StephankiezDer Stephankiez ist eine Ortslage im Nordosten des Berliner Ortsteils Moabit im Bezirk Mitte. Er gilt als gut erhaltenes Gründerzeitviertel, das im Wesentlichen zwischen 1872 und 1910 entstand. Die historische Bausubstanz ist zu rund 90 Prozent erhalten. EntwicklungDie Anlage des Stephankiezes geht auf den von James Hobrecht entwickelten Bebauungsplan aus dem Jahr 1862 zurück. Die ursprünglich vorgesehenen extremen Blocktiefen wurden in der weiteren Planung durch das Einfügen der Stendaler und Stephanstraße mit Stephanplatz aufgelockert. In der Stephanstraße 4–15 sieht man ein Beispiel für die ab 1872 zunehmende offenere Bauweise – bestehend aus Vorderhaus und Seitenflügel (ohne zusätzliche Querflügel) mit größerer Hofgestaltung und Verzicht auf Souterrainwohnungen. Ein Großteil der Mietshäuser im Stephankiez wurde dennoch in Form hochverdichteter Wohngebiete mit verschachtelten Hinterhöfen errichtet. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs überstand der Stephankiez weitgehend unbeschadet. Durch den Bau der Berliner Mauer geriet das Viertel in eine Randlage und erhielt nun eine Verbindungsfunktion zwischen den nördlichen Ortsteilen und der City West. Die Perleberger Straße, Putlitzstraße sowie die Rathenower Straße gerieten zu wichtigen Verkehrsachsen für den Durchgangsverkehr. Nach dem Fall der Mauer wurde im Stephankiez 1991 eine Erhaltungsverordnung entsprechend § 172 Baugesetzbuch (Milieuschutz) ausgewiesen, um den seit Mitte der 1980er Jahre zunehmenden Modernisierungsmaßnahmen und den damit befürchteten negativen Entwicklung hinsichtlich der sozialen Zusammensetzung und Mieterverdrängung entgegenzuwirken. Es war in Berlin das erste Gebiet, das unter Milieuschutz gestellt wurde.[1][2][3] Zwischen 1995 und 2006 wurden Teile des Milieuschutzgebiets parallel unter eine Sanierungssatzung gestellt und in dieser Zeit städtebaulich durch Erneuerung von Wohngebäuden, Grün- und Freiflächen und sozialer Infrastruktur aufgewertet. Eine Sozialstudie aus dem Jahr 2006, die die Voraussetzungen zur Anwendung der Milieuschutzverordnung prüfen sollte, kam zu dem Ergebnis, dass keine Anhaltspunkte für einen städtebaulich begründeten Aufwertungsdruck bestehen. Aufgrund der Untersuchung beschloss der Bezirk 2007 die teilweise Aufhebung der Erhaltungsverordnung. Der Milieuschutz nach § 172 Abs. 1 Nr. 2 BauGB zur Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung wurde aufgehoben, während der städtebauliche Schutz nach § 172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB weiterhin bestehen bleibt, mit der Begründung da „die städtebauliche Gestalt des gründerzeitlichen Gebietes, eine besondere Qualität und einen wesentlichen Faktor für die Attraktivität des Wohnstandortes darstellt“.[4] GeographieInmitten des sternförmigen Kiezes liegt als Quartierszentrum der Stephanplatz – mit dem Namen wird auf Heinrich von Stephan, dem ehemaligen Generalpostdirektor im Deutschen Reich, verwiesen. Nördlich wird das Viertel durch die Bahntrasse der Berlin-Hamburger Bahn begrenzt. Südöstlich befindet sich der Fritz-Schloß-Park (vormals ein Exerzierplatz). Entsprechend den verschiedenen städtebaulichen Verordnungen gibt es unterschiedliche Begriffsbestimmungen bezüglich der Bezeichnung Stephankiez und dessen räumliche Ausdehnung:
