Tour de France 2019
Die Tour de France 2019 war die 106. Austragung des wichtigsten Etappenrennens im Straßenradsport. Sie startete am 6. Juli 2019 in Brüssel und endete am 28. Juli 2019 in Paris auf den Champs-Elysees. Das Grand-Tour-Etappenrennen gehört zur UCI WorldTour 2019. Gesamtsieger wurde der Kolumbianer Egan Bernal vor seinem Ineos-Teamkollegen Geraint Thomas. Nur sehr selten konnten in der Geschichte der Tour de France zwei Fahrer derselben Mannschaft einen Doppelsieg erringen; dennoch war das Rennen nicht durch eine starke Dominanz der Ineos-Mannschaft geprägt.[1] Vielmehr war die Tour 2019 ungewöhnlich ausgeglichen: Nie zuvor lagen zwischen den drei Erstplatzierten einer Tour lediglich 91 Sekunden.[2] Zwischen den Top-10 lagen nur 7:32 Minuten. Ungewöhnlich war zudem, dass den vier erstplatzierten Fahrern kein einziger Etappensieg gelang.[3] Gestaltung des Gelben TrikotsIm Mai 2019 wurde eine Neuerung beim Maillot Jaune bekanntgegeben: Aufgrund des 100-jährigen Jubiläums des Gelben Trikots wird das Trikot nicht, wie zuvor, im Verlauf der Tour gleich aussehen, sondern täglich wechselnd ein bestimmtes Motiv tragen:[4][5]
Teams und FahrerDer Veranstalter ASO lud zusätzlich zu den 18 automatisch qualifizierten WorldTeams mit Arkéa-Samsic, Cofidis, Direct Énergie und Wanty-Groupe Gobert vier UCI Professional Continental Teams ein. Es starteten insgesamt 176 Fahrer. Zu den Startern gehörte der Gesamtsieger der Tour de France 2018 Geraint Thomas, der sich in Abwesenheit seines Teamkollegen Froome die Kapitänsrolle in seinem Team Ineos mit der Nachwuchshoffnung Egan Bernal teilte. Der Vorjahreszweite Tom Dumoulin erklärte seinen Startverzicht nach einem Sturz beim Giro d’Italia 2019,[6] ebenso wie der Vorjahresdritte und viermalige Gesamtsieger Chris Froome nach einem schweren Unfall beim Critérium du Dauphiné 2019.[7] Ebenfalls nicht am Start war der Vorjahresvierte Primož Roglič (Jumbo-Visma). Er entschied sich, nach einem anstrengenden Giro d’Italia 2019 die Tour auszulassen und wird durch den Vorjahresfünften Steven Kruijswijk als Teamkapitän vertreten.[8] Ag2r La Mondiale wird vom Vorjahressechsten Romain Bardet angeführt, der unter anderem vom Gewinner des Weißen Trikots 2018, Pierre Latour unterstützt wurde. Von den sprintstarken Fahrern wurden unter anderem der sechsfache Gewinner des Grünen Trikots und dreimalige Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe),[9] Michael Matthews (Sunweb)[10], der zweimalige Etappensieger des Vorjahres Dylan Groenewegen (Jumbo-Visma)[8] und Elia Viviani vom Deceuninck-Quick-Step-Team aufgeboten, zu dem auch der Gewinner des Gepunkteten Trikots und zweifacher Bergetappensieger, Julian Alaphilippe, und als Gesamtwertungsfahrer der Zweite der Vuelta a España 2018, Enric Mas, gehörte.