Spachbrücken
Spachbrücken ist ein Stadtteil von Reinheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. GeographieSpachbrücken liegt im Westen eines fruchtbaren und waldlosen Lössgebietes, das sich von Ober-Ramstadt bis Groß-Umstadt erstreckt. Die Ortslage ist rund eineinhalb Kilometer von der Gersprenz entfernt und liegt beiderseits des Dilsbachs, einem linken westlichen Zufluss der Gersprenz. Der Stadtteil Spachbrücken besteht aus der Gemarkung Spachbrücken.[3] innerhalb der Gemarkung liegt die Gewerbesiedlung Siedlungsplatz.[4] Spachbrücken grenzt im Norden an die Gemarkung Groß-Zimmern, im Nordosten gibt kurze gemeinsame Grenzen mit Klein-Zimmern und Habitzheim, im Osten und Süden liegt die Gemarkung Reinheim, im Westen Zeilhard und im Nordwesten Georgenhausen. Spachbrücken liegt in der Mitte zwischen Georgenhausen und der Kernstadt Reinheim und ist von beiden Orten nur wenige Hundert Meter entfernt. Die Gemarkung Spachbrücken erstreckte sich nach dem Stand von 1961 über eine Fläche von 778 Hektar. 1961 galten 243 Hektar als bewaldet. Da es in der Nähe von Spachbrücken keinen Wald gibt, hatte der Ort Anteil an der Dieburger Mark. Alle Gemeinden, die ursprünglich zur Dieburger (Wald-)Mark gehörten, nutzten bis 1812 das Waldgebiet westlich von Dieburg genossenschaftlich (→ Markgenossenschaft). Gewinnung von Brennholz und Bauholz, von Gerberlohe und Holzkohle, dazu Waldweide, Rodung und Renaturierung sowie alle Streitigkeiten wurden auf einem Märkerding geregelt, das bei Dieburg im Freien tagte, zu der jede ortsansässige Familie einen Vertreter (Märker) schickte und die unter der Schirmherrschaft des Mainzer Erzbischofs stand. 1812 wurde die Genossenschaft aufgelöst und der Wald je nach der Anzahl der Märker auf die beteiligten Gemeinden aufgeteilt. Georgenhausen etwa stellte 46 Märker und erhielt daher 319 Morgen (rund 40 Hektar) Gemeindewald, ähnlich Zeilhard und Klein-Zimmern. Die anderen Markgemeinden wie Spachbrücken waren größer und bekamen größere Flächen.[5] Für Spachbrücken handelte es sich um die Gemarkung Spachbrücker Wald, eine Exklave nördlich der Gemarkung Spachbrücken, die im Rahmen der Gebietsreform in Hessen 1977 – als Spachbrücken schon Stadtteil von Reinheim war – in die Gemeinde Messel eingegliedert wurde.[6] GeschichteOrtsgeschichteDie älteste bekannte Urkunde, in der Spachbrücken namentlich erwähnt wurde, ist ein Lehensbrief vom 17. Mai 1323. Er zählt die Güter und Orte auf, die Ulrich I. von Bickenbach von dem Kloster Fulda als Lehen erhielt. Zu ihnen gehörte neben Spachbrücken noch Georgenhausen, Zeilhard, Habitzheim und Teile von Zimmern. Bodenfunde beweisen, dass die ersten Ansiedlungen bis in die jüngere Steinzeit (4000–1800 v. Chr.) zurückgehen. Die Häuser der ersten Spachbrückener Einwohner standen in dem Dorfteil, der heute noch im Volksmund die Walachei genannt wird, direkt neben der Dilsbach. Da aus statischen Gründen der Bau einer Brücke für einen kleinen Bach nicht im Verhältnis stand, wurden Birkenstämme (= Spachen) in den Bachlauf gelegt, unten größere, um den Durchfluss des Wassers zu gewährleisten, nach oben hin immer kleinere, damit Fuhrwerke ungehindert darüber fahren konnten. In den historischen Dokumenten ist der Ortsname im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Schreibweisen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Spachbrucken in der Montad (1390); Spachbrucken (1429); Spachbrugken (1457); Spachprukken (1520); Spachbrücken (1521); Spachbrückhen (1572); Spattbrückhen (1580). Auf dem Erbwege kamen die Dörfer Spachbrücken, Zeilhard und Habitzheim an den Schenken zu Erbach. Diese Herrschaft dauerte nicht lange. 