Tausend-Zeichen-KlassikerDer Tausend-Zeichen-Klassiker (chinesisch 千字文, Pinyin Qiānzìwén, Jyutping cin1zi6man4; jap.: senjimon) war ein Buch für die Elementarerziehung im alten China. Der Originaltitel des Werkes war Ciyun Wang Xizhi Shu Qianzi – 《次韻王羲之書千字》 / 《次韵王羲之书千字》 (zu deutsch: "In Reimform gesetzte tausend Zeichen von Wang Xizhi"). Der Text besteht aus genau eintausend Schriftzeichen in Form eines Gedichts, die auf 250 Versen zu je 4 Zeichen entfallen. Jedes Schriftzeichen taucht dabei genau ein Mal auf. Der Text beginnt mit den berühmten Worten Tian Di Xuan Huang (天地玄黃 / 天地玄黄) und endet mit Yan Zai Hu Ye (焉哉乎也). Als Muster wurde die Kalligrafie Wang Xizhis (王羲之) genommen, des berühmtesten Kalligrafen Chinas. Kompiliert wurde das Werk von Zhou Xingsi (周興嗣 / 周兴嗣), der von 470 bis 521 lebte. GeschichteDer Text wurde von Zhou Xingsi (周興嗣 / 周兴嗣) im Auftrag von Kaiser Wu (梁武帝), geschrieben. Der Kaiser soll Aufzeichnungen zufolge um das Jahr 510 einen Text aus den tausend Schriftzeichen der Kalligrafie Wang Xizhis gewünscht haben, in dem jedes der dort vorkommenden Zeichen genau einmal vorkommt und welcher sich reimt.
Zur Verbreitung des Tausend-Zeichen-Klassikers außerhalb des Kaiserhofes trug erstmals der buddhistische Mönch Zhiyong (智永), ein Nachfahre des oben erwähnten Kalligrafen Wang Xizhi, bei. So soll er innerhalb von dreißig Jahren achthundert Abschriften verfasst haben, welche er in den Tempeln Südchinas verteilte.
– Shangshu gushi 尚書故實 In der Tang-Zeit (618–907) war der Text bereits als Lehrfibel weit verbreitet. So wurde in den 1900 gefundenen Mogao-Grotten 32 Abschriften entdeckt. Er war im 11. Jahrhundert n. Chr. so verbreitet, dass während der Song-Zeit sogar die Abfolge der Nummerierung der Schriftzeichen im damaligen daoistischen Kanon mit dem ersten Zeichen 天 – „Himmel“ begann und mit dem 400. Zeichen 宫 – „Palast“ endete. Die ersten europäischen Missionare in China erarbeiteten sich im 16. Jahrhundert ihre Sprachkenntnisse unter anderem mithilfe dieses Textes. Heute ist der Tausend-Zeichen-Klassiker in Taiwan Pflichtlektüre und in China gehört der Text zum Allgemeinwissen, jedoch kommt er im schulischen Alltag nicht immer in seiner vollen Tiefe zum Zuge. So schrieb der Philosoph Hu Shi 胡適 (1891–1962) in sein Tagebuch:
TextDer Text, dargestellt in Langzeichen aber heutiger zeilenweiser Schreibrichtung, lautet: 天地玄黃、宇宙洪荒。日月盈昃、辰宿列張。寒來暑往、秋收冬藏。閏餘成歲、律呂調陽。 Übersetzung
Siehe auch
WeblinksWikisource: Der Tausend-Zeichen-Klassiker – Quellen und Volltexte (chinesisch)
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