Schlacht bei AusterlitzKoordinaten: 49° 7′ 41″ N, 16° 45′ 44″ O
Dritter Koalitionskrieg (1805)
Kap Finisterre – Wertingen – Günzburg – Haslach-Jungingen – Elchingen – Ulm – Trafalgar – Caldiero – Mehrbach – Lambach – Bodenbühl – Steyr – Amstetten – Mariazell – St. Pölten – Kap Ortegal – Dürnstein – Schöngrabern – Wischau (Vyškov) – Austerlitz – San Domingo Die Schlacht bei Austerlitz (französisch Bataille d’Austerlitz, tschechisch Bitva u Slavkova, russisch Битва под Аустерлицем), auch die Drei-Kaiser-Schlacht genannt, obwohl der österreichische Kaiser Franz I. auf dem Schlachtfeld nicht anwesend war, fand am Montag, dem 2. Dezember 1805 statt, exakt ein Jahr nach der Kaiserkrönung Napoleons I. in Paris. Sie ist eine der bekanntesten Schlachten der Napoleonischen Kriege. Am Pratzeberg zwischen Brünn (tschechisch Brno) und Austerlitz (tschechisch Slavkov u Brna) in Mähren besiegte Kaiser Napoleon I. von Frankreich eine Allianz aus österreichischen und russischen Truppen – letztere unter Kaiser Alexander I. Feldzug von 1805Nach den relativ friedlichen Jahren 1803 und 1804 unterzeichneten im April 1805 Großbritannien und Russland einen Vertrag zur Besetzung der niederländischen Tochterrepublik Frankreichs und der unter französischem Schutz stehenden Schweiz. Österreich trat der Allianz bei, nachdem Genua in Frankreich eingegliedert und Napoleon zum König Italiens ausgerufen worden war. Napoleon bereitete nun die Invasion Großbritanniens vor und hatte dazu Invasionstruppen von 150.000 Mann bei Boulogne versammelt. Angesichts der drohenden Übermacht von Großbritannien, Russland und Österreich beabsichtigte Napoleon, die Großmächte einzeln zu schlagen. Die mangelnde Abstimmung zwischen den Koalitionären lieferte ihm dazu Gelegenheit: Österreich und Russland hatten bei ihren Aufmarschplänen die unterschiedlichen Kalender in Österreich und Russland ignoriert, sodass die Österreicher nach Bayern vorpreschten. Mit dem Bogenhausener Vertrag hatte sich im August Kurbayern mit Frankreich verbündet. Am 28. September 1805 ratifizierte der bayerische Kurfürst nach einigem Schwanken den Vertrag und ließ die bayerischen Truppen, ca. 30.000 Soldaten, noch am Tag der Ratifizierung an die französische Armee anschließen. In großer Eile war kurz zuvor die französische Grande Armée vom Ärmelkanal abgezogen und nach Osten geworfen worden. Der erste Schlag traf mit einer Blitzkampagne die Österreicher im damals bayerischen Ulm (25. September bis 20. Oktober 1805), während General Karl Mack von Leiberich gezwungen wurde, mit einem Teil seiner Armee zu kapitulieren. Damit stand Napoleon der Weg nach Wien offen: Nach kleineren Scharmützeln entlang der Donau gelang seinen Truppen am 13. November die kampflose Einnahme Wiens. Von Italien her rückten weitere französische Truppen heran. Napoleon verfolgte die zurückweichenden Russen in Richtung der mährischen Stadt Brünn, da er eine Entscheidungsschlacht erzwingen wollte, bevor sich die überlegenen Feindkräfte vereinen konnten. Insbesondere einen sich abzeichnenden Kriegseintritt Preußens wollte Napoleon vermeiden. Deshalb lockte er die Russen und Österreicher durch geschickte Vortäuschung eigener Schwäche in eine Schlacht, die – je nach Sprachgebrauch – als Schlacht von Austerlitz oder Schlacht bei Austerlitz in die Geschichte einging. SchlachtWetterVor der Schlacht betrug die Temperatur zwischen 1 und 2,5 Grad Celsius. Am Abend des 1. Dezember 1805 wandelte sich das bewölkt-bedeckte Wetter zu einer wolkenlosen Nacht. Am 2. Dezember herrschte dichter Bodennebel, der erst am Morgen der Sonne von Austerlitz wich. Die Temperatur betrug während der Schlacht ca. 5 Grad, der Himmel am Nachmittag war bewölkt mit zeitweiligem Regen. Der Historiker Uhlíř hat folgende meteorologischen Daten für die Stadt Brünn zusammengetragen:[1]
