TaurerMit Taurer (altgriechisch Ταῦροι Tauroi), ebenso Scythotaurer[1] oder Tauroscythen, bezeichneten die Autoren des Altertums die vorskythische Bevölkerung auf der Halbinsel Krim, welche sie nach ihnen Chersonesos Taurike, Taurica oder Taurida nannten (siehe Hauptartikel Taurien). Die Taurer waren demnach ein antikes Hirtenvolk, das vornehmlich auf der südlichen Krim siedelte. Durch pontische Griechen, die seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. an den Küsten der Krim Kolonien gründeten, kam die griechische Welt in Berührung mit den Taurern und Skythen. Wissenschaftlich fassbar wird die Ethnie allerdings nur aus den Berichten der antiken Autoren. Archäologisch sind sie schwer von den Skythen und Sarmaten zu unterscheiden. Zwar rechnet man die bronzezeitliche Keramik zumeist den Taurern zu, allerdings besaß dieses Hirtenvolk keine schriftliche oder eigene Tradition. So bleiben wir auf die antiken Quellen angewiesen. MythologieDas Volk der Taurer unter ihrem König Thoas spielt eine bedeutende Rolle in den sagenhaften Erzählungen der Griechen um Iphigenie, die Tochter Agamemnons und Klytaimnestras, sowie ihren Bruder Orestes (siehe Atriden, Tantaliden). Vor dem Auszug der Griechen in den Trojanischen Krieg soll Iphigenie von ihrem Vater der Göttin Artemis geopfert werden. Durch göttliches Eingreifen wird sie aber ins Land der Taurer entrückt.[2] Hinter diesem Mythenkreis verbirgt sich vermutlich die Erinnerung an einen frühen Kult, verbunden mit Menschenopfern um die Göttin Iphigenie, die bei den Griechen mit dem Kult der Artemis verschmolzen wurde. Ein solches bedeutendes Kultzentrum einer jungfräulichen Göttin, der Artemis oder möglicherweise der Iphigeneia, von den Griechen schlicht Artemis Tauropolos genannt, muss es bei den Taurern gegeben haben. Ein anderes scheint aus Kleinasien in der Gegend von Täbris bezeugt. Manche modernen Autoren nehmen an, dass die Iphigenie-Erzählung erst spät in den Sagenkreis der Atriden aufgenommen wurde, nachdem die Erzählung um Klytaimnestra und Agamemnon schon fertig ausgebildet war. QuellenBereits im 5. Jahrhundert v. Chr. wird von den barbarischen Völkern am Rande der damaligen Welt berichtet, darunter auch von den Taurern. Insbesondere im Mythos von Iphigenie im Land der Taurer werden diese als raues, wildes, raubendes und kriegswütiges Volk beschrieben, denen Iphigenie im Tempeldienst der Artemis helfen musste, den Gefangenen die Häupter abzuschlagen.[3] Auch andere Autoren erwähnen vor allem deren Grausamkeit und Menschenopfer[4]. Im Mythos von Orestes wird wiederum der Artemistempel auf der Krim erwähnt. Orestes wurde ins Land der Taurer ausgesandt, um das Bildnis der Artemis aus jenem Tempel zu stehlen. Oft werden die Taurer als das südliche Gebirge auf der Krim bewohnend beschrieben.[5] Auch werden sie als sesshafte Hirten charakterisiert ,[6] was von den späteren Autoren wohl fälschlich als nomadisierende Gebirgsbewohner interpretiert wurde. Jedoch charakterisiert Skymnos die Skythen durchaus als „häusertragende Wandervölker“, so dass er diese Eigenschaft auch bei den Taurern erwähnt hätte. Auch nach Leskov waren die Hirten vornehmlich Viehzüchter, die Almwirtschaft in den südlichen Bergen trieben. Der Philologe Martin Korenjak hat daher vorgeschlagen, Skymnos so zu lesen bzw. zu übersetzen: „sie führen ein Hirtenleben im Gebirge“. Im 4. Jahrhundert werden sie als äußerst wild beschrieben; drei taurische Stämme werden genannt, nämlich die Arichi, die Sinchi und die Napaei.[7] Abstammung und Verwandtschaft
Über die Sprache der Taurer ist nichts bekannt. Siehe auchLiteratur
Einzelnachweise
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