1528 verkauften die Erbacher, die Lehnsherren der Pfalzgrafen waren, unter anderem Spachbrücken, für 9000 Gulden an die Grafen zu Wertheim. Georg II. von Wertheim hatte 1525 in seinem Gebiet die Reformation durchgeführt. Die neue Herrschaft, die 1581 den Namen Löwenstein annahm, trat 1621 wieder zum katholischen Glauben über. Vor diesem Glaubenswechsel begann der Dreißigjährige Krieg. Da der Löwensteiner auf der Seite der Evangelischen focht, gehörte er zu den Verlierern. Seine Besitzungen, auch die in Spachbrücken, wurden eingezogen und dem Vizepräsidenten des Reichshofrats, Freiherr von Strahlendorf, geschenkt. Dieser verkaufte die Herrschaft Habitzheim an den Darmstädter Landgrafen. Nach dem Krieg kam sie 1649 wieder an Löwenstein zurück. Im Jahre 1635 war Spachbrücken wegen der Pest von den letzten Einwohnern verlassen. Um 1640 kehrten einige Überlebende zurück und nach 1650 siedelten sich vom Landgrafen in Darmstadt angeworbene Sachsen, Flamen und Schweizer dort an. 1675 legte Pfarrer Hach das erste Einwohnerverzeichnis an, das 33 Namen enthielt. Die Zeiten der Vogtei von Bickenbach und später der von Erbach und Löwenstein-Wertheim waren in manchen Fragen der Territorialherrschaft von spannungsgeladenen Rechtsunsicherheiten geprägt, die mehrfach militärische Einsätze zur Folge hatten:
Im Frieden zu Luneville ging die Umstädter Zentherrschaft an Hessen über. Die Pfalz hatte somit ihren Anspruch verloren. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 erhielt Hessen nach und nach die Herrschaft über das Gebiet. Von 1806 an lag die politische Macht über Spachbrücken in der Hand des Großherzoges. Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Spachbrücken:
Im Jahre 1870 wurde die Odenwaldbahn durch den Südzipfel der Spachbrücker Gemarkung gebaut mit dem Westportal des Engelbergtunnels (238 m) und 1905 gab es zum ersten Mal elektrisches Licht im Dorf. Den Strom dazu lieferte ein Generator der damaligen Brauerei Konrad Göckel VII. Die Stromlieferung übernahm später die HEAG in Darmstadt. Das Töpfer- und Knopfmacherhandwerk florierte bis zum Ersten Weltkrieg 1914 gut. Der Häfner Jakob Neuroth und sein Sohn Georg lieferten ihre Ware an den Großherzog in Darmstadt und bis an den Zarenhof in Moskau. Seit dem Ersten Weltkrieg wandelte sich Spachbrücken vom Bauern- und Handwerkerdorf allmählich zur Arbeiter-Wohnsitzgemeinde. Die meisten Spachbrücker finden ihre Existenz in den Industriebetrieben und Verwaltungen in Darmstadt und Umgebung. Diese Entwicklung setzte sich nach 1945 verstärkt fort.[8] Hessische Gebietsreform (1970–1977) Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die Gemeinden Spachbrücken, Ueberau und Zeilhard mit der Stadt Reinheim zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis zur erweiterten Stadt Reinheim.[9] Für die Stadtteile wurden Ortsbezirke eingerichtet.[10] Verwaltungsgeschichte im ÜberblickDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Spachbrücken angehört(e):[1][11]
Bevölkerung
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Spachbrücken 2163 Einwohner. Darunter waren 111 (5,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 376 Einwohner unter 18 Jahren, 954 waren zwischen 18 und 49, 432 zwischen 50 und 64 und 402 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 924 Haushalten. Davon waren 267 Singlehaushalte, 273 Paare ohne Kinder und 285 Paare mit Kindern, sowie 81 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 180 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 633 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]