SchlachtfeldDas Schlachtfeld umfasst ein Quadrat mit ca. 12 km Seitenlänge, das durch zwei Verkehrsachsen bestimmt wird: Im Westen liegt die Süd-Nord-Verbindung von Wien nach Brünn (die einzige Nachschublinie Napoleons) und im Norden die Ost-West-Verbindung von Olmütz nach Brünn (die Anmarschrichtung der Russen). Ein südöstlicher Abzweiger dieser Straße führt zur kleinen Stadt Austerlitz, nach welcher die Schlacht benannt ist. Im Südwesten grenzten zwei damals sumpfige Teiche, welche teilweise zugefroren waren, das Schlachtfeld ab. Aus diesen fließt der Goldbach in nördlicher Richtung, bis er die Straße nach Olmütz kreuzt. Nordöstlich dieser Kreuzung befindet sich der Santon-Hügel, der Napoléon während der Schlacht als Hauptquartier diente. Im Süden, entlang des Goldbachs, befinden sich die kleineren Ortschaften Telnitz und Sokolnitz. Von Südosten nach Nordwesten erstreckt sich diagonal der schlachtentscheidende, sanft ansteigende Pratzeberg. PläneDie Alliierten besprachen ihre Pläne im Dorf Krenowitz, in dem sowohl der russische Zar Alexander I. als auch der österreichische Kaiser Franz II./I. ihre Hauptquartiere aufgeschlagen hatten. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit und der von Napoléon geschickt vorgetäuschten Schwäche zögerten Kaiser Franz II./I. und General Kutusow, einen Angriff einzuleiten, denn ihre Seite erwartete Verstärkungen. Zar Alexander I. jedoch, bestärkt durch Fürst Dolgorukow und andere Adlige sowie unterstützt vom österreichischen General und Stabschef Franz von Weyrother, entschied sich anzugreifen. Der mit dem Gelände vertraute General von Weyrother arbeitete die Angriffspläne aus, die am 2. Dezember 1805 um 1:00 Uhr den versammelten Generälen verlesen wurden. Viele Generäle konnten zu so später Stunde ihre Konzentration nicht aufrechterhalten, und General Kutusow soll dabei sogar eingenickt sein. Die mangelhafte Kommunikation und fehlende Hinterfragung der Pläne haben einen Teil der späteren Probleme verursacht. Der Plan der Alliierten mit ihrer Truppenstärke von ca. 85.400 Mann[2] (davon ca. 16.000 Österreicher) sah eine Attacke auf beiden Flügeln der Franzosen vor, bei der die Alliierten von General von Weyrother in sieben Teilstreitkräfte (Kolonnen) unterteilt wurden. Am rechten Flügel sollten 13.000 Mann unter dem russischen Generalleutnant Bagration, unterstützt von der 4.600 Mann starken Kavallerie (5. Kolonne) unter Feldmarschall Liechtenstein (gleichzeitig Oberbefehlshaber des österreichischen Teils der Streitkräfte), die französischen Kräfte auf der Straße von Brünn nach Olmütz binden. Der Hauptangriff der Alliierten auf dem linken Flügel mit 59.300 Mann sollte Napoleon von seinem Nachschub aus Wien abschneiden und ihn Richtung Brünn zurückwerfen. Die österreichische Kavallerie-Vorhut unter Feldmarschall Kienmayer (5.100 Mann) sollte der 1. Kolonne (8.500 Mann) unter Generalleutnant Dochturow den Weg zur Eroberung des Dorfs Telnitz bahnen. Die 2. Kolonne (11.700 Mann), unter dem französischen Exil-Generalleutnant in russischen Diensten Langeron, sollte unterdessen das etwas weiter nördlich gelegene Dorf Sokolnitz einnehmen, unterstützt durch die 3. Kolonne (10.000 Mann) unter Przybyszewski. Befehlshaber dieser drei russischen Kolonnen war der General der Infanterie Buxhöwden. Die 4. Kolonne (23.000 Mann) unter dem Befehl von Generalleutnant Kolowrat und Generalleutnant Miloradowitsch im Zentrum sollte den erfolgreichen Angriff der drei Kolonnen verstärken. Die russische Garde (8.500 Mann) unter Großfürst Konstantin, dem Bruder des Zaren, wurde nördlich des Hauptquartiers bei Krenowitz in Reserve gehalten. Napoleon hatte seinen Plan bereits am Vorabend, am 1. Dezember 1805 um 20:30, seinen Generälen übermittelt. Seine 73.000 Mann starke Armee sollte sich in der ersten Phase defensiv aufstellen; konzentriert am französischen linken Flügel (entspricht dem russischen rechten Flügel). Die Frontlinie bildete das V. Korps (19.200 Mann) unter Marschall Lannes, unterstützt von Marschall Murats Kavalleriereserve (5.600 Mann), dahinter das I. Korps (13.000 Mann) unter