten Fabrikhallen des Unternehmens wurden zum Bau des neuen Center wiederverwendet.[20] Im neuen Einkaufszentrum sind die Geschäfte Edeka, Fressnapf, KiK, Rossmann, Action sowie der Discounter Lidl vertreten.[21]
Der Ruppichterother Ortsteil Schönenberg erhielt 1994 den Titel „Schönstes Dorf im Rhein-Sieg-Kreis“. Winterscheid schaffte das 1973 und 1981. Ruppichteroth wurde Silberdorf im Bundeswettbewerb 2016.
Literatur
Harry Hendriks: Ruppichteroth im Spiegel der Zeit. Bd. 1–4, Ruppichteroth 1977–1988.
Karl Schröder: Die Zivilgemeinde Ruppichteroth 1808–2006. Ruppichteroth – Schönenberg – Winterscheid. 100 Jahre Rathaus in Schönenberg. Hrsg.: Gemeinde Ruppichteroth. Franz Schmitt, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-329-4.
Adolf Becker: Die Bröltalbahn – Rhein–Sieg–Eisenbahn. Niederkassel–Mondorf 1988.
Lothar Willach: Das Ispert Haus – seine Geschichte und die Geschichte seiner Bewohner. Ruppichteroth 2011.
Wolfgang Eilmes Bilderbuch Ruppichteroth. November 2016.
↑Wilhelm Kaltenbach: Besiedelung, Entstehung und Entwicklung des Kirchspiels Ruppichteroth. In: Harry Hendricks: Ruppichteroth im Spiegel der Zeit. Erster Band. Ruppichteroth 1977, S. 13.
↑Karl Schröder: Die Zivilgemeinde Ruppichteroth 1808–2006. Ruppichteroth – Schönenberg – Winterscheid. 100 Jahre Rathaus in Schönenberg. Hrsg.: Gemeinde Ruppichteroth. Franz Schmitt, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-329-4, S.184ff.
↑ abKarl Schröder: Die Zivilgemeinde Ruppichteroth 1808–2006. Ruppichteroth – Schönenberg – Winterscheid. 100 Jahre Rathaus in Schönenberg. Hrsg.: Gemeinde Ruppichteroth. Franz Schmitt, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-329-4, S.17.
↑Annette Schröder: Einkaufszentrum in Ruppichteroth: Huwil-Center entwickelt sich zum Magneten im Bröltal. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 13. März 2017]).
↑Einkaufszentrum in Ruppichteroth: Eröffnung des neuen Huwil-Center rückt in greifbare Nähe. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 13. März 2017]).
↑Karl Schröder: Die Zivilgemeinde Ruppichteroth 1808–2006. Ruppichteroth – Schönenberg – Winterscheid. 100 Jahre Rathaus in Schönenberg. Hrsg.: Gemeinde Ruppichteroth. Franz Schmitt, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-329-4, S.117.
↑Karl Schröder: Aufstieg und Fall des Robert Ley. Hrsg.: Bürgerverein Ruppichteroth. Franz Schmitt, Siegburg 2008, ISBN 978-3-87710-342-5, S. 19.
↑Bastian Brinkmann: Im Bergischen dem Weltgeist verbunden. In: Rhein-Sieg-Rundschau. DuMont Schauberg, Köln 18. Mai 2010.