ReligionsgeschichteDie Spachbrücker Vorfahren sind vermutlich von Mönchen des Klosters Fulda, das im Jahre 744 n. Chr. von Bonifatius gegründet wurde, in der Folgezeit zum Christentum bekehrt worden. Sie gehörten zu dem damals sehr großen Kirchspiel Dieburg. Im Jahre 1400 existierte die erste Filialkirche, die dem heiligen Antonius geweiht war. Mit der Reformation, die vor dem Jahr 1526 dort durchgeführt wurde, wurde Spachbrücken Filialgemeinde von Roßdorf. Im Gegensatz zu vielen Nachbargemeinden blieb Spachbrücken weiterer Religionswechsel erspart und war seitdem immer evangelisch-lutherisch. Im Jahr 1585 wurde Spachbrücken selbstständige Pfarrei, zu der auch Habitzheim gehörte, und erhielt mit Balthasar Scharff, der von 1585 bis 1592 dort wirkte, den ersten eigenen Pfarrer. Nachdem die alte Kirche baufällig geworden war und am 26. Mai 1749 der Blitz in den Kirchturm geschlagen hatte (Kisseltag) wurde sie abgerissen und der Grundstein für die jetzige Kirche gelegt, deren Einweihung am 6. Juli 1755 stattfand. Sie wurde 1970 bis 1972 gründlich renoviert. Sie erhielt ein neues Dach mit einem Storchennest als Wahrzeichen von Spachbrücken. Bei der Innenrenovierung wurde auch die wertvolle Barockorgel von Johann Christian Dauphin aus dem Jahre 1760 restauriert. PolitikFür Spachbrücken besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Spachbrücken) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[10] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 53,40 %. Dabei wurden gewählt: vier Mitglieder der SPD und ein Mitglied des „Reinheimer Kreises“ (RK).[15] Der Ortsbeirat wählte Günter Göckel (SPD) zum Ortsvorsteher.[16] Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerke
Natur und SchutzgebieteIn der Gemarkung Spachbrücken liegen Teilflächen der Natura-2000-Gebiete „Untere Gersprenz“ (FFH-Gebiet 6019-303) und „Untere Gersprenzaue“ (EU-Vogelschutzgebiet 6119-401).[17] Regelmäßige VeranstaltungenJährlich stattfindende Ereignisse in Spachbrücken sind die Kerb am vierten Wochenende im September[18], sowie der von der Freiwilligen Feuerwehr organisierte Tag der Feuerwehr. Wirtschaft und InfrastrukturBildungDie Dilsbachschule in der Pestalozzistraße 7 ist eine kleine, meist einzügige Grundschule mit etwa 85 Schülerinnen und Schülern und vier bis fünf Lehrkräften.[19] VerkehrBis 2013 führte die Bundesstraße 38 durch Spachbrücken um – mit entsprechender innerörtlicher Verkehrsbelastung – den Ort mit der Kernstadt Reinheim bzw. den Stadtteilen Georgenhausen und Zeilhard sowie im weiteren Verlauf Roßdorf und der Bundesstraße 26, die nach Darmstadt führt, zu verbinden. In der Ortsmitte zweigen von der B 38 die Landesstraßen L 3114 nach Groß-Zimmern und Dieburg und die L 3414 nach Habitzheim und Groß-Umstadt ab. Die westliche Ortsumgehung Reinheim und Spachbrücken der B 38 wurde 2013 fertiggestellt.[20] Die L 3114 führt schon seit 2009 nördlich um Spachbrücken herum zu dem Verknüpfungspunkt mit der B 38 am nördlichen Beginn der Westumgehung.[21] Der Haltepunkt Spachbrücken an der Rodgaubahn im inzwischen stillgelegten Abschnitt Dieburg–Reinheim (Odenw) lag rund 700 Meter östlich des heutigen Ortsausganges und wurde am 28. Mai 1965 geschlossen. Literatur
WeblinksCommons: Spachbrücken – Sammlung von Bildern
Anmerkungen und EinzelnachweiseAnmerkungen
Einzelnachweise
|