Telchinen (altgriechischΤελχῖνεςTelchínes) ist die Bezeichnung eines mythologischen vorgriechischen Urvolkes der Ägäis. In lokalhistorischen Traditionen sind sie die Ureinwohner der Inseln Rhodos, Kreta, Zypern und Keos. Auf dem griechischen Festland ist der Name in Verbindung mit einzelnen Orten, wie Teumessos (bei Theben), Delphi und Sikyon, bezeugt.[1] Nach einer in der Antike vertretenen Etymologie leitet sich der Name der Telchinen von ϑέλγεινthélgein, deutsch ‚bezaubern‘ ab.[2]
In der griechischen Mythologie werden die Telchinen als kunstfertige Schmiede (Anfertigung des Dreizacks für Poseidon), Errichter der ersten Götterbilder und Erfinder nützlicher Dinge (z. B. der Mühle) dargestellt. Sie stehen einerseits im Dienst des Hephaistos, andererseits werden ihnen der böse Blick und Zauberkunst nachgesagt, die sie auch aus Neid und Bosheit einsetzen. So vermögen sie das Wetter zu beeinflussen, die Vegetation zu verderben und sich in ihrer Gestalt zu verwandeln.
Strabon berichtet, die Insel Rhodos habe vordem Telchinis geheißen „nach den die Insel bewohnenden Telchinen, welche einige für Behexer und Zauberer erklären, die Tiere und Gewächse, um sie zu verderben, mit Wasser des Styx besprengten. Andere im Gegenteil sagen, sie wären als ausgezeichnete Künstler von den Kunstfeinden beneidet worden und in solche üble Nachrede geraten“.[5]
Diodor: Historische Bibliothek. Erste Abtheilung. Metzlersche Buchhandlung, Stuttgart 1831, Fünftes Buch, 55, S.567–568 (Textarchiv – Internet Archive).
Strabon: Erdbeschreibung in siebzehn Büchern. Zweiter Band. Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1831, Zehntes Buch, Dritter Abschnitt, § 7, S.300–303 (Textarchiv – Internet Archive – griechisch: Γεωγραφικά, Geôgraphiká. Übersetzt von Christoph Gottlieb Groskurd).
Strabon: Erdbeschreibung in siebzehn Büchern. Zweiter Band. Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1831, Zehntes Buch, Dritter Abschnitt, § 19, S.315 (Textarchiv – Internet Archive – griechisch: Γεωγραφικά, Geôgraphiká. Übersetzt von Christoph Gottlieb Groskurd).
Strabon: Erdbeschreibung in siebzehn Büchern. Dritter Band. Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1831, Vierzehntes Buch, Zweiter Abschnitt, § 7, S.45 (Textarchiv – Internet Archive – griechisch: Γεωγραφικά, Geôgraphiká. Übersetzt von Christoph Gottlieb Groskurd).
↑Die Lieder des Bakchylides (2): Die Dithyramben und Fragmente. Brill, Leiden, New York, Köln 1997, Fragmente unbekannter Herkunft, S.108–109 (Digitalisat [abgerufen am 4. Mai 2016]).
↑Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil. Urfaust. Jubiläumsausgabe zum 175. Todestag. Hrsg. u. komm. v. Erich Trunz, C.H. Beck, München 2006, S. 657 ff.