Vladimiro Macchi wurde 1924 von seinem Vater auf das jesuitische Gymnasium in Piacenza geschickt, wo er 1932 das Abitur ablegte und anschließend das Priesterseminar besuchte. 1935 erhielt er die Priesterweihe und wurde Gymnasialprofessor und -rektor in Udine. 1942 kam er nach Deutschland und wirkte in Schwerin als Seelsorger bei italienischen Fremdarbeitern. 1944 wurde er auf eigenen Wunsch aus dem Priesteramt entlassen und arbeitete als Lektor für Italienisch am Romanischen Seminar der Universität Rostock. Ab 1948 war er Hochschullehrer für Italienisch und Spanisch in Halle (Saale), Jena, Leipzig und Ost-Berlin. Laut eigenen Aussagen (vgl. Storost op.cit. [s. u.], S. 61 ff.) wurde Macchi im Jahr 1962 von subalternen Hallenser Mitarbeitern der DDR-Staatssicherheit bespitzelt, was ihn vor allem psychisch sehr belastete, so dass er zusammen mit seiner Familie das Land seines Wirkens verließ und nach Italien ging, wo er ab 1963 Leiter des lexikographischen Instituts des Sansoni-Verlags mit über 200 Mitarbeitern in Rom wurde.
In der Rostocker Zeit wurden die Ansätze seines künftigen Wirkens schnell deutlich. Wegen des in der DDR herrschenden Mangels an geeigneten Lehrmaterialien für den Italienisch-Unterricht arbeitete Macchi an einer italienischen Grammatik (mit Blick auf ein Lehrbuch), an einer Synonymik mit Blick auf lexikographische Arbeiten, an italienischen Anthologien mit Blick auf die Zusammenstellung italienischer Literatur für den Unterricht.
Die besondere Bedeutung Macchis liegt auf dem Gebiet der Herstellung renommierter Wörterbücher, wie aus der nachfolgenden Bibliographie deutlich wird. Macchi hat sich um den Aufbau der Italianistik in der DDR – auch als Hochschullehrer – besondere Verdienste erworben.
Macchi kehrte nach seiner Berufstätigkeit nach Deutschland zurück und lebte mit seiner Frau zunächst in Emmendingen und später nach ihrem Tod in Kenzingen. Er war bis in sein hohes Alter geistig sehr rege, sprach sieben Sprachen (Slowenisch, Italienisch, Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch), beschäftigte sich mit Wortanalysen mit Hilfe von dBASE und benutzte auch in sehr hohem Alter mehrere Stunden täglich seinen PC und das Internet.
Bibliographie
Radiotelefonija. In: Koledar goriške matice, 1934. (Veröffentlichung unter dem Pseudonym Vlado Podobnikov).
Nekaj Besed o Radiu. In: Koledar goriške matice, 1935. (Veröffentlichung unter dem Pseudonym Vlado Podobnikov).
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Herausgeber und Nachwort zu Giovanni Verga: Trockenes Brot. Sizilianische Geschichten (deutsche Übersetzung von Ruth Macchi). Röth, Eisenach 1954.
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Mitarbeiter: Oscar Hecker, Il piccolo italiano, Freiburg i. Br.: Bielefeld, (9. Aufl.) 1956 (edizione completamente riveduta e aggiornata dal Prof. Vladimiro Macchi).
Mitarbeiter: Gesualdo da Venosa, Madrigali, 6 Bände, Deutsche Übersetzung von Vladimiro Macchi. Ugrino, Hamburg 1957.
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Literatur
Jürgen Storost: In memoriam Vladimiro Macchi. Aspekte der Wissenschaftsgeschichte. Ausgewählte Sujets Romanistischer Verlag, Bonn 2008, S. 9–83.
Jürgen Storost: Vladimiro Macchi (1909-2006). In: Zeitschrift für Romanische Sprachen und ihre Didaktik 1/2007, S. 219–229.
Maria Lieber, Vladimiro Macchi, lettore e lessicografo. In: Daniela Giovanardi und Harro Stammerjohann (Hrsg.), I lettori d'italiano in Germania. Narr, Tübingen 1996, Seiten 99–107.