Der Verlag Bibliothek der Provinz ist ein österreichischerVerlag, der viele Auszeichnungen erhalten hat und für seine inhaltlich und formal hochwertigen Bücher aus und über den österreichischen Kulturraum bekannt ist.
Der damalige Lehrer Richard Pils gründete 1989 den Verlag zunächst als zeitlich befristetes Projekt,[1] konnte damit reüssieren und leitet ihn bis heute. Die Bibliothek der Provinz hat ihren Sitz im AngerdorfGroßwolfgers bei Weitra im oberen Waldviertel. Die Schwerpunkte des Verlagsprogramms bilden österreichische Literatur und Belletristik, Regionalia, Foto- und Kunstbände sowie Kinderbücher. Bis 2017 erschienen über 1700 Titel. Der Verlag beschäftigte 2015 zwölf Mitarbeiter.[2] Die Bücher des Verlags „werden in kleinen Auflagen gedruckt und so lange gelagert, bis sie auch zum Vollpreis einen Abnehmer gefunden haben.“[3] „Der Quereinsteiger brachte und bringt die Bücher heraus, die er selber gerne kaufen möchte.“[3]
Nach Darstellung von Renate Just bietet der Verlag „nicht nur eine Fülle hochästhetischer, aber auch sozialkritischer Waldviertel-Bücher [.], exquisite Fotobände, sondern auch ausgewählte Literatur in bildschönen Ausgaben, von Stifter über Tabori bis Achternbusch, biografische Bände über Thomas Bernhard und Axel Corti, vielfach prämierte Kinderbücher.“[4]
Zu den Favoriten von Verleger Pils zählen u. a. der Autor und „Spielmacher“ George Tabori, „die Ikone des Verlegers“,[5] und der Schriftsteller Thomas Bernhard, für den er eine Bücherskulptur in seinem Gehöft aufstellen ließ.[6]
Dem Regisseur, Schriftsteller und Maler Herbert Achternbusch, seit Ende der 1990er-Jahre im Waldviertel lebend, widmet die Bibliothek der Provinz eine Gesamtausgabe,[7] nachdem es alle deutschen Verlage abgelehnt hatten, ihn weiterhin zu verlegen.[8]
Die fünfbändige und nach Mineralien benannte Reihe von Landschaftsporträts des Fotografen Gerhard Trumler – insbesondere den vierten Band – hielt Pils im Jahr 2000 für „das schönste Buch, das ich je gemacht habe“.[9] Die Fotobände über österreichische Kulturlandschaften erschienen von 1994 bis 2005 und werden von Texten des österreichischen Dichters Adalbert Stifter aus dessen Werk Bunte Steine begleitet.
Illustratorinnen wie Angelika Kaufmann oder Linda Wolfsgruber veröffentlichen bevorzugt in der Bibliothek der Provinz von Pils, „dank der Liebe und der Offenheit, die er der bildenden Kunst entgegenbringt“.[10]
Von 1996 bis 2016 lud Pils zu einem Literatur- und Kunstfestival auf die Schlossburg Raabs an der Thaya ein, dem Poetenfest.[11] Drei Tage lang und alljährlich im August stellte der Verlag seine Neuerscheinungen mit Lesungen und einem vielfältigen kulturellen Rahmenprogramm vor.[12] Literaten, Künstler und Leser wurde hier die Möglichkeit gegeben, sich auch persönlich kennenzulernen.
Besucher des Verlags in Großwolfgers können sich dort in einem Lesesalon alle Bücher des Verlags ansehen und lesen.[4]
Richard Pils feiert 25 Jahre Bibliothek der Provinz. Gespräch, Österreich, 4 Min., 2015, Moderatorin: Irene Suchy, Produktion: ORF, Reihe: Leporello, Erstsendung am: 3. Juli 2015 in Ö1, Inhaltsangabe und Audio-Datei, ab 4:18 Min.