[11] StreckeDie 106. Tour-de-France-Strecke war 3.366 Kilometer lang und in 21 Etappen unterteilt, darunter zwei Etappen für das Zeitfahren (ein Mannschafts- und ein Einzelzeitfahren). Die Strecke führte – gegen den Uhrzeigersinn – durch die östliche und südliche Landeshälfte Frankreichs, wobei die ersten zwei Etappen in Belgien stattfanden bzw. die dritte Etappe in Belgien begann. Mit 27 Anstiegen in der 2. und 1. Kategorie sowie der Hors Catégorie (HC) galt die Strecke als sehr bergig. Die Fahrer mussten insgesamt 62 Anstiege bewältigen, darunter fünf der schwersten Kategorie HC an vier verschiedenen Gebirgen: den Vogesen, dem Zentralmassiv, den Pyrenäen und schließlich den Alpen. Die Veranstaltung umfasste sieben Bergetappen, vier davon haben sieben Anstiege, die mindestens 2.000 Meter über dem Meeresspiegel hinausgehen, wobei das Dach der Tour der Col de l’Iseran (2764 Höhenmeter) war. Ursprünglich wurde die Tour mit insgesamt 3480 Kilometern vorgestellt und umfasste 65 Anstiege. Aufgrund schlechter Witterungsbedingungen wurde die Strecke bei zwei Etappen (Etappe 19 und Etappe 20) um insgesamt 114 Kilometern verkürzt – drei geplante Anstiege wurden nicht befahren. Grand DépartDer Grand Départ fand zum zweiten Mal nach 1958 in Brüssel statt. Die belgische Hauptstadt war sowohl Start- und Zielort der ersten Etappe als auch Austragungsort eines Mannschaftszeitfahrens am zweiten Tag. Der Grand Départ erinnerte an den ersten Tour-de-France-Sieg der belgischen Radsportlegende Eddy Merckx bei der Austragung 50 Jahre zuvor.[12] Beim Grand Départ werden die Anstiege Mauer von Geraardsbergen und der Bosberg bewältigt, die durch die Flandern-Rundfahrt Berühmtheit erlangt haben. Weiterer StreckenverlaufNach dem Mannschaftszeitfahren in Brüssel über 27,6 Kilometer ging es auf der dritten Etappe von der belgischen Stadt Binche beginnend nach Frankreich zur Stadt Épernay in die Champagne. Die dritte Etappe führte durch das flache belgisch-französische Grenzgebiet, ehe es im letzten Viertel hügelig wurde und mit einem leichten Anstieg in der Zielankunft endete. Die Tour führte dann weiter nach Ost-Frankreich. Während die vierte Etappe – zwischen Reims und Nancy – eine Flach-Etappe war, führte die fünfte Etappe nach Colmar zum ersten Anstieg der 2. Kategorie der Tour: dem Côte du Haut-Kœnigsbourg. Die Überquerung der Vogesen wurde am nächsten Tag mit einer Berg-Etappe von Mülhausen zur Planche des Belles Filles fortgesetzt, wobei der letzte Anstieg – mit einem durchschnittlichen Anstieg von 8,7 % auf 7 km Länge – beim letzten Kilometer eine Steigung von 24 % hatte. Danach folgte eine 230 Kilometer lange Flach-Etappe, die längste Etappe dieser Tour, zwischen Belfort und Chalon-sur-Saône. Das zweite Wochenende wurde mit der Durchquerung des Beaujolais sowie des Zentralmassivs wieder schwieriger: Von Mâcon nach Saint-Étienne wurde die hügelige 8. Etappe von sieben Anstiegen geprägt. Der Sonntag wurde etwas einfacher, jedoch musste zu Beginn der Etappe der Anstieg Mur d’Aurec-sur-Loire (eine Bergwertung der 1. Kategorie) überwunden werden, am Ende erreicht das Fahrerfeld die Stadt Brioude – die Geburtsstadt von Romain Bardet. Vor dem Ruhetag fand zwischen Saint-Flour und Albi eine flache Etappe statt. Nach dem ersten Ruhetag standen in der zweiten Woche die Pyrenäen auf dem Tourplan. Vor Erreichen der Pyrenäen stand jedoch eine flache Etappe zwischen Albi und Toulouse an. Das Hochgebirge wurde mit drei Berg-Etappen überquert, die mit einer Einzelzeitfahrt ergänzt wird. Die erste Pyrenäen-Etappe, die von Toulouse aus beginnt, endete in Bagnères-de-Bigorre und überquerte dabei die Gebirgspässe Col de Peyresourde und Hourquette d’Ancizan. Am 