UrstandAls Urstand wird in der Theologie der Zustand von Adam und Eva im Paradies bezeichnet, bevor sie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gegessen haben (Gen 3 EU). Der Urstandslehre zufolge befand sich dieses Menschenpaar durch die Urstandsgnade in dem Zustand, wie sie von Gott geschaffen wurden, was sich durch den Sündenfall verändert habe: der Verlust der unbefangenen Nacktheit, Geburtsschmerz, mühevoller Broterwerb und Sterblichkeit des Menschen werden auf die Übertretung des Gebotes Gottes zurückgeführt. Das Konzept vom Urstand hängt daher eng mit der Sünden- und der Gnadenlehre zusammen. Geschichtliche Entwicklung der UrstandsvorstellungAntikeIn der Alten Kirche wurde der Urstand verschieden ausgedeutet. Theophilus von Antiochien sah den Urstand naturhaft realistisch an,[1] während sie bei Irenäus von Lyon heilsgeschichtlich gedeutet wird. In der alexandrinischen Theologie wird der Urstand durch den platonischen Einfluss abstrakter verstanden und in Bezug mit dem präexistenten Logos gedacht. Die meisten griechischen Väter gingen von einem realgeschichtlich-historischen Urstand aus. Für die Westkirche prägend wurde die Auffassung des Augustinus vom Urstand als status rectus et sine vitio.[2] Daran schließen sich die Lehrentscheidungen der Synode von Karthago (418) (DH 222), der Synode von Orange (DH 389) und im pseudo-cölestinischen Kapitel („Indiculus“, DH 239). MittelalterIn der mittelalterlichen Scholastik wurde die Urstandslehre weiter ausgebaut. Anselm von Canterbury versteht sie als iustitia originalis (ursprüngliche Gerechtigkeit).[3] Thomas von Aquin verbindet die Urstandsgnade mit der heiligmachenden Gnade.[4] NeuzeitWährend die Reformatoren die Urstandslehre ablehnten, wird katholischerseits an einer heilsgeschichtlich gedeuteten Urstandslehre festgehalten: Der Mensch ist als ursprünglich gut und im Einklang mit Gott geschaffen, verlor diesen Zustand durch die Sünde und gelangt durch die Annahme der Erlösung durch Christus in einen noch besseren Zustand (vgl. felix culpa):
– Ecclesia Catholica: Katechismus der Katholischen Kirche (1997)[5] Die Urstandslehre hängt also eng mit der Erbsündenlehre und der Soteriologie zusammen und ist zwischen den christlichen Konfessionen umstritten. Verwendung des Ausdrucks „Urstand“ in der PhilosophieIn der Philosophie wird der Ausdruck „Urstand“ etwas anders als in der Theologie gebraucht. Bei Jakob Böhme bedeutet „Urstand“ so viel wie Ursprung, Ausgangspunkt der Welt. Schelling beschreibt damit, im ausdrücklichen Rückgriff auf Böhme, ein erstes Prinzip der Weltgenese im Zustand der „Latenz“. Wenn der Urstand sich selbst weiß, wird er vom Ur-stand zum Ver-stand.[6] Edmund Husserl verwendet den Ausdruck, um das absolute Subjekt zu beschreiben, also metaphorisch dasjenige, gegen das jeder Gegenstand steht.[7] Literatur
WeblinksWiktionary: Urstand – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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