Wilhelm Harnisch (Pfarrer)Karl Martin Emanuel Wilhelm Harnisch (* 9. Oktober 1887 in Berkau; † 14. Januar 1960 in Frankfurt am Main) war ein deutscher evangelischer Pfarrer. Er leitete die Reichspressestelle des Pfarrernotbundes und war Gründungsmitglied der Bekennenden Kirche. Leben1887–1945Harnisch wurde 1919 ordiniert und wirkte anfangs in Erxleben und Letzlingen. Als Pfarrer der Samaritergemeinde in Berlin-Friedrichshain ab 1931 richtete er im Samariterhaus (Samariterstraße 27), wo er auch wohnte, eine Arbeitslosenspeisung ein. Ab 1932 wurde dafür ein Erwerbslosenladen in der Mirbachstraße (heute Bänschstraße) angemietet. Diesen Laden entwickelte er zur Begegnungs- und Betreuungsstätte für Erwerbslose.[1] Ab 1933 wirkte er im Pfarrernotbund und leitete dessen Reichspressestelle. Damit wandte er sich gegen die Gleichschaltung der Evangelischen Kirche. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bekennenden Kirche. Anfeindungen und Denunziationen gehörten deshalb zu seinem Alltag. Im Mitteilungsblatt der Samaritergemeinde äußerte er sich dazu, u. a. schrieb er 1934:
Mehrmals wurde er verhaftet und verhört. Eine Suspendierung vom Dienst 1934 wurde aber wegen seiner Popularität in der Gemeinde 1935 wieder aufgehoben. Er hatte inzwischen außerhalb der Kirche weiter gepredigt, Bibelstunden und Konfirmandenunterricht abgehalten und im Predigtladen die Anhänger der Bekennenden Kirche in seiner Gemeinde betreut. Harnisch bemerkte dazu:
Einen Bericht über seine Inhaftierung im Berliner Konzentrationslager Columbia-Haus von 1935 enthält die Sammlung von Häftlingsberichten Warum schweigt die Welt?! Häftlinge im Berliner Konzentrationslager Columbia-Haus 1933 - 1936.[4] Eine 1940 angekündigte Versetzung Harnischs erfolgte nicht. 1945–1960Nach 1945 kümmerte er sich gemeinsam mit seiner Frau und Nachbarn darum, die Leichen auf den Straßen zu bergen und auf einem Notfriedhof hinter der Samariterkirche zu beerdigen. Er öffnete die Gemeindesäle als Massenquartiere für durchziehende Flüchtlinge und machte das Samariterhaus zum Sozialzentrum mit Schuhmacherei, Schneiderei und einer „Kirchlichen Bauhütte“, die mit Hilfe eines Architekten und einiger Helfer mehrere Kirchen, Pfarrhäuser und Wohnungen wieder aufbaute. Auch ein Kirchenneubau (die Offenbarungskirche in der Simplonstraße) entstand. Den früheren Erwerbslosenladen stellte er für Flüchtlinge und Bedürftige zur Verfügung. Daraus entstand ein Altersheim.[5] Harnisch gehörte der ersten provisorischen Bezirksverordnetenversammlung in Friedrichshain an.[6] Er wurde gegen seinen Willen 1953 in den Ruhestand versetzt und zog nach Berlin-Schöneberg und danach nach Frankfurt am Main. Ehrungen
Literatur
Einzelnachweise
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