19. Juli, dem 100. Jahrestag des Gelben Trikots, das erstmals an Eugène Christophe vergeben wurde, fand in und um Pau ein Einzelzeitfahren statt. Danach folgt die zweite, jedoch kurze Pyrenäen-Etappe (117,5 km) zwischen Tarbes und dem Col du Tourmalet (mit einem durchschnittlichen Anstieg von 7,4 % auf 19,0 km Länge). Zum dritten Mal in der Geschichte der Frankreichrundfahrt (nach 1974 und 2010) war der Col du Tourmalet eine Bergankunft, dort wurde auch der Souvenir Jacques Goddet verliehen. Die insgesamt 15. Etappe und dritte Pyrenäen-Etappe durchquerte ein Gebiet, das wegen der Katharerburgen große Bekanntheit erlangt hat. Mit einem Start von Limoux aus musste das Fahrerfeld ein Anstieg der 2. Kategorie und drei Anstiege der 1. Kategorie bezwingen, wobei die Bergankunft von Prat d’Albis oberhalb von Foix (mit einem durchschnittlichen Anstieg von 6,9 % auf 11,8 km Länge) mit dem zweiten Ruhetag endete. Nach dem Ruhetag begann und endete mit einer großen Schleife die 16. Etappe in Nîmes. Mit dem Pont du Gard, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, begann die nächste Etappe in Richtung Gap im Département Hautes-Alpes. Danach kamen drei Alpen-Etappen mit insgesamt sechs Anstiegen, die die 2000-Höhenmeter-Marke überschreiten. Die erste Alpen-Etappe verlief von Embrun aus auf einer langen 208 Kilometer langen Berg-Etappe nach Valloire, bei der drei große Gebirgspässe bewältigt wurden: dem Col de Vars, Col d’Izoard und Col du Galibier. Die zweite Alpen-Etappe zwischen Saint-Jean-de-Maurienne und Tignes war deutlich kürzer: Das Fahrerfeld musste – neben vier geplanten Anstiegen der 3. bis 1. Kategorie, darunter den Montée de Tignes bei 2.089 Höhenmeter – den Col de l’Iseran von der Südseite überqueren, mit 2.770 Höhenmeter das Dach der Tour, weshalb dort das Souvenir Henri Desgrange verliehen wurde. Wegen widriger Witterungsbedingungen wurde die Etappe abgebrochen und mit den Zeitabständen bei der Überfahrt des Col de l’Iseran gewertet – der Montée de Tignes konnte nicht mehr befahren werden. Aufgrund weiterer Wetterprognosen wurde die letzte Alpen-Etappe gekürzt und endete mit der schweren Bergankunft am Val Thorens – geplanten Bergwertungen am Cormet de Roselend und Côte de Longefoy wurden nicht überquert, der Zwischensprint wurde gestrichen. Die Rundfahrt endete mit der 21. Etappe traditionell auf der Avenue des Champs-Élysées in Paris. EtappenlisteWertungen und PreisgeldDas Rennen wird nach dem Reglement der Union Cycliste Internationale (UCI) für Etappenrennen ausgetragen. Der Veranstalter Amaury Sport Organisation legt im Einklang hiermit ein Sonderreglement fest, aus dem sich die Höhe der Preisgelder und die Kriterien für die Vergabe der Sonderwertungen ergaben (die Gesamtwertung und die Mannschaftswertung ergeben sich aus dem Reglement der UCI), wie nachfolgend beschrieben.[13][14] Etappenkoeffizienten und KarenzzeitDer Veranstalter weist den Etappen sieben Koeffizienten zu, die für die Karenzzeit von Bedeutung sind:
Die Etappenkoeffizienten sind auch bedeutend für die Punktewertung. GesamtwertungDer Führende der Gesamtwertung trägt das Gelbe Trikot (maillot jaune). Die Gesamtwertung ergab sich wie stets bei internationalen Etappenrennen aus der Addition der gefahrenen Zeiten. Zusätzlich gab es bei den Etappen – außer den Zeitfahretappen – 10, 6 und 4 Sekunden Zeitbonifikation. Weitere Zeitbonifikationen in Höhe von 8, 5 und 2 Sekunden gab es an der vorletzten oder letzten Bergwertung der 3., 6., 8., 9., 12., 15., 18. und 19. Etappe. PunktewertungDer Führende der Punktewertung trägt das Grüne Trikot (maillot vert). Die Punkte für diese Wertung wurden bei Etappenzielen entsprechend der Schwierigkeit und Art der Etappe (→Koeffizient) und Zwischensprints wie folgt vergeben:
BergwertungDer Führende der Bergwertung trägt das Gepunktete Trikot (maillot à pois). Die Punkte für diese Wertung wurden auf den Überfahrten der Anstiege wie folgt vergeben:
NachwuchswertungDer Führende der Nachwuchswertung trug das Weiße Trikot (maillot blanc). Die Nachwuchswertung berechnete sich wie die Gesamtwertung. In der Nachwuchswertung wurden alle seit dem 1. Januar 1994 geborenen Fahrer erfasst. MannschaftswertungDie Führenden der Mannschaftswertung trugen eine gelbe Rückennummer. Die Mannschaftswertung berechnete sich aus den Zeiten der drei ersten Fahrer eines Teams auf jeder Etappe; beim Mannschaftszeitfahren wurde die von der Mannschaft erreichte Zeit mit vier multipliziert und zum Mannschaftsklassement hinzugerechnet. Kämpferischster FahrerEine Jury zeichnete am Ende einer Etappe und am Ende der Tour de France einen Fahrer mit der Roten Rückennummer als kämpferischsten Fahrer aus. Ausgenommen waren das Mannschaftszeitfahren, das Einzelzeitfahren und die Schlussetappe. PreisgelderDie Höhe der einzelnen Preisgelder hatte sich im Vergleich zu den letzten Touren nicht verändert. Die Preisgelder belaufen sich auf eine Gesamtsumme von 2.291.700 Euro.[15] Davon werden 1.138.800 Euro für das Gesamtklassement, 601.650 Euro für die Etappenwertung, 178.800 Euro für die Mannschaftswertung, 128.000 Euro für die Punktewertung, 112.450 Euro für die Bergwertung, 66.000 Euro für die Nachwuchswertung, 56.000 Euro für die Wertungen um den kämpferischsten Fahrer sowie 10.000 Euro für die Sonderwertungen (Souvenir Jacques Goddet und Souvenir Henri Desgrange) verwendet. Anm. Die Preisgelder der Gesamtwertung sind als einzige bis zum 160. Platz gestaffelt und betragen für jeden Fahrer ab dem 20. Platz 1.000 €. Fahrer ab dem 161. Platz in der Gesamtwertung erhalten kein Preisgeld
Wertungen im TourverlaufDie Tabelle zeigt den Führenden in der jeweiligen Wertung bzw. die Träger der Wertungstrikots oder farbigen Rückennummern am Ende der jeweiligen Etappe an. Eine detailliertere Übersicht über die Platzierungen nach einer Etappe bieten die einzelnen Etappenartikel, die in der ersten Spalte verlinkt sind. (a) Auf der 2. und 3. Etappe trug Peter Sagan als Zweiter der Punktewertung das Grüne Trikot in Vertretung von Mike Teunissen (Gelbes Trikot). (b) Auf der 7. und 8. Etappe trug Egan Bernal als Zweiter der Nachwuchswertung das Weiße Trikot in Vertretung von Giulio Ciccone (Gelbes Trikot). (c) Auf der 20. und 21. Etappe trug David Gaudu als Zweiter der Nachwuchswertung das Weiße Trikot in Vertretung von Egan Bernal (Gelbes Trikot). Endergebnis
WeblinksCommons: Tour de France 2019 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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