VerkehrDer Stephankiez verfügt mit dem U-Bahnhof Birkenstraße rund 100 m westlich der Putlitzstraße über einen Bahnhof der Linie U9. Im Norden verläuft der S-Bahn-Ring mit der Station Westhafen, die an den Kiez angrenzt und über die Putlitzbrücke erreichbar ist. An der Quitzowstraße lagen Ladegleise und Rampen des Güterbahnhofs Moabit der Ringbahn. Von hier waren zwischen 1941 und 1945 über 30.000 Berliner Juden in die Ghettos, Lager und Vernichtungsstätten verschleppt worden. Die Deportationszahlen dieses Bahnhofs liegen nach jüngeren Forschungsergebnissen weit über den Zahlen der anderen Berliner Bahnhöfe, auch über den Zahlen des Bahnhofs Grunewald, an dem inzwischen ein Mahnmal errichtet wurde. An der Zufahrt zum Güterbahnhof an der Quitzowstraße wurde Anfang 2007 eine kleine Gedenkstele errichtet.[8] 2017 wurde auf dem Gelände des Güterbahnhofs ein Gedenkort eingerichtet. Der Güterbahnhof wurde inzwischen weitgehend geräumt und ist kaum noch in seiner alten Funktion erkennbar. Zudem stellt die im Winter 2009 neugebaute Ellen-Epstein-Straße parallel zur Quitzowstraße eine neue Verbindung zur Perleberger Brücke her. Grund für den Neubau sind die Altbauten zur Quitzowstraße, die wegen des hohen Lkw-Verkehrs starke Beschädigungen an den Wohnwänden zeigen. Des Weiteren gibt es zahlreiche Bushaltestellen, die teilweise auch von der in der Perleberger Straße verlaufenden Metrobuslinie M27 angefahren werden. Der neue Berliner Hauptbahnhof ist nur wenige Kilometer vom Stephankiez entfernt und stellt den Anschluss zum Regional- und Fernverkehr der Eisenbahn her. Die Berliner Stadtautobahn stellt an der Anschlussstelle 2 (Beusselstraße) eine innerstädtische Verbindung unweit des Stephankiezes dar. SakralbautenIn den Jahren 1905/1906 wurde die evangelische Heilige-Geist-Kirche nach Entwürfen von Georg Dinklage und Ernst Paulus in roten Backsteinziegeln erbaut. Sie befindet sich an der Kreuzung der Perleberger mit der Birkenstraße. Außerdem befinden sich eine Kirche der Freien Evangelischen Gemeinden in der Stephanstraße und eine Hicret-Moschee in der Perleberger Straße. SchulenDie Kurt-Tucholsky-Grundschule befindet sich in der Rathenower Straße 18. In der Stephanstraße 27 befindet sich die Hedwig-Dohm-Oberschule, nachdem das Schulgebäude mit der Heinrich-von-Stephan-Oberschule getauscht wurde. Auch die Moses-Mendelssohn-Oberschule befindet sich in der Stephanstraße. KulturdenkmälerIm Stephankiez befinden sich folgende Kulturdenkmäler:
FreizeitaktivitätenAn der Perleberger Ecke Havelberger Straße befindet sich mit der Bruno-Lösche-Bibliothek eine Zweigstelle der Berliner Öffentlichen Bibliotheken. Das Gebäude wurde 1964 eröffnet und entstand nach den Plänen von Gerd und Magdalena Hänska. Benannt wurde sie nach einem Tiergartener Bezirksstadtrat. In der Rathenower Straße 17 befindet sich unten das Kinderfreizeithaus Heinrich-Zille und oben die Jugendfreizeiteinrichtung Kubu, ein Projekt des Bildungsmarktes. Direkt am Stephanplatz befinden sich ein Spielplatz mit Spielmöglichkeiten für Kinder bis zwölf Jahren, eine kleine Skateranlage und ein abgegrenzter Fußballplatz. Prominente aus dem Stephankiez
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 31′ 59″ N, 13° 20′ 48″ O |