Marschall Bernadotte, die Grenadiere Oudinots (5.700 Mann) und die kaiserliche Garde (5.500 Mann) unter Marschall Bessières. Der rechte Flügel wurde einzig vom IV. Korps (23.600 Mann) unter Marschall Soult gehalten. Auch auf dem rechten Flügel konzentrierte Napoleon seine Kräfte links, indem er die beiden Divisionen Saint-Hilaire und Vandamme beim Dorf Puntowitz massiert aufstellte und einzig der Division Legrand, unterstützt durch die leichte Kavalleriebrigade Margaron, die Verteidigung der vom russischen Hauptangriff bedrohten Stellungen um Telnitz und Sokolnitz übertrug. Napoleon wusste hierbei, dass Teile des III. Korps (6.600 Mann) unter Marschall Davout nach einem Eilmarsch aus Wien (120 km in 50 Stunden) am frühen Morgen eintreffen würden. Sobald seine rechte Flanke gesichert sein würde, wollte Napoleon die beiden massierten Divisionen Soults die Pratzen-Anhöhe erobern lassen und somit den Feind teilen. Verlauf der Schlacht→ Liste der Einheiten der französischen Armee in der Schlacht bei Austerlitz SüdenUm 7 Uhr des 2. Dezember 1805 begann die Vorhut unter Kienmayer von Mönitz aus den Angriff auf Telnitz, das von der Division Legrand verteidigt wurde. Als die 1. Kolonne unter Dochturow um 8 Uhr ebenfalls in die Schlacht geworfen wurde, mussten die Franzosen Telnitz räumen. Um 8:30 griff die 2. Kolonne unter Langeron, unterstützt durch die 3. Kolonne unter Przybyszewski, das Dorf Sokolnitz an, bis um 9 Uhr, trotz einer zwischenzeitlich erfolgreichen Gegenattacke der Ersatzkräfte Davouts, beide Dörfer in alliierter Hand waren. Dieser alliierte Erfolg war teuer erkauft: Die Division Legrand und die Kräfte des III. Korps stoppten drei russische Kolonnen und die Vorhut Kienmayers (ca. zwei Drittel der russischen Hauptattacke). ZentrumEinzig die ahnungslos den anderen Kolonnen folgende 4. Kolonne unter Kolowrat und Miloradowitsch stand dem Hauptangriff Napoleons gegenüber. Napoleon fragte Marschall Soult, wie lange seine Divisionen benötigten, um den Pratzeberg zu besetzen. Weniger als zwanzig Minuten, antwortete Soult. Dann warten wir noch eine Viertelstunde, lautete die Antwort des Kaisers, der sicherstellen wollte, dass die drei alliierten Kolonnen möglichst bereits vom Pratzenberg auf die Flanke abmarschiert waren und somit das Zentrum schwächten. Um 9:00 Uhr lichtete sich der Nebel, und die Sonne begann zu scheinen (le beau soleil d’Austerlitz). Die Division St. Hilaire eroberte das Dorf Pratzen und erreichte den Gipfel der Anhöhe. Die Division Vandamme zur Linken stieß auf Widerstand im Dorf Jirschowitz. Um 9:30 Uhr hatten die Franzosen die Anhöhe erobert. Die Überraschung der Alliierten war komplett. Der Oberfeldherr Kutusow begleitete die 4. Kolonne Miloradowitsch und Kolowrat, als er die Franzosen im Zentrum wahrnahm. Er befahl der Kolonne, umzukehren und die Franzosen zu vertreiben. Die 2. Kolonne Langeron schickte die Brigade Kamensky zur Verstärkung. Zwischenzeitlich konnte die Brigade Jircik den Berggipfel noch einmal zurückerobern.[3] Bis 12:00 Uhr dauerte der von beiden Seiten unerbittlich geführte Kampf um den Pratzeberg, als die Franzosen siegten. Napoleon befahl den Divisionen St. Hilaire und Vandamme, nach Süden zu schwenken und die verbleibenden russischen Kolonnen anzugreifen. Damit entblößte Napoleon die Flanke der beiden Divisionen gegenüber der bisher in Reserve gehaltenen russischen Garde unter Großfürst Konstantin. Die russische Gardekavallerie vernichtete um 13:00 Uhr ein rasch in die Bresche geschicktes französisches Bataillon. Napoleon sandte die französische Gardekavallerie unter Oberst Morland, um die Russen zu stoppen. Morland fiel, der Versuch misslang. Erst die Intervention des General Rapp, eines engen Vertrauten von Napoleon, mit der Elite-Mamluken-Kavallerie führte zum Gelingen. Die Erfolgsmeldung dieser Attacke ist im Gemälde von Gérard verewigt. Mit der Zersprengung der russischen Garde konnten die Divisionen St. Hilaire und Vandamme