Die Cadinene (Betonung auf der dritten Silbe: Cadinene) sind eine Gruppe chiraler Verbindungen, die sich durch die Lage der Doppelbindungen im Molekül, die Konfiguration der Stereozentren und die Verknüpfung der beiden Cyclohexanringe unterscheiden. Es sind ungesättigte bicyclische Kohlenwasserstoffe und gehören zur Reihe der Sesquiterpene. Allen liegt die Struktur der gesättigten Stammverbindung, dem Cadinan, zugrunde.
Die Bezeichnung leitet sich ab von Juniperus oxycedrus (franz. Cade oder Genévrier cade, Stech-Wacholder), aus dessen Holz erstmals Cadinene isoliert wurden.
In Abhängigkeit von der stereochemischen Konfiguration werden die einzelnen Vertreter der Stoffgruppe auch als Muurolene, Amorphene oder Bulgarene bezeichnet.
Die bei drei stereogenen Zentren acht möglichen Stereo-Isomeren sind alle bekannt, das bedeutendste und gleichzeitig das häufigste Sesquiterpen überhaupt ist (−)-β-Cadinen (Spezifischer Drehwert: [α]D20= −251°).[1] Es ist ein Hexahydro-Derivat des 4-Isopropyl-1,6-dimethylnaphthalins (Cadalin), die gesättigte Stammverbindung ist als Cadinan bekannt.
Je nach Verknüpfung der beiden Cyclohexan-Ringe des Dekalins werden in Abhängigkeit von der absoluten stereochemischen Konfiguration die einzelnen Vertreter der Stoffgruppe auch als Muurolene, Amorphene oder Bulgarene bezeichnet.
Konfiguration der Cadinene
Konfiguration der Muurolene
Konfiguration der Amorphene
Konfiguration der Bulgarene
Cadinene sind gegenüber Licht empfindlich und sollten daher an dunklen Orten aufbewahrt werden.
Vorkommen und Gewinnung
α-Cadinen findet sich in Gamander (Teucrium cyprium und Teucrium kotschyanum)[3]β-Cadinen ist in den Blättern mancher Gamander-Arten, in Ageratum (Ageratum conyzoides),[4] in Beifuß (Artemisia annua)[4] sowie im Wermutkraut[5] zu finden. Es ist der Hauptbestandteil des Cade-Öls, das durch trockene Destillation von Wacholderholz (Juniperus oxycedrus) im Mittelmeerraum gewonnen wird. Das Isomer γ-Cadinen kommt in Anis-Duftnessel,[6]Basilikum (Ocimum basilicum),[7]Tamarindenbaum (Tamarindus indica),[7] Ageratum (Ageratum conyzoides),[7] der Waldkiefer (Pinus sylvestris),[7] dem Eukalyptus (Eucalyptus globulus)[7] und Goldrute-Arten vor. δ-Cadinen findet sich in größeren Mengen in Helmkräutern (Scutellaria lateriflora)[8], sowie Basilikum (Ocimum basilicum,[8]Ocimum tenuiflorum[9]) Waldkiefer (Pinus sylvestris),[8]Teebaum (Melaleuca alternifolia)[8] und im Kubeben-Pfeffer (Piper cubeba),[8] zu finden. Auch in dem von Bienen produzierten Propolis konnten γ- und δ-Cadinen und nachgewiesen werden.[10]
Verwendung
Salben gegen Hautausschläge
Teerseifen
Haarsalben
β-Cadinen wird als Geschmackstoff in Backwaren, Süßigkeiten und Kaugummi sowie als Duftstoff in Kosmetika und Detergentien verwendet.
Einzelnachweise
↑ abcdeEintrag zu Cadinen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 8. Juni 2014.
↑In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
↑Otto Vostrowsky, Thorolf Brosche, Helmut Ihm, Robert Zintl, Karl Knobloch: Über die Komponenten des ätherischen Öls aus Artemisia absinthium L.. In: Zeitschrift für Naturforschung C. 36, 1981, S. 369–377 (PDF, freier Volltext).
↑G. R. Mallavarapu, R. N. Kulkarni, K. Baskaran, S. Ramesh: The essential oil composition of anise hyssop grown in India. In: Flavour and Fragrance Journal. Band19, Nr.4, Juli 2004, S.351–353, doi:10.1002/ffj.1316.