ihre Attacke der drei russischen Kolonnen fortsetzen, welche in der Front vom III. Korps von Davout bedrängt wurden. NordenIm Norden standen auf der Straße von Brünn nach Olmütz die russischen Truppen unter Bagration, unterstützt von der Kavallerie Liechtensteins, den französischen Truppen des V. Korps (19.200 Mann) unter Lannes gegenüber, unterstützt von Murats Kavalleriereserve. Um 9 Uhr begann Bagration mit seiner Attacke gegen die Divisionen Suchet und Caffarelli. Er versuchte erfolglos, die linke Flanke der Franzosen zu umfassen. Südlich der Positionen von Bagration lieferten sich die Reiter Liechtensteins und Murats erbitterte Gefechte, unterstützt von Einheiten des I. Korps (13.000 Mann) unter Bernadotte. Als Bagration einsah, dass er den Widerstand der Franzosen nicht brechen konnte, begann er seine Einheiten zu extrahieren und den geordneten Rückzug anzutreten. RückzugDie Schlacht war entschieden, der Rückzug der Verbündeten war allgemein und artete bald in wilde Flucht aus. Auf einem sich zwischen den Satczaner und Mönitzer Teichen hinziehenden schmalen Damm drängte sich alles zusammen; einige wagten sich auf die dünne Eisdecke der Teiche und ertranken, da diese unter dem Beschuss französischer Artillerie zusammenbrach. Die Österreicher berechneten ihren Verlust mit 4.000 Toten, die Russen den ihren mit 11.000 Toten. Die Franzosen kamen auf 1.290[4] Tote und 6.943[4] Verwundete, machten über 12.000 Kriegsgefangene und rühmten sich, 180 Kanonen sowie das gesamte Gepäck erbeutet zu haben. Die Bronze der eroberten Kanonen wurde zum Guss der Vendôme-Säule auf dem Pariser Place Vendôme verwendet. Auf französischer Seite war der Brigadegeneral Valhubert, auf österreichischer Seite der Generalmajor Juerczik und auf russischer Seite der Generalleutnant Graf von Essen gefallen. Nach der SchlachtNapoleon I. verlegte am 3. Dezember 1805 sein Hauptquartier auf das Schloss Austerlitz. Er traf am 4. Dezember bei Nasiedlowitz mit Kaiser Franz II. zusammen und schloss am 6. Dezember in Austerlitz einen Waffenstillstand, dessen erste Bedingung der sofortige Abzug der Russen war. Am 26. Dezember schließlich wurde der Feldzug durch den Frieden von Pressburg beendet, welcher dem schon lange dahinsiechenden Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den Todesstoß versetzte und die Souveränität von Frankreich über Venedig, Istrien und Dalmatien besiegelte. Napoleons Bulletin an seine Soldaten
Französisches Original:
Schlachtfeld heuteDas leicht hügelige Gelände ist weiterhin von der Landwirtschaft geprägt, und es hat sich seit der Schlacht – abgesehen von der Ausdehnung der Dörfer – wenig geändert. Die Autobahn D 1 führt im Norden über das Schlachtfeld. Die Sehenswürdigkeiten sind nur bedingt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Besonders erwähnenswert sind das Schloss Austerlitz der Grafen Kaunitz und der Grabhügel des Friedens (Mohyla míru) auf dem Pracký kopec (Pratzeberg), jeweils mit kleinen Museen. Die vier Statuen des Grabhügels symbolisieren die Gefallenen Frankreichs, Österreichs, Russlands und das mährische Schlachtfeld. Im Inneren des Grabhügels befindet sich eine Kapelle mit einem Totenhaus mit Gebeinen Gefallener. In der Nähe des Museums am Grabhügel des Friedens befindet sich ein Denkmal für den einzigen tschechischstämmigen General der Schlacht, Jirčik, und seine Brigade, die an dieser Stelle gekämpft haben. Die Teiche im Süden des Schlachtfeldes existieren nicht mehr, da sie trockengelegt sind. Zuerst erfolgte 1824 die Trockenlegung des Großen Mönitzer Teiches. Dann wurde 1834 auch der Satczaner Teich zu Ackerland, da sich die daraus gefangenen Fische kaum verkaufen ließen, weil sich im Teich Überreste der in der Schlacht gefallenen Soldaten befanden. Literarische Rezeption und Sonstiges
Siehe auch
Literatur
WeblinksCommons: Schlacht bei Austerlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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